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Das goldene Ufer

Das goldene Ufer

Titel: Das goldene Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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deshalb war es gut, dass er für sich eine Möglichkeit gefunden zu haben glaubte, die Abhängigkeit von den Grafen Renitz in absehbarer Zeit zu beenden.

2.
    G erade wollte Gisela in die Küche gehen, um dort die Vorbereitungen zu überprüfen, da hielt der Ruf der Mamsell sie zurück. »Hat Walther schon das Wildbret bringen lassen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Er weiß doch, dass der Hirsch erst abhängen muss, bevor wir ihn verwenden können. Männer!, sage ich da nur. Wenn man sich auf einen von denen verlässt, ist man verlassen.«
    Obwohl Gisela wusste, dass Frau Frähmke es nicht so meinte, verteidigte sie Walther. »Er wird schon noch kommen. Immerhin hat er es versprochen, und es ist ja noch nicht einmal Mittag.«
    »Wenn er bis dorthin nicht auftaucht, bin ich ihm ernsthaft böse. Was hast du jetzt zu tun?«
    »Ich gehe zu Cäcilie, um nachzusehen, ob bei ihr alles in Ordnung ist.«
    »Das übernehme ich, da ich ohnehin noch etwas mit ihr besprechen möchte. Sieh du bitte nach, ob die Gästezimmer hergerichtet worden sind. Wenn die Mädchen wieder nicht richtig Staub gewischt haben, werden sie einiges von mir zu hören kriegen.« Nach diesen Worten wandte die Mamsell sich der Küche zu.
    Gisela eilte die Treppen hinauf und begutachtete die Zimmer. Und tatsächlich würden die Dienstmädchen sich drei Räume noch einmal vornehmen müssen. Verärgert, weil die dummen Dinger sich zu viele Nachlässigkeiten erlaubten, wollte Gisela nach ihnen rufen. Da drang die Stimme der Gräfin zu ihr hoch. Offensichtlich hatte diese den Salon ihres Gemahls betreten, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    »Ich finde, Ihr seid zu streng mit unserem Sohn!«, erklärte Gräfin Elfreda soeben erbost.
    »Noch bin ich der Herr auf Renitz, und Diebold muss das tun, was ich befehle. Wo kämen wir hin, wenn er noch länger in der Welt herumstreunert und dabei das Geld mit vollen Händen ausgibt? Ich hatte ihm zwei Jahre für seine Kavalierstour zugebilligt und ihm auf Eure Bitten hin ein drittes zugestanden. Doch nun muss er nach Hause. Ein viertes Jahr wird es nicht geben!«
    Gisela hatte Medard von Renitz in letzter Zeit nur selten so energisch erlebt. Wie es aussah, hatte Diebold die Geduld seines Vaters erschöpft. Der Hinweis auf die Ausgaben des jungen Renitz deutete darauf hin, dass die Summen die Einkünfte des Gutes stark belasteten. Obwohl Gisela Diebold den väterlichen Zorn gönnte, begriff sie, dass seine Rückkehr für sie nichts Gutes bedeutete. Nun lauschte sie gespannt auf die Antwort der Gräfin.
    »Mein lieber Gemahl, gewährt unserem Sohn wenigstens noch diesen Sommer in der Fremde. Im Herbst werden wir ihn nach Meran rufen und den Winter dort gemeinsam verbringen. Wenn wir dann zurückkehren, wird es ein großes Fest geben.«
    »Ihr wollt also Euren Plan ausführen und ihn verheiraten? Ich bin zwar der Ansicht, ein Mann solle sich erst im reifen Alter und nach reiflicher Überlegung ein Weib wählen, doch wenn es Euer Wunsch ist, soll es mir recht sein.«
    Begeistert klingt Graf Renitz nicht gerade, dachte Gisela. Allerdings hatte dieser erst in seinem vierzigsten Jahr die mehr als zwanzig Jahre jüngere Komtesse Elfreda geheiratet, während sein Sohn gerade erst neunundzwanzig war. Andererseits mochte eine Ehe für Diebold heilsam sein und ihn davon abhalten, weiter den Mägden und insbesondere ihr nachzustellen.
    »Ich danke Eurer Erlaucht für die Erlaubnis, eine Gemahlin für unseren Sohn auswählen zu dürfen. Ihr werdet an meiner Entscheidung nichts auszusetzen haben!« Gräfin Elfreda klang sehr zufrieden.
    Gisela sah ihren Schatten durch die Tür fallen und zog sich rasch in das Gästezimmer zurück, das sie eben überprüft hatte. Wenige Herzschläge später hörte sie ihre Herrin vorbeigehen und zählte in Gedanken bis einhundert, bevor sie den Raum verließ. Draußen war zu ihrer Erleichterung niemand zu sehen. Auch die Tür zum Salon des Grafen war geschlossen worden. Daher gelangte Gisela ungesehen ins Erdgeschoss und rief nach den beiden Dienstmädchen, die die zu beanstandenden Zimmer hatten sauber machen sollen. Eine davon war Imma, die Diebold bei seinem letzten Aufenthalt auf Renitz die Nächte versüßt hatte.
    Entsprechend aufmüpfig benahm die Magd sich. »Was willst du? Du hältst uns bei der Arbeit auf!«
    »Ihr zwei werdet die hinteren Gästezimmer noch einmal sauber machen – und diesmal richtig! Habt ihr mich verstanden?«, erklärte Gisela mit Nachdruck.
    Imma zuckte mit den

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