Das Gottesgrab
in Alexandria aufgebahrt. Niemand bestreitet das. Dennoch ist es möglich, dass sein Leichnam geraubt und auf den Weg nach Siwa gebracht worden ist, wo bereits ein fertiges Grabmal wartete.»
Yusuf lehnte sich zurück und schaute Elena streng an. «Ach so», bemerkte er, «jetzt wird mir der wahre Grund Ihrer Anwesenheit bei diesem Treffen klar. Sie sind nicht hier, weil Sie sich um eine fachgerechte Ausgrabung dieses Fundes in Alexandria sorgen. Oh, nein. Sie sind hier, weil Sie glauben, dass es irgendwo in Siwa ein Grabmal gibt, ausgestattet mit – wie hat es die Inschrift noch einmal ausgedrückt? – ach ja, mit ‹Schätzen, die dem Sohn Amuns würdig sind›. Und nun wollen Sie bestimmt meine Erlaubnis, danach zu suchen.»
«Alexander war der erfolgreichste Eroberer der Geschichte», sagte Elena. «Einer von Ägyptens bedeutendsten Pharaonen. Stellen Sie sich vor, was die Entdeckung seines Grabmals für dieses Land bedeuten würde. Stellen Sie sich vor, welche Ehre dem Generalsekretär zuteil werden würde, dessen weise Führung diese Entdeckung ermöglicht hat. Ihr Name wird in einem Atemzug mit den großen Patrioten dieses Landes genannt werden.»
«Fahren Sie fort.»
«Und Sie haben nichts zu verlieren. Ich weiß, dass die Chancen, etwas zu finden, äußerst gering sind. Ich weiß, dass die Mittel der Antiquitätenbehörde unverzeihlich beschränkt sind. Aber man muss etwas tun. Nichts Großes. Sagen wir, eine unaufwendige epigraphische Untersuchung, geleitet mit Ihrer Erlaubnis. Nur ich und eine Kollegin. Alles andere würde nur für Unruhe sorgen. Sie wissen, wie schnell in Siwa Gerüchte entstehen.»
Yusuf runzelte die Stirn. «Jeder Hügel in Siwa ist schon tausend Mal umgegraben worden», stellte er fest. «Wenn dieses Grabmal tatsächlich existiert und seit zweitausenddreihundert Jahren verborgen geblieben ist, glauben Sie dann ernsthaft, es in ein paar Wochen finden zu können? Wissen Sie eigentlich, wie breit die Senke von Siwa ist?»
«Es wird nicht leicht», gab Elena zu. «Aber es ist einen Versuch wert. Denken Sie an die Alternative. Wenn der Inhalt der Inschrift durchsickert, wird jeder Schatzsucher der Welt in Siwa auftauchen. Wenn wir das Grabmal zuerst finden, können wir dem zuvorkommen oder wenigstens verkünden, dass die Sache haltlos ist. Beides wäre einem Goldfieber vorzuziehen.»
«Ein Goldfieber wird es nur geben, wenn die Sache herauskommt», entgegnete Yusuf.
«Aber sie wird herauskommen», beharrte Elena. «Das wissen wir alle. Das liegt in der Natur solcher Dinge.»
Yusuf nickte nachdenklich. «Siwa ist das Gebiet von Dr. Sayed», sagte er mürrisch, als würde er das seinem Kollegen übel nehmen. «Und Dr. Sayed hat seine eigenen Regeln. Sie werden auch seine Erlaubnis brauchen.»
«Natürlich», sagte Elena nickend. «Soweit ich weiß, hat er eine beachtliche Sammlung von Quellenmaterial. Vielleicht könnten Sie ihn bitten, uns Zugang zu gewähren. Ich weiß natürlich, dass es keinen Einfluss auf Ihre Entscheidung haben wird, die Sie allein zum Wohle Ägyptens treffen werden, aber Sie könnten ihn vielleicht wissen lassen, dass unsere Geldgeber sehr bedeutende Vergütungssummen für all Ihre Berater zurückgelegt haben. Selbstverständlich auch für Sie selbst.»
«Einer zeitlich unbegrenzten Expedition kann ich nicht zustimmen», sagte Yusuf. «Siwa ist klein. Egal, welche Tarnung Sie sich einfallen lassen, die Leute werden bald wissen, was Sie dort tun. Ihre Anwesenheit wird genau die Auswirkung haben, die Sie vermeiden wollen.»
«Sechs Wochen», schlug Elena vor. «Um mehr bitte ich nicht.»
Yusuf legte die Hände auf seinen Bauch. Er hatte gern bei allem das letzte Wort. «Zwei Wochen», erklärte er. «Zwei Wochen von morgen an. Dann sprechen wir uns wieder, und ich entscheide, ob ich Ihnen noch weitere zwei Wochen gebe oder nicht.»
IV
Unruhig tigerte Nessim in seinem Hotelzimmer auf und ab. Er wartete darauf, dass sein Telefon klingelte und einer seiner Leute Knox gesichtet hatte, bevor er erneut untertauchen konnte. Die Chancen standen nicht schlecht. Die Tatsache, dass Knox seine Deckung aufgegeben hatte, um seine Sachen wiederzubekommen, ließ darauf schließen, dass er ein Ziel verfolgte, für das er Risiken in Kauf nahm. Dennoch machte sich Nessim keine großen Hoffnungen. Irgendetwas an Knox löste in ihm ein Gefühl der Ohnmacht und Unzulänglichkeit aus.
Er blieb mitten im Zimmer stehen. Die Aussicht, Hassan einen weiteren Fehlschlag
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