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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Singapur – Hongkong erreicht, die am meisten befahrene Route Südostasiens. Larsson lag in seinem Bett und ruhte sich vom Nachtdienst auf der Brücke aus, das Kommando hatte Büchler übernommen, der Autopilot hielt das Schiff sicher auf Kurs. Mit Büchler sprach Larsson nur die notwendigsten dienstlichen Worte, eine private Unterhaltung gab es nicht mehr. Ein Offizier, der meutert, war für Larsson kein Mensch mehr, mit dem man redete. Für ihn war sicher, daß Büchler nie mehr ein Kommando auf einem Schiff bekommen würde, wenn das Seegericht ihn schuldig sprach. Und das war, nach Larssons Ansicht, selbstverständlich.
    Dr. Herbergh und Dr. Starke standen auf der Nock und suchten das glitzernde, strahlend blaue Meer ab, über dessen kleine Schaumkrönchen Schwärme von fliegenden Fischen huschten, in deren wie Glas aussehenden Flossenflügel das Sonnenlicht flimmerte.
    »Ich meine, ich sehe da etwas«, sagte Dr. Starke plötzlich und zeigte mit ausgestrecktem Arm über die schwachen Wellen. »Nur ein Punkt, es kann Treibholz sein oder eine Kiste, hier wird ja alles über Bord geworfen von den Frachtern. Ein Boot kann es jedenfalls nicht sein. Da … da ist es wieder. Ein länglicher Punkt!«
    »Ein Punkt ist nie länglich«, sagte Dr. Herbergh mit leichtem Spott. »Eher ein Gedankenstrich. Wo bleibt das gute Deutsch, Wilhelm?«
    »Also denn: Gedankenstrich backbord!« Dr. Starke grinste Herbergh an. Seine Laune hatte sich in den letzten Tagen merkbar gebessert. Sein Balzen um Anneliese hatte er eingestellt, die Frau eines Kollegen war unberührbar. Das war die einzige moralische Bremse, die er sich von jeher auferlegt hatte: Jede Frau mit hübschem Gesicht und formvollendetem Körper ist dazu ausersehen, mit Dr. Starke in die Federn zu gehen … nur die Frau eines Kollegen genießt Schutz. Aber auch mit Julia hatte es eine Klärung gegeben.
    Bei einem Verbandswechsel an dem Milzoperierten, bei dem sie allein im Krankenzimmer waren, hatte Julia zu ihm gesagt: »Wil, ich muß dir etwas sagen. Mir ist jetzt völlig klar geworden, daß ich Johann liebe. Wir wollen in Deutschland heiraten und gemeinsam an eine Klinik gehen. Zwischen uns kann nichts mehr sein, ab sofort, Wil. Tut mir leid.«
    »Mir auch, Kätzchen.« Dr. Starke schenkte ihr ein umwerfendes Lächeln. »Es war schön mit dir. Du warst eines der wildesten Weibchen, die ich bisher hatte. Ich werde oft an dich denken.«
    »Sogar am Ende lügst du«, Julia winkte ab, »dir werden wie immer die Frauen nachlaufen, und nicht einen einzigen Gedanken wirst du für mich haben. In kurzer Zeit hast du nicht mal eine Erinnerung an mich. Und das ist gut so. Auch ich werde dich vergessen.«
    Auch das war also ausgestanden, ohne daß Dr. Starke in Trübsinn versank. Es gab ja noch Phing, das mandeläugige, zierliche, bronzehäutige, zwitschernde Vögelchen, das nach Beendigung des Sturmes jede Nacht in seine Kabine schlich und bis zum Morgendämmern blieb. Ein paar Nächte lang hatte Starke darauf gewartet, daß Phings Freund Thai Cong Ky die Tür einrammte oder ihm wieder auflauerte, um ihn nun wirklich zu erschlagen. Wenn er nachts für zwei Stunden Phing verließ, um die Wache auf der Brücke zu übernehmen, ging er nie ohne seine Pistole im Gürtel aus der Kabine und sicherte wie ein Wild nach allen Seiten, bevor er durch die Gänge und die Treppe hinauf zur Ruderraum lief. Aber Thai lauerte nirgendwo. Fast bedauerte Dr. Starke das, es hätte ihm die Gelegenheit gegeben, sich für die Kopfverletzung zu revanchieren.
    »Der Gedankenstrich kommt näher«, sagte Starke jetzt. »Erkennen Sie ihn auch, Fred?«
    »Ja.« Dr. Herbergh setzte sein Glas ab. »Es ist merkwürdig. Für eine Kiste ist es zu groß, ich hole Hugo raus.«
    Auch Büchler war sich unschlüssig, was der treibende Gegenstand sein könnte. »Ein Baumstamm«, meinte er schließlich, »aber wie kommt ein Baumstamm in diese Gegend?«
    »Der Taifun kann ihn ins Meer getrieben haben.«
    »Genau das kann er nicht. Der Taifun raste zum Land hin, und außerdem ist die Strömung hier auch entgegengesetzt. Wenn schon ein Baumstamm, dann müßte er von uns wegtreiben. Wir sehen uns das mal an.«
    Büchler ging ins Ruderhaus und änderte den Kurs. Die Liberty drehte wieder in Richtung Küste ab.
    Nach zwanzig Minuten standen sie alle auf der Brücke und starrten auf den Gegenstand, der nun deutlich Form angenommen hatte. Anneliese wischte sich immer wieder über die Augen. An der Klappreling standen Stellinger und

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