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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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eine Anwandlung von schlechter Laune seitens des Bürgermeisters zu fürchten.
    Er redete sich das ein, bis man ihn dann tatsächlich zum Bürgermeister führte – falls man es so bezeichnen durfte, vor den Mündungen von Waffen in ein Zimmer genötigt zu werden. Bürgermeister Black war nicht allein. Neben seinem riesenhaften Schreibtisch saß ein Weißfisch: ein dürrer Mann mit einem struppigen Gefussel am Kinn, das ein Bart sein sollte, zusammengestoppelt aus unpassenden Barbazar-Büscheln, und sehr hellen, sorgfältig quer über die rosa Kahlheit seines Schädels gekämmten Haarsträhnen, die Knie zimperlich gegeneinandergedrückt, seine Hände im Schoß gefaltet.
    Da fiel Diablo das Herz in die Hose wie ein Stein in einen Brunnen. Er kannte dies ernste Gesicht mit den schmalen Lippen. Die Gesichtszüge Herman Uys’, des südafrikanischen Chefexperten für Rassenfragen, mußten zu den bekanntesten in der modernen Welt gerechnet werden.
    Er versuchte noch, einigermaßen fassungslos, sich auszumalen, warum man ihm, Pedro Diablo, die Anwesenheit Herman Uys’ in Blackbury verschwiegen hatte, da sprach der Bürgermeister seine einzige an Diablo gerichtete Äußerung dieser Zusammenkunft aus.
    „Verschwinde aus der Stadt, du Promenadenmischung. Du hast drei Stunden Zeit.“

Der Punkt, an dem der Reparaturaufwand die Kosten für Ersatz zu übersteigen beginnt
     
    Unversehens normalisierte sich Flamens KommNetz-Anschluß wieder, die Verbindung mit Prior kam erneut zustande. Im selben Moment nahm Priors Gesicht einen verschlagenen Ausdruck an, den Flamen aus etlichen Jahren enger Zusammenarbeit gut kannte: den Gesichtsausdruck, der besagte, daß Prior drauf und dran war, aufgrund der (zumeist berechtigten) Annahme, die Person, mit der er zu tun hatte, habe eine überaus raffinierte Falle übersehen, ein richtiggehend mieses Ding zu drehen. In mancher Beziehung mochte er in der Tat naiv sein, wofür seine bereitwillige Anerkennung eines Heinzelmännchens als all das, was die Werbung davon behauptete, Zeugnis ablegte, aber wenn es darum ging, eine geschäftliche Angelegenheit zu seinen Gunsten zu beeinflussen, war er auf geniale Weise erfinderisch. Das war der Hauptgrund, warum Flamen Wert auf die Zusammenarbeit mit ihm legte. Nie hatte Prior es gewagt, das eigene Image durchs Erlernen des Prostituiertenpragmatismus zu besudeln, dessen es bedurfte, um im Halsabschneidergetümmel des modernen Geschäftslebens Oberwasser zu behalten, doch ebensowenig wagte er es, sie völlig außer acht zu lassen. Prior verkörperte den idealen Kompromiß, den Inbegriff selbstbetrügerischer Ehrbarkeit; er vermochte den offenkundigsten Schwindel völlig aus seinem Gewissen zu verdrängen, bloß indem er sich vergegenwärtigte, er sei darauf gekommen, und er sei ja schließlich kein schlechter Mensch.
    Anspannung verkrampfte Flamen. Sollte nun erzürn Ziel von Priors besonderem Talent werden, dann …
    „Matthew, soviel ich mitgekriegt habe“, begann Prior von neuem, „hast du vorhin einen sehr ernsten Vorwurf gegen den Aufsichtsrat der Holokosmos erhoben.“
    „Ich entsinne mich nicht daran“, erwiderte Flamen hastig, „irgendeinen Vorwurf gegen irgendwen erhoben zu haben. Aber wenn du mir dringend etwas Wichtiges mitzuteilen hast, bitte sehr …“
    Insgeheim erwog er die Möglichkeit einer baldigen offenen Ausspräche. Alles was man in diesen Büros durchs KommNetz äußerte – genauso wie in den Büros aller Firmen, die vertraglich mit der Holokosmos-Sendeanstalt kooperierten –, zeichneten Monitoren auf, analysierten es und leiteten es erforderlichenfalls an den Aufsichtsrat weiter. Ah ja!
    „Was hältst du davon, wenn wir beide heute Celia in der Ginsberg-Klinik besuchen?“
    „Heute nachmittag nicht“, antwortete Prior.
    „Oh, nun komm! Denk dran, sie ist nicht bloß meine Frau, sondern auch deine Schwester.“ Ein tolpatschiger Versuch, die Aufzeichnungen der Monitoren um eine Schmählichkeit zu bereichern; er mißlang.
    „Ich muß an einer Übung meiner BüWehr-Gruppe teilnehmen“, entgegnete Prior, der stets das solide, verantwortungsbewußte Mitglied der Gesellschaft herauszukehren pflegte. „Außerdem, du weißt, daß Dr. Mogshack das Eindringen von Faktoren der früheren Umgebung seiner Patienten mißbilligt, und ich würde mich nicht gegen sein Urteil stellen.“
    „Ich messe dem Kontakt zwischen Ehemann und Ehefrau einen hochgradigen Normalisierungswert bei, auch wenn er anders denkt.“ Dieser schlappe

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