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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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auszufeilen versuchte, nahm Conroy mit forschem Gebaren Platz und ergriff das Wort.
    „Also! Von dem, was ich Flamen auf dem Wege zur Klinik an Würmern aus der Nase ziehen konnte, weiß ich, daß Sie vor einigen ernsten Problemen stehen, Jim, und das gleiche gilt wohl für Ihre beiden Freunde hier. Ihre Bekanntschaft zu machen, Miß Clay, ist für mich besonders interessant, denn vor ein paar Tagen hat mich in der Klasse ein Schüler nach Pythonessen gefragt, und ich habe darüber eine Arbeit schreiben lassen – und naturgemäß mußte ich mich selbst, um sie bewerten zu können, eingehend damit beschäftigen. Ich hatte Pythonessen bis dahin keiner ernsthaften Betrachtung gewürdigt, aber etliche bemerkenswerte Autoritäten bürgen für die Authentizität des Phänomens. Was ist Ihre Meinung, Jim?“
    Reedeth begann zu stammeln. „Tja … Tja, ich habe mich gezwungen gesehen, muß ich sagen, ähnlich zu reagieren. Pythonessen waren für mich keine ernstzunehmende Sache, bis Miss Clay hier im Haus einen Auftritt hatte.“
    „Davon hat Flamen mir auch erzählt“, merkte Conroy an.
    „Ja, natürlich, er hat die Vorführung aufgezeichnet.“ Reedeth schluckte. „Aber nicht der Auftritt an sich hat mich überzeugt, das kam vielmehr dank der Analyse der Orakel durch die Automaten. Ich …“
    Ruckartig straffte sich Lyla. „Sie haben mir nicht gesagt, daß Sie meine Orakel Computern möchten“, stellte sie in Vorwurfsvollem Ton klar. „Herrje, hätte ich gewußt, daß Sie so was beabsichtigen … Was haben die Automaten Ihnen mitgeteilt?“
    „Später, Miss Clay, ich bitte Sie“, antwortete Reedeth auf frostige Weise. „Im Augenblick habe ich einige Angelegenheiten, die eigentlich überflüssig gewesen wären, mit Mr. Flamen zu regeln, und sobald wir das erledigt haben, werde ich mich verabschieden. Meine Pläne für das Wochenende sind durch etwas völlig durcheinandergeworfen worden, was ich nur absoluten Mangel an Rücksicht nennen kann.“
    „Ach du lieber Gott“, sagte Conroy, ehe der verärgerte Flamen auf die Anschuldigungen eingehen konnte. „Jim, Sie reden dermaßen wie Mogshack daher, daß man glauben könnte, Sie hätten bei ihm Lektionen in der Kunst der freien Rede genommen. Nur die Ruhe!“ Er hob eine Hand, um einer schnippischen Entgegnung des Jüngeren zuvorzukommen. „Im Laufe der vergangenen Stunde habe ich mit Flamen gesprochen, und ich stimme zu, er hat sich die Verantwortung für unseren Niebs-Freund hier allzu leichtfertig aufgeladen. Aber andererseits haben Sie’s unterlassen, ihm klipp und klar zu erläutern, worauf er sich damit einläßt, oder vielleicht nicht? Sie hatten’s so eilig, Madison loszuwerden, daß …“
    „Eilig! Mein Gott, er hat Monate länger als nötig bei uns zugebracht!“
    „Das ist keine Entschuldigung für mangelnde Gründlichkeit“, erklärte Conroy in genau jenem Tonfall, an welchen sich Reedeth noch aus seinen Studienjahren entsann. „Für mangelhafte Gründlichkeit gibt es nie eine Entschuldigung, heutzutage schon gar nicht, da man all die lästigen, routinemäßigen Einzelheiten automatisch Computern lassen kann. Das ist’s nämlich, wofür Computer da sind.“ Letztere Belehrung galt offensichtlich Flamen. „Sie denken anscheinend, ich wüßte sie nicht zu schätzen, aber tatsächlich halte ich sie, an der richtigen Stelle eingesetzt, für unentbehrlich. Das Problem ist lediglich, daß die Menschen sie nicht so behandeln, wie sie’s tun sollten.“ In angelegentlichem Ernst beugte er sich vor. „So, Jim! Erlauben Sie, daß ich Ihnen eine Frage stelle, von der ich hoffe, daß Sie sie mir ehrlich beantworten, und außerdem nur dann, wenn Sie’s nicht mehr so eilig haben, sich nach Hause zu verziehen.“
    Reedeth seufzte. „Na schön, einverstanden.“
    „Sind Sie zufrieden mit Ihrer Arbeit unter Mogshack?“
    Für einen Moment herrschte Schweigen. Plötzlich lachte Reedeth verkrampft auf. „Nun gut, ich will mich nicht drücken. Nein, ich bin’s nicht mehr.“
    „Warum nicht?“
    Wieder Schweigen, diesmal ausgedehnter. Unterdessen glitt Reedeths Blick hinüber zu Madisons Gesicht und blieb darauf wie gebannt haften.
    „Ich vermute“, sagte er schließlich, und er knirschte die Wörter hervor, als schleife er sie durch Kies, „weil ich nicht länger sicher bin, daß die Patienten, die von uns entlassen werden, ausreichend geheilt sind.“
    Flamens Haltung spannte sich merklich, und sein Gesichtsausdruck wechselte von Gereiztheit zu

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