Das Gottschalk-Komplott
noch jemand irgendwelchen Warnungen Beachtung schenkt. Die halbe Zeit trauen wir nicht mal uns selbst noch, jedenfalls nicht genug, daß wir uns auf unser eigenes Urteilsvermögen verlassen würden, ohne eine zweite Meinung gehört zu haben, vorzugsweise die eines Automaten, warum also sollten wir auf anderer Leute Ratschläge achten?“
„Sie sind wirklich der zynischste alte Gauner, der mir je begegnet ist“, sagte Diablo und verlieh der Bemerkung einen Tonfall, der klarstellte, wie er sie meinte.
„Das fasse ich durchaus als Kompliment auf.“ Conroy blickte auf seine Armbanduhr. „Inzwischen haben wir verdammt viel Zeit herumgebracht, und anscheinend ist nichts dabei herausgekommen. Versuchen wir mal, bei der Sache zu bleiben, ja? Sie hatten gesagt, Sie wollten sich nochmals einen Gesamtüberblick verschaffen, um sich zu vergewissern, daß Sie alles in sich aufgenommen haben.“
„Bei der Sache bleiben!“ Diablo parodierte ein Grinsen. „Ließe sich eine Sache finden, bei der zu bleiben es sich lohnt, ich würde es gerne tun. Mir ist aber so, als pflügte ich durch ein Schlammloch, um irgendwelchen verkäuflichen Schrott zu finden. Er gab sich einen Ruck. „Na schön, lassen Sie mich in chronologischer Reihenfolge von vorn anfangen, damit nichts unter den Tisch fällt. Miss Clay, alles begann damit, daß man Sie in die Ginsberg-Klinik eingeladen und vor entlassungsreifen Patienten hat auftreten lassen, richtig?“
Lyla nickte.
„Und dieser Auftritt verlief insofern ungewöhnlich, weil zwei Dinge geschahen, die Ihnen noch nie widerfahren waren. Erstens, Ihr inzwischen umgekommener Mackero mußte Sie mit einer Ohrfeige aus einer Echofalle befreien, deren Entstehen, falls ich recht verstanden habe, auf die Anwesenheit einer extrem dominierenden Persönlichkeit unter den Zuschauern zurückgeht, und der Ihr Bewußtsein sich normalerweise nicht selbst entwinden kann.“
„So ist’s mir erläutert worden“, stimmte Lyla vorsichtig zu. „Wie erwähnt, ich hatte so was noch nie erlebt.“
„Na gut. Übergehen wir den Inhalt des Orakels, das sich zur Echofalle entwickelt hat, erst einmal, Mr. Flamen hat alles aufgenommen, also können wir uns später genauer damit beschäftigen. Die zweite bemerkenswerte Besonderheit war, daß Sie … Sie hätten erstmals gewisse ‚Nachwirkungen’ verspürt, haben Sie gesagt?“
„Stimmt. Nachher auf dem Flug in Mr. Flamens Skimmer.“
„Aha. Und Sie haben im Wachzustand, nicht in einer Trance, etwas geäußert, was auf ein weiteres Orakel hinauslief.“
Lyla schauderte zusammen. „Es war richtig unheimlich! Einen Augenblick lang hat mich ein Gefühl totaler Sicherheit beherrscht, ich habe gehört, wie die Wörter einzeln aus meinem Mund kamen, ohne zu wissen, wie am Ende der vollständige Satz lauten wird.“
„Bei den Wodu-Riten laufen ganz ähnliche Prozesse ab“, teilte Diablo unumwunden mit. „Sie könnten sich bei einer der gegenwärtigen Spitzenkräfte auf diesem Gebiet in den Enklaven erkundigen, wie Mama Echo in Chikago, oder dem Mädchen, mit dem ich in Blackbury zusammengearbeitet habe, Mama Fey. Aber ist jetzt egal.“ Er räusperte sich. „Sie und Mr. Flamen haben sich anschließend die Orakel angehört, stimmt’s? Und Sie sind zu keinen eindeutigen Schlußfolgerungen gelangt.“
„Wir sind beide abgelenkt gewesen“, antwortete Lyla gedämpft. „Ich hatte mich mit Dan gestritten, und dann kam diese Sache mit Ihnen auf, obwohl ich keine Ahnung hatte, daß es um Sie ging, als Mr. Prior bei Mr. Flamen anrief, um ihm Neuigkeiten zu sagen. Wir sind nur zu dem vagen Eindruck gekommen, daß vielleicht Mrs. Flamen darin verwickelt sei, aber … Nein, vergessen Sie das. Mr. Flamen hat mich im Skimmer gefragt, warum ich seine Frau erwähnt habe, also muß dies Orakel ungewöhnlich klar gewesen sein.“ Sie wirkte verblüfft. „Das hatte ich ganz vergessen.“
„Und Ihre Automaten in der Klinik –“ – Diablo wandte sich an Reedeth – „- haben die Orakel computerrecherchiert und für jedes der drei Orakel, die Miss Clay geäußert hat, ehe sie gewaltsam aus der Trance geholt werden mußte, eine wahrscheinliche Bezugsperson ermittelt, und jenes, aus dem sich die Echofalle entwickelte, galt angeblich Harry Madison. Sehe ich das richtig?“
Reedeth nickte; seine Miene zeugte von Streß. „Ich wußte zu dem Zeitpunkt natürlich noch nicht, um was es sich bei einer Echofalle handelt. Ich habe den Begriff zum erstenmal gehört, als ich nach
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