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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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sogar einen dieser Burschen an der Uni erwischt. Zum Glück ist’s mir gelungen, ihn loszuwerden, aber nur wegen des Mordfalls, von dem ich erzählt habe – der Student, der seinen Freund erstochen hat –, der dem Dekan derzeitig noch so frisch in Erinnerung war, daß meine Argumente ihn überzeugen konnten. Einer meiner Kollegen hat geäußert, alle Studenten sollten bewaffnet werden, damit sie den verantwortlichen Umgang mit Waffen lernen könnten. Ha! Ich hätte gerne gesehen, wie lange er vor einer bewaffneten Klasse am Leben geblieben wäre … Er ist nämlich saumäßig unbeliebt.“
    Zum erstenmal, seit sie sich in der Bar aufhielten, entstand in der Unterhaltung eine Pause, die länger als nur wenige Sekunden dauerte. Flamen nutzte sie, um seine verworrenen Gedanken zu ordnen. „Um auf unser persönliches Anliegen zurückzukommen, Professor“, sagte er schließlich, „darf ich davon ausgehen, daß Sie zu einer konkreten Zusammenarbeit mit mir bereit sind, auch wenn Sie dem Prinzip der Datenpaket-Psychorecherche ganz allgemein ablehnend gegenüberstehen? Das wird selbstverständlich nur der Anfang einer langwierigen, komplizierten Prozedur sein, später kann es zu einem Prozeß kommen, vielleicht zu einer behördlichen Untersuchung, aber um meiner Frau willen bin ich bereit, nichts zu …“
    Erneut verklang seine Stimme, als er Conroys festen Blick auf sich ruhen sah.
    „Mr. Flamen“, sagte der Psychologe nach einem Weilchen, „ich habe Ihnen verraten, warum mir Mogshack als Person zuwider ist, und warum ich die Auffassung vertrete, sein Einfluß auf dem Gebiet der Psychohygiene sei zu groß. Infolgedessen werde ich also mit Freuden daran mitwirken, ihn zu torpedieren. Aber was Sie mir hier aufzuschwatzen versuchen, das bin ich nicht zu schlucken bereit. Ich bezweifle, daß Menschenfreundlichkeit und Liebe zu Ihrer Frau Ihre Motive sind. Vielmehr glaube ich, daß Sie’s auf Mogshack abgesehen haben, weil die Ziele, die Sie am meisten interessieren, wie die Gottschalks, sich außerhalb Ihrer Reichweite befinden. Die Gottschalks sind wie Leichenräuber; sie profitieren von unserem gegenseitigen Argwohn und bestechen uns mit Symbolgegenständen, die Haß mit Männlichkeit gleichsetzen. Also … Nein, bitte unterbrechen Sie mich nicht! Ich stelle Sie mir lieber als einen Bitterling vor, der viel lieber irgendwelche scheußlichen Tatsachen über die Gottschalks enthüllen würde, als bloß über einen Mann, der immerhin nur ein Großschwätzer von vielen ist und wahrscheinlich nicht so angesehen wäre, säße er nicht auf dem Posten, den er einnimmt. Sie …“
    „Einen Moment mal!“
    „Jetzt halten Sie den Mund und lassen Sie mich auch mal was sagen, ja? Sie können wohl kaum von mir erwarten, zu glauben, Sie hätten Ihrer Frau zuliebe etwas gegen Mogshack, wenn Sie zugegeben haben, Sie hätten sich so weit auseinandergelebt, daß Ihnen sogar entgangen ist, sie nimmt Ladromid, hm? Oh, ich will Ihnen keinen Vorwurf machen. Man ist nicht zur Ehe gezwungen, noch weniger dazu, sie um jeden Preis erfolgreich durchzustehen, und außerdem entspricht Ehe sowieso nicht Mogshacks gefeiertem Ideal, dem man angeblich tendenziell immer näher kommen kann, wie einem ‚mathematischen Endpunkt’. Ihre Motive gehen mich eigentlich überhaupt nichts an, deshalb wollen wir sie ruhig mal für den Moment vergessen, hm?“
    Flamen starrte finster in sein Glas.
    „Meine Motive sind dagegen etwas, das ich Ihnen zu erklären versuchen möchte. Es kann eine Weile dauern, also wollen wir uns lieber hinsetzen, oder?“ Er wandte sich ab und ging voraus in einen nahen Gesellschaftsraum, ohne sich dadurch im dampfwalzenartigen Redeschwall seiner Abhandlungen beeinträchtigen zu lassen. „Um medizinische Vergleiche zu ziehen, auch wenn sie für Sie womöglich nicht ganz durchschaubar sind, ich betrachte Leute wie Mogshack als Gegenstücke der Homöopathen, die in Sachen Somatik lehrten, verdünnte Dosen von Krankheitserregern seien das Allheilmittel, von einer Vergiftung bis zur Pyorrhöe. Gewiß, wenn jemand sich pathologisch davor fürchtet, ein Heer von Knieblanks durch seine Straße ziehen zu sehen, kann man ihm – rein oberflächlich – zum Seelenfrieden verhelfen, indem man ihm beibringt, wie man mit einer Schußwaffe umgeht und schneller und genauer schießt als sein potentieller Gegner. Aber denken Sie mal nach, Mr. Flamen, was ist denn das tatsächliche Ergebnis?“ Sein Tonfall änderte sich nun vollständig; er

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