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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Ketten parat?“ rief Diablo hinüber zum Requisiteur. „Denkt dran, ich möchte, daß sie diesmal ein bißchen früher als bisher reißen. Führt zu negativen Assoziationen, wenn’s länger als fünf Sekunden dauert – und es wäre zu lang im Verhältnis zur Gesamtdauer der Show. Verflucht, was ist denn?“
    Er blieb auf dem Weg zurück zur Kontrollkabine plötzlich mitten im Studio stehen, als er vor sich zwei bewaffnete Askaris sah.
    „Der Bürgermeister will dich sprechen“, sagte jener auf der rechten Seite. Seine angeberisch aufgemachte Plastikmaske – schwarze Grundfarbe, aber mit roten, gelben und braunen Streifen auf den Wangen – verlieh seiner Stimme einen unheimlich hohlen Klang.
    „Er soll warten!“ schnauzte Diablo. In Blackbury gab es nur wenig Leute, die es sich erlauben durften, so mit einem Askari zu reden, aber er erlaubte es sich schon seit Jahren. „Ich bin mitten in Aufnahmen, seht ihr das nicht?!“
    Der zweite Askari sengte mit einem Laserstrahl aus seinem auf Niedrigleistung geschalteten Laser gelangweilt eine Furche in den Fußboden, aus der rußiger Qualm aufstieg. „Sofort, hat er gesagt, du Kohlweißling. Kommst du auf eigenen Beinen mit, oder müssen wir dich als Ragout abliefern?“
    „ Wie hast du mich genannt?“ Erbost trat Diablo um einen halben Schritt vor, bremste seinen Bewegungsablauf jedoch in derselben Sekunde wieder ab, als die Lasermündung vielsagend hochruckte. Das Vorhandensein dieser Waffen war die Folge von Anthony Gottschalks letztem Besuch; er hatte kürzlich eine Sendung über sie produziert – worin aus rein propagandistischen Gründen behauptet worden war, sie seien hier in der Stadt entwickelt worden – und gab sich keinen Illusionen über die Wirkung von 250 Watt hin, konzentriert auf eine Fläche von keiner größeren Ausdehnung als die Spitze einer Nähnadel.
    Ein Schweigen von scheinbar endloser Dauer entstand. „Na schön“, sagte er zu guter Letzt. „ Na schön. Aber ich will verdammt hoffen, er hält mich nicht zu lang auf.“ Während er zur Tür schritt, wandte er sich an seine Mitarbeiter und die Techniker. „Wir sehen uns dann nach dem Essen hier wieder, klar?“
     
    Vorm Haupteingang des Studios stand ein schwarzes Dienstfahrzeug bereit, ein Voortrekker Konvert, das teuerste Individualverkehrsmittel der Welt, ein in Capetown gebautes Skimmerauto. Bürgermeister Black besaß persönlich sechs Stück, eine Tatsache, über die Diablo nie ganz glücklich gewesen war, trotz der rationalen Einschätzung, daß die südafrikanischen und amerikanischen Knieblanks, in letztendlicher Analyse betrachtet, angeblich am gleichen Strang zogen; diese Argumentation schmeckte ihm zu sehr nach der Begründung, mit der man im vergangenen Jahrhundert schließlich die Zulassung von Black Muslims zu Meetings des Ku Klux Klan gerechtfertigt hatte. Seine Miene verdüsterte sich noch mehr, als die Askaris ihn auf die Rückbank des Voortrekker drängten und ihn anschließend zwischen sich einkeilten. Das Gefährt fuhr ab in die Richtung zum Amtssitz des Bürgermeisters, und man bahnte den Weg mit einem Knopfdruck am Armaturenbrett, woraufhin die Fernübersteuerung die Ampeln auf allen Querstraßen auf Rot umstellte.
    Trotz allem hielt Diablo den Mund fest geschlossen Er hatte keinerlei Ahnung, was das bedeuten sollte, aber seine naheliegendste Vermutung ging dahin, daß Bürgermeister Black heute früh mit dem falschen Bein zuerst aufgestanden sein mußte. Wenn der Bürgermeister sich in dieser Stimmung befand, gefiel es ihm bisweilen, sich dessen zu vergewissern, daß er noch jeden im Griff hatte, der zur Wirtschaft Blackburys beitrug, und Diablo zählte ohne Zweifel zu dieser Kategorie. Seine massenfabrizierten Videoshows gehörten zu den hauptsächlichen Devisenquellen der Stadt, ganz abgesehen von ihrem propagandistischen Wert, und sie hatten ihr Verhältnis zu den amerikanischen Bundesbehörden geradezu revolutioniert, indem sie bewirkten, daß sie in die Lage kam, die Abgaben für Strom und Wasser in so harten Währungen entrichten zu können wie Cedi und Riyals.
    Er merkte sich die Absicht vor, den Askari aufzuspüren, der ihn öffentlich beleidigt hatte, und dafür zu sorgen, daß seine Zukunft schwärzer aussah als sein Arsch. Wegen der Dienstmaske würde das schwierig, aber konnte in einer so relativ kleinen Gemeinde nicht absolut unmöglich sein.
    Ungeachtet dessen sagte sich Pedro Diablo fortgesetzt, daß jemand mit seinem Status keinen Grund hatte,

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