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Das goldene Meer

Das goldene Meer

Titel: Das goldene Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht unserem Kätzchen gelten, wo schleicht er hin?«
    »Das ist eine heiße Frage, Anneliese.«
    »Und deshalb zögerte ich zuerst, den Tumor-Patienten zu beobachten. Ich möchte wirklich nicht zur Verräterin werden. Aber: Wir haben unter den Vietnamesen drei ausgesprochen hübsche Mädchen. Eines, Phing heißt es, strahlt Wilhelm an mit großen, leuchtenden Kulleraugen. Sie ist 17 Jahre alt, gibt sie an, und hat einen schönen Körper. Genau das, was Wilhelm anlockt wie einen Honigsammler.«
    »Sie vermuten, Starke schleicht zu dieser Phing?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Sie bietet sich ihm an.«
    »Und das soll keiner bemerkt haben? Die Vietnamesen sind doch sonst so wachsam.«
    »Warum sollen sie etwas tun? Sie betrachten Phings Liebesdienst mit Wohlwollen in der Hoffnung, daß Wilhelms Vergnügen auch für sie Folgen hat. In Asien hat man eine andere Beziehung zum Sex als bei uns. Man ist freier. Vielleicht, weil es sonst keine andere Freiheit gibt. Wenigstens der Körper soll etwas Glück ins Leben holen.«
    »Sie haben sich eingehend mit der Mentalität dieser Völker beschäftigt?«
    »Ja.« Muffel, dachte Anneliese etwas enttäuscht. Jetzt hatte er eine massive Brücke und sah sie nicht. Man hält ihm den Steigbügel hin, aber er bleibt auf der Erde. O du Muffel! Wie bekommt man dich zum Reden? Soll ich etwa den Anfang machen und einfach sagen: »Fred, ich liebe dich.« Es kann sein, daß du dann verwirrt antwortest: »Ist das auch sicher, Anneliese?« Noch mal: Muffel!
    »Und für Sie ist sicher, daß Starkes nächtliche Ausflüge dieser Phing gelten.«
    »Nein. Es ist nur eine Möglichkeit. Und – ich möchte ihn nicht dabei überraschen.«
    »Könnte man diese Phing unter irgendeinem Vorwand auf die Station holen? Eine Krankheit konstruieren?«
    »Phing ist in bester Verfassung. Sie hat sich in den zwei Wochen blendend erholt, wie überhaupt alle Flüchtlinge. Nur die neuen sind noch in einer elenden Verfassung. Außerdem wäre keine Krankheit zu konstruieren, die Starke nicht sofort als Täuschung erkennt. Er ist ein hervorragender Internist.«
    »Das ist es ja, Anneliese. Wir brauchen ihn an Bord. Wissen wir, wen man uns als Ersatz schickt? Bei Starke wissen wir, was wir haben. Aber seine Jagdleidenschaft ist unmöglich.«
    »Wie gesagt, bezüglich Phing kann ich mich auch irren.«
    »Zu Starkenburg schleicht er bestimmt nicht. Da gerät er in die Fäuste von Kranzenberger.«
    »Wir sind schon ein merkwürdiges Schiff, Fred.«
    »Ein völlig normales, Anneliese.« Dr. Herbergh schob die Karteiblätter hin und her, nur um etwas zu tun und Anneliese nicht ansehen zu müssen. »Was glauben Sie, was auf den großen Kreuzfahrern los ist? Auf diesen weißen Luxuskähnen. Ich habe als junger Arzt einmal eine Kreuzfahrt rund um Südamerika mitgemacht. Als 2. Schiffsarzt. Wirklich so richtig aus Neugier. Ich kann sagen: Meine Neugier wurde voll befriedigt. Ich habe dabei viel über die Menschen gelernt.«
    »Sie waren Schiffsarzt, Fred?« Anneliese versuchte es zum letztenmal, sie baute ihm eine vergoldete Stahlbrücke. »Das wußte ich nicht. Dr. Herbergh, der Liebling aller Frauen an Bord?«
    »Ich war nie ein Draufgänger.«
    Ein Feigling bist du, dachte sie und lächelte dabei. Ein herrlicher Kerl voller Komplexe. Warum eigentlich? Du hast sie nicht nötig, gerade du nicht. Blick' mir doch mal richtig in die Augen, dann weißt du, welch ein lieber Idiot du bist.
    »Sie haben die Damen stehen oder vielmehr links liegen lassen? Fred, zerstören Sie bitte nicht alle schönen Märchen, die man von Schiffsärzten erzählt.«
    »Zugegeben – es waren einige Abenteuer dabei.«
    »Sie haben sich noch nie richtig verliebt?«
    »Doch.« Dr. Herbergh begann wieder, die Karteikarten von links nach rechts zu legen, völlig ohne Sinn, aber mit einer wahren Verbissenheit.
    »Und was ist daraus geworden?«
    »Nichts. Die Dame spürte es nicht einmal, von Wissen kann gar keine Rede sein.«
    »Sie haben einfach geschwiegen, Fred?«
    »Ja.«
    »Dann war es keine große Liebe. Nie und nimmer! So etwas gibt man nicht durch Schweigen auf.«
    »Ich liebe sie noch immer. Aber ich finde die Worte nicht.«
    »Dann schreiben sie ihr. Sie kann doch lesen, nicht wahr?«
    »Sie ist Ärztin wie Sie, Anneliese. Eine hochintelligente, schöne Frau, von der ich nicht weiß, wie sie reagieren würde.«
    »Wenn sie nichts ahnt, kann sie auch keine Antwort geben.«
    »Sie meinen wirklich, ich sollte ihr schreiben?« Dr. Herbergh starrte

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