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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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umgehauen hatte.“
    „Wie meinen Sie das?“ mischte sich Lyla ein. „Wieso ‚in Mist eingepackt?’ Glauben Sie mir nicht?“
    „Nehmen Sie’s mir nicht übel, aber Harry selbst würde ich sehr viel eher Glauben schenken“, sagte Diablo. „Aber nach Ihren eigenen Aussagen hatten sie eine subkritische Dosis einer recht starken Droge geschluckt, und Sie können unmöglich auf allen geistigen Ebenen normal funktioniert haben. Und Harry will oder kann sich nun einmal nicht daran erinnern, das gesagt zu haben, was er Ihnen zufolge von sich gegeben haben soll, also …“ Er breitete die Hände aus. „Übrigens, wie ist es überhaupt möglich, daß Harry Madison, nachdem er jemanden im fünfundvierzigsten Stockwerk aus dem Fenster geworfen hat, hier ist, statt in einem Sicherheits-Tiefkomplex?“
    Reedeth seufzte, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und streckte die Beine in die Länge. „Was glauben Sie, was ich die ganze Zeit getan habe, ehe Flamen und Conroy gekommen sind, um ihn aus der Klinik abzuholen? Ich habe mich beinahe damit aufgerieben, zu verhindern, daß er dort landet, die Polizei mit komplett computerten Reports über die Effekte einer SibyllPille von zweihundertfünfzig Milligramm auf einen gewöhnlichen Menschen fast totgeschmissen, bis man wegen zeitweiliger Unzurechnungsfähigkeit eine Kaution genehmigt hat. Ich bin’s gewohnt, Ginsberg-Patienten dem polizeilichen Zugriff zu entziehen, und inzwischen ist’s mir längst zur zweiten Natur geworden, Gegenklagen zu erheben, ob sie sich auf so gutes Beweismaterial stützen können wie die Klage wegen Freiheitsberaubung gegen Mikki Baxendale und ihre Askaris, oder nicht. Aber alles, was ich erreicht habe, ist ohnehin nur ein Aufschub. Es können noch Wochen vergehen, denn ich weiß, daß die Gerichte sogar mit den vorrangigen Beweisaufnahmen in Mordfällen um dreißig Tage hinterm Zeitplan herhinken, aber früher oder später gelangt die Sache selbstverständlich ernstlich zur Verhandlung.“
    „Haben Sie Rechtsanwälte eingeschaltet?“
    „An einem Samstag? Das soll wohl ein Witz sein. Aber die Ginsberg-Klinik hat übers reguläre KommNetz-System Anschluß an einen zugelassenen computerisierten Rechtsberater-Service. Und den habe ich genutzt.“
    Verwundert schüttelte Diablo den Kopf. „Wissen Sie, das hier ist wahrhaftig eine andere Welt. Ich meine, völlig davon abgesehen, ob er unter Drogeneinfluß stand oder nicht, jeder der einen Menschen vom Simbabwe-Hochhaus in Blackbury geworfen hätte, käme ins Gefängnis, würde höchstwahrscheinlich sogar in Ketten gelegt, bis Richter Dennison Zeit für seinen Fall hat, wie lange das auch dauern mag. Ihr Vorgehen ist gewiß toleranter, aber ganz sicher weniger effizient. Er braucht nicht mal vor Gericht zu erscheinen, bevor ihm die Kaution genehmigt wird, hm?“
    „Nicht im Falle einer Krankengeschichte mit geistiger Labilität“, antwortete Reedeth matt. „Allerdings wird die Kaution automatisch verdoppelt.“
    „Auch ’ne Art von System, kann man wohl sagen“, meinte Diablo und seufzte.
    Conroy langte nach einer weiteren Tüte Bier, riß am Öffnungsstreifen aus Plastik und fluchte, als der Gasdruck aus dem Innern des Behältnis ihn mit winzigen Tropfen besprühte. Er wischte sich den Bart und trank einen ergiebigen Zug.
    „Wenn Sie mit Ihrer soziologischen Untersuchung fertig sind, würde ich gern an dem Punkt wieder einhaken, den Sie klarstellen wollten, bevor Sie vom Thema abgeschweift sind“, wandte er sich an Diablo. „Was könnte Sie dazu veranlassen, Harrys Prophezeiung ernsthaft in Betracht zu ziehen?“
    „Prophezeiung?“ wiederholte Diablo. „Tscha, ich nehme an, es ist eine, was? Sie sehen’s ja, ganz klar, dieser Hinweis auf ein neues Produkt der Gottschalks. Irgendwas dieser Art kommt auf uns zu, völlig neuartig und ungewöhnlich, und ich vermute, es soll im nächsten Frühjahr auf den Markt gebracht werden.“
    „Woher wollen Sie das wissen?“ fragte Reedeth voller Skepsis.
    „Das ist vielleicht ’ne Frage von einem Blank“, entgegnete Diablo. „Wissen Sie nicht, wie die Gottschalks Sie Blanks als Kunden leimen? Sie liefern ihre jeweils ultramodernen Waffen an die schwarzen Enklaven, nicht viel überm Selbstkostenpreis, in dem Bewußtsein, daß Sie sich genügend vor uns fürchten, selbst wenn wir nichts anderes täten, als in Ihre Richtung zu spucken, um jeden Preis für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Abschreckung zu zahlen. Trotz allem brauchen

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