Das goldene Ufer
dass er nicht an sich halten konnte und nach einigen harten, schnellen Stößen zur Erfüllung kam. Amalie nahm ihm diese rauhe Behandlung nicht übel, sondern schnurrte wie ein zufriedenes Kätzchen.
»Das war gut! Das sagst du doch auch«, flüsterte sie und versuchte ihn zu küssen.
Für Walther war es erregend gewesen, sich bei ihr als Mann zu beweisen, und doch wünschte er sich, er hätte es bei einer anderen Frau tun können als Amalie Dryander. In ihm stieg Giselas Bild auf, dabei erschien ihm das Mädchen ihm noch viel zu jung und zu unschuldig für körperliche Liebe. Außerdem würde sie sich niemals einem fremden Mann so hingeben, wie Amalie es eben getan hatte. Hatte es ihm eben noch gefallen, so ekelte es Walther mit einem Mal.
Mit einer steifen Bewegung löste er sich von ihr und stand auf. »Es ist spät. Sie sollten zusehen, bald wieder ins Hotel zu kommen!«
»Wir können uns hier wiedersehen, mein kleiner Kavalier. Mein Mann bleibt noch zwei Wochen, und diese Höhle ist ein guter Treffpunkt«, bot Amalie ihm an.
Walther wies mit dem Kinn auf Diebold. »Ich weiß nicht, ob ich so lange fernbleiben kann. Diesmal ging es, weil mein Herr hier schläft.«
So abgewiesen zu werden, gefiel Amalie überhaupt nicht, und sie funkelte Walther wütend an. »Entweder du tust, was ich von dir verlange, oder ich sage meinem Ehemann, du hättest mir bei einem Spaziergang aufgelauert und Ungebührliches von mir verlangt!«
»Potiphars Weib!«, flüsterte Walther vor sich hin. Dabei fühlte er sich keineswegs als keuscher Josef. Er hatte die Süße der Lust freiwillig mit Amalie geteilt und war nun in ihrer Hand. Wenn sie ihn beschuldigte, er hätte ihr Gewalt antun wollen, war es mit seinem Studium und damit auch mit einer besseren Zukunft für sich und Gisela vorbei.
»Ich werde zusehen, was ich machen kann«, versprach er und verspürte gegen seinen Willen eine gewisse Erregung. Auch er war nur ein Mann und Amalie eine schöne, wenn auch alles andere als tugendhafte Frau. Den Zwiespalt seiner Gefühle konnte er nicht verbergen, und das ärgerte Amalie.
»Du wirst nicht nur zusehen, sondern es auch tun! Hast du mich verstanden? Und nun hilf mir ins Kleid und anschließend aus der Höhle. Sobald ich auf sicherem Boden bin, kannst du deinen Herrn holen und ihn zu Bett bringen. Ich habe noch nie jemand gesehen, der so viel versprochen und so wenig gehalten hat.«
Amalie reichte Walther ihre Unterröcke und wies ihn an, wie er ihr diese anzuziehen hätte.
Wenige Minuten später brachte Walther Amalie bis zu einer Stelle, von der aus sie allein ins Hotel gehen konnte, und kehrte dann in die Höhle zurück. Ein Teil von ihm riet, den jungen Grafen hier liegen zu lassen, bis dieser aufwachte. Das konnte jedoch bis in die Nacht hinein dauern, und dann bestand Gefahr, dass Diebold in dem unwegsamen Gelände stürzte und sich etwas brach. Außerdem würde Gräfin Elfreda spätestens beim Abendessen nach ihrem Sohn fragen und das ganze Hotel aufscheuchen, um ihn suchen zu lassen. Daher packte er den jungen Grafen, schleifte ihn aus der Höhle und schaffte ihn mühsam über die Felsen hinab bis vor die Schlucht. Auf dem bequemeren Pfad angekommen, warf er ihn sich wie einen Sack über die Schulter.
6.
Z wischen Walther und Diebold kam nie zur Sprache, was an jenem Nachmittag geschehen war. Aber sein Versagen hielt den jungen Renitz nicht davon ab, Amalie erneut zu belagern. Walther beobachtete zweimal, wie die beiden in der Schlucht verschwanden und sehr lange ausblieben.
Walther verachtete die beiden zwar dafür. Doch wenn die stille Stunde nach dem Mittagsmahl eintrat und die meisten Herrschaften im Hotel ruhten, folgte er Amalie selbst in die Höhle, um ihr die Befriedigung zu verschaffen, die sie in ihrer Ehe mit einem fast dreißig Jahre älteren Mann nicht fand. Zerrissen von seiner eigenen Lust und seiner Scham, mit einer verheirateten Frau Ehebruch zu begehen, war er schließlich froh, als der Kaufmann Dryander samt Gattin die Schweiz verließ.
Kurz darauf nahte auch für Diebold und ihn die Rückkehr nach Göttingen. Als Walther sich zum Abschied vor Medard von Renitz verbeugte, fasste dieser ihn am Rocksaum.
»Es ist schade, dass wir keine Zeit gefunden haben, uns zu unterhalten. Weihnachten wird dies anders sein!«, sagte der alte Herr mit einem missmutigen Blick auf seine Frau.
Jetzt, da es Renitz wieder besser ging, begriff er, dass sie Walther daran gehindert hatte, zu ihm zu kommen. Doch der
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