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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schwerfallen. Sie sollten hier oder spätestens in der nächsten Poststation Rast einlegen und Ihre Verletzungen ausheilen lassen.«
    Die Auskunft gefiel Walther ganz und gar nicht. Jeder Tag, den Gisela und er auf ihrer Flucht verloren, mochte dazu führen, dass man sie erkannte und verhaften ließ. Daher nahm er sich vor, trotz seiner Verletzungen weiterzureisen, solange es der Zustand seiner Frau erlaubte.
    Unterdessen hatte die Hebamme ihn trocken gerieben und reichte ihm eine Decke. »Hüllen Sie sich darin ein. Sie wollen doch nicht, dass die Töchter der Wirtin blind werden!« Es klang belustigt.
    Walther folgte ihrem Rat und trat hinter ihr auf den Flur. Zu seiner Erleichterung mied sie die Wirtsstube, die gut besucht schien, und führte ihn durch das Halbdunkel zu einer Treppe und hinauf in den nächsten Stock. Dort öffnete sie eine Tür und forderte ihn zum Eintreten auf.
    »Das ist eine der Kammern, welche die Wirtin bereithält, wenn Gäste am Abend nicht mehr weiterreisen können«, erklärte sie und deutete auf das Bett. »Hinlegen und die Hände nicht schamhaft vor eine gewisse Stelle legen, sondern die Arme abspreizen.«
    Mit einem gewissen Grummeln im Bauch gehorchte Walther und ließ es zu, dass sie ihn von oben bis unten abfingerte. Als sie dabei auch sein Glied anfasste, reagierte es und wuchs nach vorne.
    »Da sind Sie ja noch ganz in Ordnung«, spottete die Frau und tippte dann gegen seine Rippen. »Hier nicht!«
    Die Berührung ließ Walther vor Schmerzen stöhnen.
    »Sagte ich doch!«, meinte die Hebamme ungerührt. »Gebrochen sind die Rippen wahrscheinlich nicht. Aber Sie haben sich eine elende Prellung zugezogen, die Ihnen einige Zeit zu schaffen machen wird.«
    Walther biss die Zähne zusammen und ließ zu, dass sie ihm Salbe auf die verletzte Stelle strich und ihm dann einen festen Verband anlegte. Seine Blutergüsse auf Rücken und Gesäß behandelte sie mit der gleichen Salbe, und als sie fertig war, versetzte sie ihm einen Klaps, der ihn aufstöhnen ließ.
    »Sie können aufstehen! Ihre Frau soll Ihnen helfen, sich anzuziehen. Sie sagte, Sie hätten Ersatzkleidung bei sich.«
    »Ich kann mich allein anziehen«, wehrte Walther ab, stieß jedoch schon beim ersten Versuch einen Schrei aus.
    »Ihr Männer seid alle gleich! Solange es euch gutgeht, tut ihr, als wärt ihr so stark wie eine Eiche, doch wehe, es trifft euch ein Zug und das Hälschen schmerzt. Dann schreit ihr nach eurer Mama oder Ehefrau und lasst euch trösten.« Nach diesen Worten verließ die Frau die Kammer.
    Kurz darauf kam Gisela mit sauberen Hosen, einem Hemd und einer Weste herein. Als sie ihren Mann nackt auf dem Bett liegen sah, schüttelte sie verwundert den Kopf. »Sag bloß, die Hebamme hat dich so verarztet?«
    »Sie meinte, sie hätte schon mehr Männer als mich nackt gesehen!«
    »Das glaube ich gerne, nämlich als Büblein bei der Geburt!« Gisela gluckste und strich über Walthers Stirn. »Geht es dir wieder besser?«
    »Natürlich! Wir können weiterreisen, sobald sich die Möglichkeit dazu ergibt.«
    Der Schmerz, der in Walther wühlte, verriet ihm etwas anderes. Aber darauf durfte er keine Rücksicht nehmen. Wenn sie zu lange an einem Ort blieben, würde früher oder später jemand in ihnen das flüchtige Paar aus Renitz erkennen. Aber er wollte nicht für all das, was sie durchgemacht hatten, Giselas Kopf unter dem Fallbeil rollen sehen und wissen, dass der seine gleich daneben liegen würde.
    Er begann sich anzuziehen, brauchte aber, wie die Hebamme prophezeit hatte, Giselas Hilfe. »Meine rechte Seite ist nur ein wenig geprellt«, meinte er mit einer beschwichtigenden Geste.
    »Hinten siehst du aber auch schlimm aus. Das muss doch weh tun!«, rief Gisela besorgt.
    »Das spüre ich kaum«, behauptete Walther, und es gelang ihm sogar ein schiefes Lächeln. Schließlich war er bis auf die Schuhe fertig angezogen und blickte auf die Füße herab.
    »Meine Schuhe sind anscheinend noch nicht trocken?«
    »Der Sohn der Wirtin hat sie gewaschen und mit Papier ausgestopft. Derzeit stehen sie neben dem Herd. Später will er sie mit einer Schweineschwarte einreiben, damit das Leder geschmeidig bleibt. Bis dahin musst du mit den Pantoffeln des Wirts vorliebnehmen. Hier!«
    In den Pantoffeln konnte Walther sich nur schlurfend vorwärtsbewegen. »Der Wirt lebt wohl auf arg großem Fuß«, versuchte er zu witzeln.
    Gisela kicherte. »Da hast du recht. Jetzt sollten wir in die Gaststube gehen und etwas essen. Mittag

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