Das Gottesgrab
hatte. Und auf der Rückbank lagen die Sachen von Knox. Ein alter Motor wurde gestartet und dann, ehe einer von ihnen reagieren konnte, jagte ein Wagen davon. Nessim schloss die Augen und fasste sich an die Stirn. Er hasste Knox. Er hasste ihn. Aber er konnte nicht anders, als ihn irgendwie auch zu bewundern.
III
Nicolas nahm Elena zur Seite, um ihr zu erklären, wie er ihr Treffen mit Yusuf Abbas arrangiert hatte und was sie dabei erreichen sollte. Yusuf war habgierig, aber vorsichtig. Wenn Elena ihm eine Ausrede verschaffte, die es ihm möglich machte, ihr die Erlaubnis zu erteilen, rund um Siwa Nachforschungen anzustellen, und er sich zudem eine fette Prämie verdienen konnte, dann würde er tun, was sie wollte. Aber der Anschein von Rechtmäßigkeit musste bewahrt bleiben. Eine harmlose Erforschung antiker Inschriften, zum Beispiel, nur sie und Gaille.
«Gaille?», meinte Elena skeptisch. «Können wir ihr trauen?»
«Mein Vater glaubt das. Und? Können Sie sich um Yusuf kümmern?»
«Überlassen Sie ihn mir.»
Nicolas ging zu Gaille, die gerade ihre Fotos auf Ibrahims Laptop lud, damit er sie Yusuf zeigen konnte. Als sie fertig war, bat er sie um ein kurzes Gespräch und führte sie hinaus in Ibrahims kleinen Garten. «Mein Vater möchte Sie kennenlernen», erzählte er ihr.
«Ihr Vater?», Gaille sah ein wenig alarmiert aus. «Das verstehe ich nicht. Ich kenne ihn ja nicht einmal.»
«Er ist der Gründer und Geldgeber der Makedonischen Archäologischen Stiftung», erklärte Nicolas. «Dadurch ist er Ihr Chef. Er war auch derjenige, der Elena vorgeschlagen hat, Sie einzustellen.»
«Aber … weshalb?»
«Er kannte Ihren Vater», sagte Nicolas. «Er hat ihn sehr bewundert. Und über die Jahre hat er Ihre Karriere verfolgt. Als Elena einen Ersatz brauchte, hat er gleich an Sie gedacht.»
«Das war … sehr nett von ihm.»
«Er ist ein sehr netter Mann», sagte Nicolas ernst. «Und er möchte heute Abend mit Ihnen essen.»
Gaille runzelte die Stirn. «Er ist in Alexandria?»
«Nein, in Thessaloniki.»
«Aber … ich verstehe nicht.»
Nicolas lächelte. «Sind Sie schon einmal in einem Privatjet geflogen?», fragte er.
KAPITEL 22
I
Mit seinen wiedererlangten Habseligkeiten auf dem Beifahrersitz raste Knox durch die Seitenstraßen Alexandrias. Nessim hereingelegt zu haben machte ihm gute Laune. Ein Mensch konnte nicht ewig davonlaufen, ohne dass sein Stolz darunter litt. Er fuhr östlich Richtung Abu Qir und ließ seine Verfolger weit hinter sich. Dann hielt er an und schaute nach, was er zurückerobert hatte.
Die Batterie seines Laptops war fast leer und reichte nur noch knapp eine Stunde. Er blätterte durch seine Foto-CDs und überprüfte die Dateinamen. Akylos oder Kelonimos waren nicht dabei. Enttäuscht verzog er das Gesicht. Entweder hatte Nessim diese CDs in Knox’ Hotelzimmer in Scharm liegen lassen, oder er hatte sie aus dem Wagen genommen. Was für ein Pech! Es dauerte eine Weile, bis ihm eine andere mögliche Erklärung einfiel.
An der Ecke war ein Münztelefon. Er wagte es nicht, sich direkt bei Rick zu melden. Daher rief er einen gemeinsamen Freund an, der im benachbarten Wassersport-Center in Scharm arbeitete, und bat ihn, Rick zu holen. Eine Minute später war er am Telefon. «Hey, Kumpel», begrüßte er ihn. «Hast du meine Nummer vergessen oder was?»
«Dein Apparat könnte angezapft sein.»
«Ach so. Hassan, oder wie?»
«Ja. Pass auf. Du hast dir nicht zufällig ein paar meiner Foto-CDs ausgeliehen?»
«Mein Gott, Kumpel, tut mir leid. Ich wollte nur mein Griechisch aufpolieren.»
«Kein Problem. Aber ich brauche sie. Gibt es eine Möglichkeit, wie du sie mir zukommen lassen kannst?»
«Kein Thema. Hier ist nichts los. Wo wollen wir uns treffen?»
«Ras El Sudr?»
«Meinst du dieses Kaff südlich von Suez?»
«Genau», sagte Knox. «Es gibt dort ein Hotel namens Beach Inn. Wann kannst du dort sein?»
«Gib mir vier Stunden. Vielleicht fünf.»
«Perfekt. Kommst du mit deinem Subaru?»
«Wenn nichts dagegen spricht.»
«Du solltest ihn zuerst nach Spürsendern absuchen. Und pass auf, dass du nicht verfolgt wirst. Diese Typen sind gefährlich.»
«Ich auch, Kumpel», versicherte Rick ihm. «Ich auch.»
II
Hand in Hand warteten Mohammed und Nur auf den Anruf, durch den sie die Ergebnisse der Knochenmarkstests erfahren sollten. Sie hatten die Untersuchungen von einer privaten medizinischen Firma durchführen lassen, die Kliniken in Alexandria, Kairo, Assiut
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