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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Riegel. Ihr
Vater fiel ihr entgegen. »Hoppla«, sagte sie. Sie trug einen Hausanzug aus
Shantungseide und sah trotzig drein. Mit achtzehn Stubenarrest, also das würde
ihr nun wirklich keiner glauben in ihrer Klasse. »Was gibt’s denn?« fragte sie.
    »Es gibt was, wenn du dich
nicht sofort da in den Sessel setzt.« Monsieur Grandlieu durchmaß das
Hotelzimmer des Claridge mit großen Schritten.
    »Es ist überhaupt nichts
passiert«, sagte sie. »Was ihr immer gleich denkt. Mir war bloß so kalt in dem
Bett von dem Mönch, ich meine, von der Nonne, und dann bin ich zu ihm ‘rüber in
das Himmelbett und...«
    »Wieso Nonne, wieso Himmelbett?
Ach so, mein Gott, das ist doch längst erledigt.«
    »Erledigt? Du bist mir nicht
mehr böse Paps? Hurra!« Sie fiel ihrem Vater um den Hals und küßte ihn links
und rechts auf die Wangen. Sie ließ von ihm ab und fragte: »Wie bist du ihn
wieder losgeworden, den aufdringlichen Kerl?«
    »Ich will ihn ja gar nicht
loswerden. Im Gegenteil.«
    Florence sah ihn verwundert an.
Er ging auf sie zu, legte seine Hände auf ihre Schultern und sagte bewegt:
»Florence, mein Kind, du wirst einmal die Erbin eines großen Vermögens werden.«
    »Ich denke, ihr seid ziemlich
abgebrannt? Das hast du neulich erst wieder gesagt. Oder ist etwa Tante
Françoise gestorben?« Sie sah ihn in freudiger Erwartung an.
    »Leider..., das heißt gottlob
nicht. Die alte Dame ist schließlich erst zweiundsiebzig. Aber nun setz dich
endlich und höre mir zu.« Grandlieu erzählte die Geschichte seines Vetters
Marcel Pierre Maria, des schwarzen Schafes der Familie, und daß über ihn nicht
gesprochen werden durfte, und daß er eines Tages aus Rache die Hälfte eines
riesigen Vermögens seinem unehelichen Sohn vermacht hatte, den niemand kenne,
und daß er selbst vor vielen, vielen Jahren spurlos verschwunden sei und daß...
    »Habt ihr nie nach ihm gesucht,
Papa?« unterbrach ihn Florence.
    »Wir haben nach beiden suchen
lassen, nach Marcel Pierre und nach diesem unehelichen Sohn. Einer der
bekanntesten Londoner Privatdetektive war für uns unterwegs.«
    »Na und?« Florence trommelte aufgeregt
mit ihren Pfennigabsätzen auf das Parkett.
    »Na und, nichts. Das einzige,
was er herausfand: die Spur führt nach Deutschland. Und das Vermögen muß auf
einer Züricher Bank deponiert sein. In einem Tresor.«
    »Dann muß eben einer von uns
nach Deutschland fahren, Papa!«
    »Genau das wollte ich dir
vorschlagen, Florence«, sagte Grandlieu feierlich.
    »Ich?« sagte sie und zeigte mit
dem Zeigefinger auf ihren Bauchnabel. »Au ja! Aber wie macht man so etwas? Ich
meine, wie soll ich ihn finden?«
    »Du brauchst ihn nicht mehr zu
finden. Wir haben ihn schon. Du ahnst, wer es ist, das heißt, du ahnst es nie.«
Grandlieu faltete die Hände und stieß sie sich mehrmals unter das Kinn. »Daß
mir das erst so spät eingefallen ist!«
    »Paps, wer ist es? Raus damit
oder ich platze.«
    »Es ist dein Monsieur Engel,
Florence.«
    »Ausgerechnet!« sagte Florence
und bekam sofort wieder eine Wut auf Philipp Engel. Dann fiel es ihr plötzlich
wie Schuppen von den Augen. Sie wußte auf einmal, warum er »Gute Nacht,
Schwesterchen!« zu ihr gesagt hatte. Das änderte die Sache allerdings. Das
heißt, das änderte sie nicht! Eine Frau schmeißt man nicht aus dem Bett. Er
hätte ja selbst gehen können, der Flegel. Na, und überhaupt, dachte sie mit
weiblicher Logik. Sie beschloß, Philipp Engel weiterhin unausstehlich zu
finden. Zu ihrem Vater sagte sie: »Da nimm dir lieber wieder einen Detektiv.
Mit Monsieur Engel möchte ich nichts zu schaffen haben.«
    Marcel de Grandlieu blieb vor
seiner Tochter stehen. »Du wirst das tun, was ich dir sage, verstehst du! Wir können
uns nämlich noch nicht einmal einen Detektiv leisten. Wir stecken bis zum Hals
in Schulden. Und wenn wir Pierres Geld kriegen, dann sind wir ‘raus. Fein ‘raus
sogar. Es ist unser Geld, das Geld der Grandlieus, und nicht das Geld dieses
Bastards!« Er beugte sich zu ihr. »Oder willst du auf alles verzichten?«
    »Nein«, sagte Florence
eingeschüchtert.
    »Nun, ich sehe doch, daß du
meine Tochter bist.« Grandlieu beruhigte sich sofort wieder. »Und jetzt paß
genau auf, was du zu tun hast.«
     
    Als der Schnellzug in Richtung
Dover Victoria Station verlassen wollte, schwang sich im letzten Augenblick ein
junges Mädchen auf das Trittbrett eines Erste-Klasse-Abteils. Ein Mann mit
einem Schnurrbart reichte ihr den Koffer nach. Er lief eine Weile auf

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