Das Gottschalk-Komplott
flüchtig angetan vom zutreffenden Charakter des Zitats, doch sofort beunruhigt von der Vorstellung des Lächelnden mit dem Dolch. Welche Erklärung sollte es sonst für die Interferenzen geben, die Tag für Tag seine und keine andere Sendung aus den Holokosmos-Studios störten? Es mußte sich schlichtweg um Sabotage handeln.
Schlimmer noch, sie mußte die Billigung des Aufsichtsrats haben. Wären Unterwanderer dafür verantwortlich gewesen, die Holokosmos hätte nichts gescheut, um diese Vorfälle zu unterbinden; sie war nicht weniger als jedes andere Unternehmen auf der Welt um ihre interne Sicherheit besorgt. Aber statt dessen hatten die Techniker ihn bloß immer wieder mit der Erklärung abgewimmelt, sie seien dazu außerstande, die Ursache des Ärgers ausfindig zu machen.
Die logische Schlußfolgerung lautete, daß man seine Sendung zu eliminieren und Platz für noch einen Reklameteil zu schaffen beabsichtigte. Selbstverständlich widersprach es den von der Planetaren Kommission für Kommunikation festgelegten Richtlinien, von vierundzwanzig Stunden Sendezeit mehr als zwölf Stunden für Werbung zu verwenden, und die Holokosmos würde das Limit überschreiten, falls sie ihren letzten Medienkiebiz abservierte. Aber die PKK war nur ein schlechter Scherz, und das schon seit Jahren; ein alter Wachhund ohne Zähne.
Außerdem war dies nicht das erste Mal, daß die Holokosmos ihn hereinzulegen versucht hatte. Unmittelbar nach Celias Nervenzusammenbruch hatte sie es zum erstenmal versucht, indem sie einen läßlichen Psychiater anheuerte, damit er bezeuge, Celias Zufluchtnahme zu Drogen sei auf die fortwährende Mißachtung ihrer Bedürfnisse und Neigungen durch ihren Ehemann zurückzuführen, der sich damit der seelischen Grausamkeit schuldig gemacht habe. Eine zu solchem Verhalten fähige Person sei naturgemäß ungeeignet zur Arbeit vorm breiten Fernsehpublikum. (Zum Wiehern – hätte er gründlich genug im Privatleben der Holokosmos-Aufsichtsratsmitglieder nachgeforscht, wäre er an Material gelangt, um eine Neufassung der Hundertzwanzig Tage von Sodom liefern zu können, ohne abschreiben zu müssen, und bereits vor längerer Zeit hatte sich Matthew Flamen geschworen, daß er, falls man es eines Tages zu bunt mit ihm trieb, die Spule mit der allerletzten seiner Sendungen, ordnungsgemäß abgesegnet von den Computern des Senders, nachträglich gegen eine andere austauschen werde, mit welcher er die Laster der Aufsichtsräte in allen Einzelheiten enthüllte.)
Ihr eigentlicher Ansatzpunkt war allerdings Celias Einlieferung in die Ginsberg-Klinik gewesen, eine staatliche Psychiatrie, statt in ein Privatsanatorium, aber Prior hatte dem Anwurf den Wind aus den Segeln genommen – eine Leistung, die an ein Wunder grenzte –, indem er im wie geschockten Tonfall eines liebevollen Bruders folgendermaßen argumentierte: Wessen Reputation stünde in Fachkreisen höher als die ihres Direktors Elias Mogshack, des weltweit anerkannten, führenden Spezialisten der Heilpsychiatrie – wer unter eindeutigen Laien könne die enorme Kompetenz eines Wissenschaftlers anzweifeln, den man dazu berufen hatte, über die Psychohygiene des dichtbevölkerten New York zu wachen? Folglich war hastig ein Kompromiß ausgehandelt worden, in dessen Rahmen Matthew Flamen die Kosten von Celias Einsperrung selbst übernahm, statt mit ihrer Behandlung die Staatskasse zu belasten und Celia dem späteren unausweichlichen Desaster auszuliefern.
Damals hatte sich Flamen gewundert, warum der Aufsichtsrat so rasch nachgab. Seine Verwunderung verflog in dem Moment, als zusammen mit dem unanfechtbaren, von staatlichen Computern ausgeheckten Behandlungsvertrag, auf den er sich unvorsichtigerweise eingelassen hatte, die erste der kolossalen Monatsrechnungen eintraf. Er brauchte nicht einmal einen Computer hinzuzuziehen, um zu erkennen, er war der Gelackmeierte. Und er vermochte keinen Ausgleich herzustellen, indem er, um ein Beispiel zu nennen, in ein billigeres Haus zog. Er stand unter dem Zwang, den für eine Person, welcher die Holokosmos fünf Sendungen je Woche reservierte, (Gänsefüßchen) angemessenen (Gänsefüßchen) Lebensstandard beizubehalten. Seine Steuerberater bewährten sich erstklassig, und die Steuern, die er tatsächlich zahlen mußte, waren lächerlich niedrig, aber er konnte nicht an seinen sozusagen obligatorischen Lebenskosten einsparen. Ehe er richtig anfangen konnte, sich zu wehren, erlitt er eine Niederlage nur dank des Umfangs
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