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Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld

Titel: Das goldene Bett/Aphrodite ist an allem schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. Fischer-Fabian
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Oberschenkel und kicherte.
    Er nahm die Zigarettendose
wieder in die Hand und wollte den Deckel öffnen, um noch einmal die Melodie zu
hören...
    Das Licht flammte auf. Die
Stimme kam ganz ruhig. Sie sagte: »Was machen Sie da?«
    Philipp blickte auf. Am Vorhang
stand das Mädchen, das er in der Werkstatt beim Bündeln der Banknoten
beobachtet hatte. Sie trug wieder ihren stahlblauen Lederanzug, die langen
gelben Stiefel und die bis zu den Ellbogen reichenden Handschuhe. Sie hatte
keine Waffe dabei. Dafür aber einen Leoparden, den sie wie einen Dackel an der
Leine führte.
    »Ich hatte Sie etwas gefragt,
Monsieur?« Sie wickelte die Kette so weit von ihrem Handgelenk ab, daß der
Leopard seine Pranken auf den Schreibtisch legen konnte. Er schlug eines der
beiden Telefone herunter. Philipp wich keinen Meter zurück. Er sah die dolchartigen
Eckzähne direkt vor sich und glaubte den Atem des Raubtieres zu spüren.
    »Wenn ich Scheitan loslasse,
sind Sie hin«, sagte das Mädchen.
    »Sie werden Scheitan nicht
loslassen. Scheitan wird schön brav wieder ins Körbchen gehen.«
    »Spielen Sie nicht den starken
Mann.«
    Sie hat recht, dachte Philipp,
leider hat sie recht.
    Sie schaute ihn an und
lächelte.
    »Scheitan ist arabisch und
heißt der Teufel. Heißen Sie auch so, Mademoiselle?« Er versuchte, das Zittern
in seiner Stimme zu verbergen und zwang sich zur Ruhe.
    Sie band den Leoparden an einen
in die Wand eingelassenen Haken. Sie kam auf ihn zu und sagte: »Du solltest
eigentlich wissen, wie ich heiße, Phil.« Sie griff in ihren platinblonden
Schopf un d riß ihn sich mit einem Ruck herunter. Sie hatte plötzlich
schwarze Haare.
    Er sprang wie elektrisiert auf.
»Branka!« sagte er.
    »Es ist ein erhebendes Gefühl«,
sagte sie, »einen Philipp Engel aus der Fassung zu bringen.«
     
    An der Tür des Zimmers 313 im
Hotel »Negresco« klopfte es dreimal. Elisabeth Engel rief: »Moment, bitte!«,
strich sich über das Haar und öffnete die Tür. »Madame Engel?«
    »Die bin ich.« Ihr in langen
Wirtinnenjahren geschulter Blick umfaßte den Mann vor der Tür und versuchte,
ihn einzuordnen: seriöser Herr mit sicherem Auftreten, galant, nicht ohne
Charme, bessere Kreise, vielleicht Adel, zumindest Geldadel, gewohnt zu
befehlen, kein Casanova, doch stark in seiner Wirkung auf Frauen jeden Alters.
Was nicht zu ihm paßte, war die riesige Sonnenbrille.
    »Ich darf Sie einen Moment
sprechen, Madame? Ich komme nämlich wegen der Annonce.«
    Mutter Engel strahlte: »Aber
bitte, nehmen Sie doch Platz.«
    »Also, was wissen Sie von
meinem...«, platzte Elisabeth Engel heraus.
    »Was wissen Sie?« unterbrach er
sie. »Das ist, glaube ich momentan interessanter.«
    »Leider weiß ich gar nichts.
Ich weiß ja nicht einmal, wo er ist. Seit er aus dem Gefängnis weg ist, suchen
wir ihn überall wie eine Stecknadel.«
    »Wir auch. Und wir haben ihn
bald. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Ach, das wäre zu schön,
Monsieur, zu schön wäre das. Der Phipps, der macht mir jetzt richtig Sorgen. Er
schreibt sonst immer, wo er ist, der Phipps, aber diesmal...«
    »Hören Sie endlich mit Ihrem
Phipps auf.« Leboss starrte sie durch seine Sonnenbrille an, die er aus Gründen
der Tarnung aufgesetzt hatte. Das Mütterchen da war entweder unglaublich
einfältig oder unglaublich clever. Er neigte zu letzterem. Im Grunde paßte es
zu Anselmo Ricco. Anselmo hatte bisweilen ungewöhnliche Methoden.
    »Sie sagten, Sie suchen ihn
auch, den Phipps?«
    Er zuckte bei dem Wort »Phipps«
zusammen, als habe ihn jemand auf ein frisches Hühnerauge getreten.
    »Dann sind Sie wohl von der
Polizei. Also, wenn Sie von der Polizei sind, dann müssen Sie ja wissen, daß
diese Mrs. Ellington ihre Anzeige zurückziehen mußte. Weil alles erlogen war,
jawohl, erstunken und erlogen. Phipps hat sich ihr nicht unsittlich genähert,
das hat er ja überhaupt nicht nötig...«
    »Natürlich nicht«, sagte Leboss
kläglich. Er spürte, wie es in seinen Fingerspitzen zu kribbeln begann. Ihm war
seltsam unbehaglich zumute. Er entschloß sich, dem albernen Spiel ein Ende zu
machen. Er ging auf Elisabeth Engel zu, fixierte sie durch seine dunkle Brille
und fragte scharf: »Wie geht es Anselmo?«
    »Mein Gott...«, hauchte sie und
wurde blaß. Sie bekam plötzlich Angst vor dem Mann im taillierten Giencheck.
    »Na, sehen Sie, warum nicht
gleich so.« Leboss deutete ihren Gesichtsausdruck anscheinend etwas anders.
»Nun mal die Karten auf den Tisch.«— »Jawohl«, sagte sie

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