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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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voraussagen. Aber von da an liegt alles weitere bei Ihnen. Ich möchte jedoch, daß Sie zweierlei berücksichtigen.“
    In tiefem Ernst beugte er sich näher zu Flamen. „Erstens. Ich kann Ihnen Ihre Frau nicht wiedergeben, so wie sie war, als Sie sie geliebt haben. Das kann niemand. Sie waren’s, der sie verändert hat, und wenn Sie sie wiederhaben wollen, dann müssen Sie sie als die Person zurückgewinnen, die sie jetzt ist. Dabei könnte es nötig sein, daß Sie selber sich ändern, und so was kann schmerzhaft ablaufen. Zweitens. Geben Sie sich keinerlei Täuschungen etwa der Art hin, die Welt sei wieder völlig in Ordnung, sobald Sie nur Mogshack abgesägt haben. Falls es Ihnen gelingt, sollte mich das freuen – Herrgott, und wie würde mich das freuen! Aber ich erwarte von Ihnen, daß Sie Ihren Erfolg nutzen, ihn benutzen, um gegen jemanden vorzugehen, der wirklich hochgradig gefährlich ist, jemanden wie die Gottschalks.“
    Er verstummte und trank sein restliches Bier aus. Sich im unklaren, ob er ein Versprechen geben könne, das sich höchstwahrscheinlich nicht halten ließ, zögerte Flamen, und da spürte er auf einmal, ehe er antworten konnte, eine Berührung an seiner Schulter. Er drehte den Kopf und sah eine fremde Frau sich über ihn beugen.
    „Sind Sie Mr. Flamen?“ erkundigte sie sich.
    „Ja – ja, bin ich.“ Flamen straffte sich; in seiner gegenwärtigen Situation bedeutete es ihm eine echte Aufmunterung, von einer Fremden erkannt zu werden.
    „Nach Ihnen wird schon seit mindestens zehn Minuten verlangt“, sagte die Frau und wies auf den Bildschirm des öffentlichen KommNetz-Apparats am Ende der Bar, auf welchem in Abständen von zwei Sekunden rot der Name MATTHEW FLAMEN aufleuchtete.
    „Seit zehn Minuten!“
    „Na ja, Sie sahen so beschäftigt aus, und ich war mir nicht sicher, daß Sie’s sind“, erklärte die Frau und trat wie zur Sicherheit zurück, als rechne sie damit, er werde sie schlagen.
    „Äh … Ja, schön, jedenfalls vielen Dank.“ Flamen stand mit finsterer Miene auf, und die Frau entfernte sich mit einem schüchternen Nicken. „Entschuldigen Sie mich für ’nen Moment“, fügte er hinzu, an Conroy gewandt, der die Achseln zuckte.
    Unterwegs zum KommNetz überlegte Flamen wütend, wer ihn wohl hier aufgespürt haben mochte; seine Hoffnung war dahin gerichtet gewesen, wenigstens so lange unbehelligt mit Conroy sprechen zu können, bis sie sich über ein gemeinsames Herangehen bezüglich Priors verständigt hatten. Letzterer würde ohne Zweifel seine Bedenken dagegen hegen, Celia einer Datenpaket-Psychorecherche nach von Conroy vorgegebenen Parametern unterziehen zu lassen – er beurteilte alles nach Äußerlichkeiten, und insofern zählte für ihn, daß Mogshack Leiter der Ginsberg-Klinik war, Conroy dagegen ein Versager, der an einem bedeutungslosen ausländischen College unterrichten mußte. Noch schlimmer: Als Celias gegenwärtiger gesetzlicher Vertreter konnte er es Conroy theoretisch verbieten, sich auch nur in ihrer Nähe blicken zu lassen.
    Er riß das Teleprint-Papier, das seinen Namen trug, aus dem Schlitz und sah, es war Dr. Reedeth, der mit ihm Verbindung aufzunehmen versuchte. Unvermutet war ihm mulmig zumute. Was mochte nun geschehen sein?
    Er wählte den Code der Ginsberg-Klinik; die Mattscheibe erhellte sich und zeigte Reedeth in seinem Büro, das Flamen bereits kannte. Der Arzt wirkte mitgenommen, sein Haar war zerzaust, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    „Na endlich!“ fuhr er auf. „Kommen Sie her und übernehmen Sie Ihren Schützling, ja? Und zwar schnell! Ich kann Leute nicht leiden, die Ihre Versprechen am selben Tag brechen, an dem sie sie ablegen – vor allem nicht, wenn ich’s bin, der nachher die Scherben kitten muß.“
    „Zum Henker, wovon faseln Sie da?!“ schnauzte Flamen zurück. „Und Ihr Benehmen gefällt mir schon gar nicht …“
    „Haben Sie sich gestern als gesetzlicher Vertreter Harry Madisons zur Verfügung gestellt“, unterbrach Reedeth, „oder nicht?“
    „Wieso …? Na, selbstverständlich habe ich das.“
    „Aber Sie haben’s nicht sonderlich ernst genommen, wie?“
    „Was meinen Sie? Sie persönlich haben mir zugesichert, er sei vollkommen gesund und dazu imstande, sich um sich selbst zu kümmern, also …“
    „Also haben Sie beschlossen, zu warten, bis er am Montagmorgen in Ihrem Büro antanzt?“ Reedeth verzog die Lippen. „So was hätte ich mir denken müssen. Ist Ihnen eigentlich klar, daß

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