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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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er um ein Haar in einem Sicherheits-Tiefkomplex gelandet wäre? Oder ist’s Ihnen gleichgültig?“
    „Nun hören Sie mal zu! Wenn er irgendeine Untat begangen hat, noch ehe auf seinem Gesundheitsattest die Tinte trocken ist, dann ist das Ihrer-, nicht meinerseits ein Vertragsbruch.“ Flamen spürte, wie ihm Schweiß ausbrach und auf seiner Haut juckte, doch im Hintergrundteil seines Bewußtseins regten sich Ansätze von Jubel: Konnte auch das ein Knüppel werden, der sich Mogshack zwischen die Beine werfen ließ?
    „Wissen Sie, was eine SibyllPille ist?“ schnob Reedeth. „Müßten Sie eigentlich – Sie haben ja Lyla Clays Auftritt in unserer Klinik gesehen.“
    „Natürlich weiß ich’s. Was hat das mit Madison zu schaffen?“
    „Gestern abend sind er und Lyla Clay von einer Gruppe Schläger gekidnappt und auf eine von Michaela Baxendales Partys verschleppt worden. Kennen Sie sie?“
    „O mein Gott“, sagte Flamen. Aus seinem Gesicht wich alle Farbe.
    „Anscheinend hatte sie die Kerle losgeschickt, um ein gemischtrassiges Pärchen aufgreifen und für irgendein widerliches Spielchen anschleppen zu lassen. Nur ist daraus kein Spiel geworden. Sie haben Madison gezwungen, eine SibyllPille zu schlucken, und daraufhin hat er sich in einen Berserker verwandelt. Unter anderem hat er einen Mann im fünfundvierzigsten Stockwerk aus dem Fenster geworfen.“
    Seinen Worten folgte ein entsetzliches Schweigen. „Aber wenn die beiden gekidnappt worden sind …“, meinte Flamen schließlich.
    „Hätten Sie Ihre Zusage ernst genommen“, schrie Reedeth, „hätte das nicht passieren müssen! Den ganzen Vormittag hindurch habe ich die Polizei mit genau Ihrem Argument von harten Maßnahmen zurückgehalten, aber nun ist’s so gut wie abgedroschen, verdammt noch mal! Ich weiß, was eine Sib anrichtet, so was zu wissen ist ja mein Beruf! Aber Madison ist ein Nieb, und die Polizei ist wegen der Ausschreitungen der X-Patrioten am vorangegangenen Abend noch immer stinksauer. Es ist ein reines Wunder, daß man ihn und das Mädchen wieder zu uns geschickt hat, statt direkt in den Knast. Ich kann das Mädchen heraushauen, aber der Teufel soll mich holen, bevor ich für Madison den Kopf hinhalte, solange rechtlich Sie für ihn verantwortlich sind. Kommen Sie her, und zwar ein bißchen schnell!“
    „Grundgütiger“, sagte Conroy hinter Flamen. „Tatsächlich, das ist Jim Reedeth! Die Stimme kam mir doch gleich bekannt vor. Wie geht’s Ihnen?“
    Mit strahlender Miene trat er in den Vordergrund.
    Reedeth blickte restlos entgeistert drein. „Um Himmels willen, Professor“, entfuhr es ihm, „was machen Sie denn da?“
    „Flamen hat mich für das Wochenende nach New York eingeladen. So, woraus besteht das Problem, und wie kann ich behilflich sein?“
    „Sie kennen sich …?“ nuschelte Flamen.
    „Klar.“ Conroy nickte. „Hat früher bei mir studiert. Ein heller Kopf … nur ist er dann auf Mogshack hereingefallen und hat das selbständige Denken aufgegeben. Aber egal. Also, was ist los?“
    „Äh …“ Reedeth schaute an ihm vorbei Flamen an. „Ich weiß nicht, ob ich …“
    „Drauf geschissen“, sagte Flamen schroff. „Am Montag wird sowieso die halbe Welt mein Privatleben kennenlernen, was also soll’s? Sagen Sie’s ihm! Sagen Sie ihm alles. Vielleicht kommt ihm irgendeine glanzvolle Idee.“
    Mit düsterer Miene kehrte er dem KommNetz den Rücken zu.
    Zuerst mit Gestammel, dann zügig, wiederholte Reedeth, was Lyla und Madison zugestoßen war. „Und nun sind Sie wieder hier in der Klinik“, beendete er seine Darstellung, „und falls Mogshack herausfindet, daß ich einen Patienten in die Obhut jemandes entlassen habe, der seine Pflichten vollkommen vernachlässigt, bin ich erledigt.“
    „Ach, Jim“, sagte Conroy, dessen Gesichtsausdruck von tiefem Kummer zeugte, „Sie treten immer getreulich in die Fußstapfen Ihres Chefs, was? Ich hatte stets gehofft, meine Studenten würden einmal immer zuerst ans Los des Patienten denken und danach an sich selbst …“
    Reedeth wollte eine aufgeregte Antwort erteilen, aber Conroy ließ es nicht dazu kommen.
    „Nichts für ungut, nichts für ungut! Verraten Sie mir bloß ganz ehrlich eines – ist dieser Madison in einem Zustand, der es gestattet, ihn frei herumlaufen zu lassen, oder nicht?“
    Reedeth verkniff sich die ärgerliche Entgegnung. „Ich bin der Auffassung“, antwortete er mit einem Achselzucken, „er war schon vor Monaten reif zur Entlassung.

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