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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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    »Kommen wir zum Charterpreis!« hatte Hörlein gesagt. »Nach unseren Erfahrungen mit dem ersten Schiff werden wir pro Tag achttausend Mark Unkosten haben. Einschließlich Charter.«
    »Achttausend Dollar?«
    »Deutsche Mark, Herr Svenholm.«
    »Darin ist alles enthalten?«
    »Alles.«
    »Das klingt, als ob ich Ihnen das Schiff schenken soll. Umsonst ist nichts, meine Herren. Sogar der Tod ist nicht umsonst … er kostet das Leben. Was bleibt bei Ihren Berechnungen für mich übrig?«
    »Sie können nicht eine Containerfracht zugrunde legen, Herr Svenholm. Die Liberty of Sea hat 1.600 BRT und eine Traglast von rund 4.000 Tonnen. Sie ist 1974 gebaut worden und fuhr 1975 ihre erste Fracht von Rotterdam nach La Guaira.«
    »Sie sind ja hervorragend informiert.«
    »Seit 1982 liegt sie ohne Fracht im Hafen von Monrovia, und es sieht nicht so aus, als wenn sie in den nächsten Jahren wieder flottgemacht werden würde. Die Handelsschiffahrt fährt durch ein anhaltendes Tief. Im Hinblick auf diese Situation sollten Sie uns ein faires Angebot machen.«
    Es dauerte drei Tage, bis Svenholm und die Herren des ›Komitees Rettet die Verfolgten‹ einig wurden. Der Vorteil dabei war, daß sie Kapitän Ralf Larsson kennenlernten, den Svenholm sofort aus seinem Landhäuschen nach Uppsala beorderte. Larsson war wortkarg, blickte mit wasserhellen Augen unter buschigen Brauen auf die neuen Eigner, hörte sich die Pläne an und sagte dann knapp: »Ich bin Kapitän, bekomme meine Heuer als Kapitän und führe mein Schiff, wie es sich für einen verantwortungsvollen Kapitän gehört. Ich sage es im voraus ganz klar: Ich werde mein Schiff nie in Gefahr bringen! Was Sie auch als Eigner vorhaben – das Kommando auf dem Schiff habe ich!«
    »Uff!« Svenholm legte die Hände erstaunt zusammen. »Das war die längste Rede, die ich bisher von Larsson gehört habe. Aber das sollte Bestandteil unseres Vertrages sein: Die letzte Entscheidung bei ungewöhnlichen Dingen haben der Kapitän und in letzter Instanz ich! Auf keinen Fall lassen wir uns auf kriegerische Auseinandersetzungen ein.«
    »Die hat es bisher nie gegeben.«
    »Bisher heißt nicht, daß es in Zukunft so etwas nicht geben könnte. Was würden Sie tun, wenn Sie von vietnamesischen Kriegsschiffen angegriffen werden?«
    »Das ist unmöglich. Wir befinden uns immer in internationalen Gewässern.«
    »Vietnam ist ein kommunistischer Staat. Mit Kommunisten haben wir unsere Erfahrungen. Wissen Sie, wie viele sowjetische U-Boote schon in schwedischen Gewässern, ja sogar vor Stockholm, operiert haben, um unsere Seeverteidigung auszuspionieren? Was kümmern die internationale Gewässer, wenn sie sogar in nationale Zonen eindringen?« Svenholm warf einen kurzen Blick auf Kapitän Larsson, der regungslos in seinem Ledersessel hockte und nur ganz kurz mit den buschigen Augenbrauen zuckte. »Wie nahe gehen Sie an die vietnamesische Küste heran?«
    »Zwischen 120 und 210 Seemeilen südöstlich vom Mekong-Delta. Das ist unser bevorzugtes Suchgebiet. Dort treiben auch die meisten Flüchtlingsboote. Und dort liegen die Piratenschiffe vor dem Mekong-Delta.«
    »Kann es einen Kampf mit diesen Piraten geben?«
    »Nein. Sie flüchten, wenn sie das Rettungsschiff sehen. Sie gehen kein Risiko ein. Sie überfallen nur die hilflosen Boatpeople. Die sind alle so erschöpft, daß sie keinen Widerstand leisten. Das goldene Meer müßte eigentlich das blutige Meer heißen. Deshalb brauchen wir ja ein Schiff, Hilfe durch Spenden, Plätze für die Überlebenden irgendwo auf der Welt. Und wenn wir nur einen Menschen retten, hat sich der Einsatz gelohnt. Aber es werden Tausende sein.«
    An einem Sonntagmorgen fuhr die Liberty of Sea in den Hafen von Singapur ein und ging dort in dem weitverzweigten, durch Inseln gebildeten Labyrinth auf Reede. Wer vom Mount Faber über die Stadt und das mit Eilanden bestreute Meer blickt, versteht, warum man Singapur einen der schönsten Häfen der Welt nennt.
    In drei Wochen wurde die Liberty umgebaut, ein Kran von 23 Tonnen Gewicht wurde an Backbord montiert. Er war gemietet und kostete pro Tag 200 Mark. Kühlcontainer wurden auf Deck gehievt, die Klinikeinrichtung, Stapelholz und Sperrholzplatten für die Herstellung von rund 300 Liegeplätzen, Decken und Kopfkissen, Handtücher und Laken, 14 Rettungsinseln, 400 Schwimmwesten, vier Megaphone. Die Tanks wurden vollgepumpt und garantierten so eine versorgungsfreie Fahrt von 40 Tagen. Die Crew aus Liberia wurde

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