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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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der Tür?“ fragte Reedeth verwundert nach.
    „Doch, natürlich.“
    Auf dem Bildschirm widerspiegelte Ariadnes Gesicht nicht weniger Verwirrung, als Reedeth empfand. „Unsinn“, sagte sie mit Entschiedenheit. „Ohne Schlüssel bekommt man ein Kontaktschloß nicht auf – man muß schon die Tür eindreschen. Jim, ich glaube, du solltest dir wirklich noch einmal ganz genau überlegen, was du da eigentlich machst. Da werden doch einige … äh … suspekte Behauptungen aufgestellt, findest du nicht?“
    „Ich sag Ihnen, ’s war so“, bekräftigte Lyla und gab ihrem Mund einen aufsässigen Ausdruck.
    Reedeth wollte antworten, da leuchtete an seinem Pultomaten ein anderes Signal auf, und seine Miene hellte sich auf. „Entschuldigung“, sagte er zu Ariadne und schaltete auf eine andere Leitung um. Als sein Gesicht sich wieder auf Ariadnes Bildschirm zeigte, drückte es Bestürzung aus.
    „Was ist los?“ erkundigte sie sich.
    „Flamen ist da.“
    „Aber ich dachte, du erwartest ihn – wieso bist du jetzt auf einmal so sauer?“
    Reedeth seufzte. „Kann sein, ohne eigentlichen Grund. Es ist nur so, daß er Conroy mitgebracht hat.“
    „Conroy? Xavier Conroy? Ich denke, der lebt in Kanada!“
    „Flamen hat ihn fürs Wochenende nach New York kommen lassen.
    Wie ich es sehe, möchte er über seine Frau die Meinung eines anderen Experten hören, und man kann wohl niemanden finden, der in krasserem Gegensatz zu Mogshack steht, oder?“
    „Und niemanden, dem andererseits jemand stärker als Mogshack abgeneigt ist! Sei auf der Hut, Jim! Du mußt dir darüber im klaren sein, was passiert, wenn Mogshack erfährt, daß du …“ Sie zögerte, suchte nach einer Formulierung.
    „Daß ich ‚mit dem Feind gemeinsame Sache’ mache?“ half Reedeth mit bitterem Lächeln nach. „Wenn er etwas, das wirklich nur reiner Zufall ist, als persönlichen Angriff auffaßt, dann werde ich darin den Beweis für das sehen, was die Automaten uns über ihn verraten haben, und nicht darauf warten, bis er mich feuert. Dann werde ich von mir aus gehen. Ich habe keine Lust, für einen Geisteskranken zu arbeiten.“
    „Oh, um Himmels willen, Jim“, rief Ariadne, „wenn dir die Gesellschaft, in der du dich zur Zeit befindest, so angenehm ist, ist sie vermutlich der richtige Umgang für dich … Aber laß dir eines sagen! Wenn du so weitermachst, wirst du die Ginsberg-Klinik wahrscheinlich noch von innerhalb einer Klause kennenlernen.“
    Mit einem Schnaufen der Übellaunigkeit unterbrach sie die Verbindung, und Reedeth saß mit halboffenem Mund da, durfte sich seine vereitelte Erwiderung sparen.
    Was für ein aberwitziges Schicksal, von allen Frauen in der Welt ausgerechnet an Ariadne so zu hängen!
    Aber die Dinge entwickelten sich nun zu rasch, um ihm viel Zeit zum Ärgern zu lassen. Flamen und Conroy befanden sich schon auf der FluviPiste zu seinem Büro. Er machte Anstalten zum Aufstehen, um ihnen zur Begrüßung entgegenzugehen, doch verharrte mitten in der Bewegung, spürte seine Gesichtszüge sich zu einer finsteren Miene verzerren.
    Ariadne hatte vollkommen recht. Er mußte in Schwierigkeiten geraten, falls Mogshack von alldem erfuhr – nicht nur von Conroys Anwesenheit in der Klinik, sondern auch, weil er Madison in die Obhut einer Person entlassen hatte, die ihre Pflichten von der ersten Minute an vernachlässigte. Ihm mißfiel die Vorstellung, nun mit diesen beiden Besuchern konfrontiert zu werden: in Flamens Fall, weil er, da der Mann ihm und Madison neuen Verdruß bereitet hatte, im Fall Conroy, weil …
    Nun, wenn er in seinem Innersten ganz ehrlich mit sich selbst war: weil er sich von Conroys Geringschätzung betroffen fühlte, denn während ihres kurzen Wortwechsels übers KommNetz – vor einer halben Stunde – war der lange Schatten der sichelscharfen Ironie spürbar gewesen, mit der Conroy, damals als Reedeth unter ihm tätig gewesen war, durch Jugendlichkeit bedingte Unzulänglichkeiten in den Argumenten seiner Studenten auszumerzen pflegte.
    Verzweifelt hoffte er, daß weder Lyla seine so sorgsam aufrechterhaltene Fassade durchschaute, noch Madison.
    Und dann waren sie da, standen vor der Tür, erhielten Einlaß, und Conroy schüttelte jedem mit allem Anschein von Leutseligkeit die Hand; eine schablonenhafte Routine des Bekanntmachens war durchzustehen, die jedoch immerhin ein wenig die allgemeine Beklommenheit lockerte – und gleich darauf, während Reedeth noch umsichtig seine nächsten Äußerungen

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