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Das Gottesmahl

Das Gottesmahl

Titel: Das Gottesmahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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nicht zusichern, Roms Anweisungen zu
befolgen, solange sie mir nicht genannt werden.«
    »Erster Schritt: Sie übernehmen das Kommando. Im
Interesse einer effektiven Arbeit haben diese Männer«
– di Lucas Arm wies auf die Offiziere der Maracaibo – »sich damit einverstanden erklärt, sich Ihren
Offizieren unterzuordnen. Zweiter Schritt: Sie steuern das
Filmrequisit an. Mr. Peche, haben Sie es noch auf dem
Radarschirm?«
    »Aye.«
    »Dritter Schritt: Sie ölen es von vorn bis hinten
ein.«
    »Einölen?« fragte van Horne.
    »Mit arabischem Rohöl«, konkretisierte di Luca das
Ansinnen. »Vierter Schritt: Sie setzen das Requisit in Brand.
Fünfter Schritt: Sie bringen uns nach Palermo
zurück.«
    »In Brand?« heulte Rafferty.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, stöhnte
O’Connor.
    »Kommt gar nicht in Frage«, fauchte Haycox.
    »Aha, nun reden wir Tacheles«, rief Bliss,
deutete mit ihrem Kristallumhänger auf van Horne. »Haben
Sie’s gehört, Sir? Sie sollen ihn verbrennen.«
    »Sie haben angegeben, daß Formaldehyd geladen ist, kein
Rohöl«, erklärte Thomas vorwurfsvoll zum Kardinal.
    Andeutungsweise grinste di Luca. »Wir haben«, gestand
er, »Öl an Bord.«
    »Jetzt haben Sie klare Befehle erhalten, Kapitän«,
sagte Bliss. »Also befolgen Sie sie.«
    »Sie wissen ganz genau, daß der Leichnam bei
Kvitöi bestattet werden soll«, erinnerte Thomas den
Kardinal. »Sie haben Gabriels Wunsch selbst
gehört.«
    Di Luca legte die Hände auf die Brust und strich den
wasserfesten Priesterrock glatt. »Professor Ockham, muß
ich wirklich die Peinlichkeit begehen, Sie auf die ja wohl
offenkundige Tatsache aufmerksam zu machen, daß in dieser
Angelegenheit nicht mehr Sie der Verbindungsmann zu Rom sind, sondern
ich es bin?«
    Unvermittelt spürte Thomas das eigene Blut; es schien sich zu
erhitzen. »Bitte unterschätzen Sie mich nicht, Eminenz.
Erwarten Sie nicht, daß ein Jesuit wie ich die Hörner
einzieht und sich plattbügeln läßt.«
    Indem er sich zu van Horne hinüberlehnte, packte di Luca
einen Glasaschenbecher und hielt ihn in der Hand, als böte Jesus
dem Pöbel zum Werfen den ersten Stein an. »Das Problem ist,
Kapitän, daß Kvitöi in keiner Weise Schutz gegen
Störungen garantiert. Nur die Kremation kann dagegen vorbeugen,
daß der Leichnam in zukünftigen Jahren aus dem Grab geholt
und entweiht wird.«
    »Was ist denn daran so aufregend«, fragte Peche,
»wenn jemand ’n Filmrequisit
›entweiht‹?«
    »Offenbar haben sich die Engel für Kvitöi als
passenden Begräbnisort entschieden«, erwiderte Thomas.
»Ich kann das gleiche von mir sagen.«
    »Bitte halten Sie den Mund«, verlangte di Luca.
    »Engel?« wunderte sich Mangione.
    »Ich halte nicht den Mund«, widersprach
Thomas.
    Plötzlich versetzte di Luca dem Aschenbecher einen
Stoß, so daß er sich wie eine in verrücktes Rotieren
geratene Kompaßnadel drehte. »Professor Ockham, war es
nicht so, daß es, nachdem der Tod unseres Schöpfers an
Bord der Valparaíso allgemein bekannt wurde, zu ernsten
sittlichen Ausfallserscheinungen gekommen ist?«
    »Wessen Tod?« fragte Peche.
    »Ja, aber durch das Fleisch ist es uns gelungen, diese Phase
zu überwinden«, sagte van Horne.
    »Fleisch?« wiederholte di Luca.
    »Sobald wir der Besatzung als Verpflegung mit Käse
überbackene Hacksteaks verfügbar gemacht haben, ist die
Moral schnell wiederhergestellt worden.«
    »Hacksteaks?«
    »Sie brauchen sich darüber nicht den Kopf zu
zerbrechen«, meinte Rafferty.
    »Laut Pater Ockhams Fax vom achtundzwanzigsten Juli gab es
Diebstähle, Vergewaltigungsversuche, Vandalismus und eventuell
einen Mord.« Der Kardinal brachte den Aschenbecher zum Stehen.
»Und nun malen Sie sich eine solche Anarchie einmal überall
auf dem Planeten aus, Professor, dann können Sie ein
unüberschaubares Chaos voraussehen.«
    »Man kann es auch anders betrachten«, wandte van Horne
ein. »Berücksichtigen Sie doch mal, daß unsere Fahrt
zum Golf von Cádiz ein beispiellos eindrucksvolles Erlebnis
war, wir hatten den Leichnam ständig im Blickfeld, rund um die
Uhr konnten wir ihn riechen, andauernd mußten wir ihn vor
Raubtieren schützen. Es ist doch nur natürlich, daß
wir bald unter einer Art von Bann standen. Die Welt insgesamt wird
nie ein so enges Verhältnis zu Gott kennen.«
    »Gott?« staunte Mangione entgeistert.
    »Der Leichnam muß beseitigt werden«, beharrte di
Luca.
    Thomas knallte die Handfläche auf die Tischplatte. »Ach,
nun hören Sie aber mal auf,

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