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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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Pultomaten über die SibyllPillen den Tatsachen entsprachen, dürfte sie eigentlich gar nicht dazu imstande sein, bloß zu sitzen. Sie müßte sich in einem tobsuchtartigen Delirium befinden.
    Die Spannung wuchs. In dem Augenblick, bevor sie unerträgliche Ausmaße annahm, begann Lyla auf einmal mit heller, klarer Stimme – wie die eines Kindes – zu sprechen. „Niemand ist so gegen Amor wie die Mutter Superior. Das Leben ist stumpfsinnig und einsam und doof. Die kleine Miss Celia war neidisch auf Ophelia. Hamlet hat ihr die kalte Schulter gezeigt, da reihte sie sich ein in die Kolonne. Rat-tatata, rat-tatata, rat-tatata-tatata-tatata. Auch ein Eunuch scheitert beim Versuch, zu leben das Leben aus dem Buch. Nach Springen und Singen laß ich nun die Wahrheit erklingen – sie ’st wahr, ihr könnt euch davor nicht drücken. Du kannst ruhig glauben, daß du dich mit dem Kommen und Gehen auskennst, aber den Kometen kannst du das Kommen nicht verbieten. Beim Schäfchenwolkenzählen unter den Gestirnen traf ich einen Mann mit sieben Gehirnen. Jedes Hirn konnte sieben Leben schauen, jedes kannte sieben Frauen, deren sieben Lügen war nicht zu trauen, welcher gebührt der Preis fürs Lügenaufbauen?“
    Sie zögerte. Reedeth nutzte die Unterbrechung, um seinen Blick über die Teilnehmer der Veranstaltung wandern zu lassen, und er bemerkte, daß alle Anwesenden in der Räumlichkeit, außer Dan, der sehr erfreut wirkte, ein Stirnrunzeln verdutzter Entgeisterung zeigten.
    „Als ich …“, setzte Lyla von neuem an, unterbrach sich jedoch sofort. „Nein. Damals im … Nein. Als ich rollte durch den Mist, traf ich ’nen Mann, der gar nicht ist. Als ich ging zum Maskenball, traf ich ’nen Mann, der ist überall. Hrr- hmm. Damals im …“
    Wieder verstummte sie, und Dans Gesicht widerspiegelte unvermittelt einen Ansatz zur Besorgnis. Dann sprach Lyla lauter und in ziemlich furchtsamem Ton weiter.
    „Als ich auf dem Boden las, traf ich ’nen Mann, der vom Boden aß! Als ich auf dem Bette saß, küßt’ ich ’nen Mann, der war kein Aas! Als ich ganz laut weinte, kam ’n Mann, der niemals greinte! Als ich … als ich …!“
    Ihr Mund zuckte, sie faltete und entfaltete die Hände in offenkundigem Entsetzen, und sie versuchte, wie ein Frosch über die weiche Matte zu hüpfen, während sie wild die Augen verdrehte, verzweifelt irgendeiner nicht nachvollziehbaren Bedrohung zu entkommen trachtete. Reedeth hatte sich unterdessen halb aus seinem Sessel erhoben. Irgend etwas mußte getan werden – der Anblick, den das arme Mädchen in seiner unbeschreiblichen Panik bot, war unerträglich.
    Doch bevor er etwas veranlassen konnte, hatte Dan mit einer Geste, die Ärger verriet, den Recorder abgeschaltet, den Abstand zwischen sich und Lyla mit einem weiträumigen Schritt überwunden und der Pythoness auf beiden Wangen eine Ohrfeige gegeben. Als sei sie wunderbarerweise aus einer Entfernung von einer Million Kilometer zurückgeholt worden, verwandelte sie sich wieder in sich selbst und blickte regelrecht gefügig zu ihm auf.
    „War’s in Ordnung?“ fragte sie mit ihrer normalen Stimme. „Was habe ich gesagt?“

Zur späteren Verwendung
     
    Um 13 Uhr 17 speicherte der Computer, der für Flamen rund um die Uhr den Info-Monitordienst versah, stets wachsam, um Anzeichen von Korruption, Mißwirtschaft, Nachgiebigkeit gegenüber erpresserischem Druck und andersgearteten lohnenden Skandalen, die Bekanntgabe, daß eine große Anzahl von X-Patrioten am Kennedy-Flughafen gegen die Verzögerung von nunmehr 95 Minuten protestierte, die Morton Lenigo anläßlich seiner Ankunft bei Zoll und Einreisebehörde hinnehmen mußte. Polizei stand mit Straßenkampfwaffen, Gas und Flammenwerfern in Bereitschaft, und die Flüge 1025, 1209 und 1300 hatte man vorsichtshalber über die kanadische Grenze umgeleitet.
    Um 14 Uhr 30 registrierte der Computer eine öffentliche Erklärung, die vom Zuid-Afrikaanse Broederbond kam und worin selbiger forderte, Lenigo sofort zu erschießen und Detroit mit einer Atombombe von passabler Sprengkraft zu vernichten, welchen Maßnahmen unverzüglich ein Mißtrauensantrag gegen Präsident Samtheinrich folgen müsse.

Es ist ganz nett, ein verantwortungsbewußtes Mitglied der Gesellschaft zu sein, nur sollte man wissen, wofür man verantwortlich ist
     
    Wutentbrannt durchquerte Lionel Prior die ausgeklügelte Anlage verschiedener Barrieren, die den Eingang zu seinem Heim schützte. Es wäre besser gewesen, Flamens

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