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Das Gottschalk-Komplott

Das Gottschalk-Komplott

Titel: Das Gottschalk-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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einem Standort neben der Tür aus mehrere von ihnen in Nahaufnahme gefilmt hatte, um den Rest seiner Spule aufzubrauchen, unterhielt sich nun mit einem der letzten anwesenden Insassen, einer einzigartig schönen, jungen Frau mit trotzigem Schmollmund. Allem Anschein nach verlief die Konversation jedoch sehr einseitig.
    „Aber … wieso denn?“ wisperte Lyla zurück.
    „Die Chance für wahrscheinlich den größten Durchbruch deines Lebens, sogar Flamen dabei, um die Vorführung aufzuzeichnen, und wieviel bringst du? Elf Minuten, mehr nicht! Meinst du, die werden hier erfreut sein, für ihr Geld einen so kurzen Auftritt geboten gekriegt zu haben? Du hast mich im Stich gelassen, G’spusi, da gibt’s gar kein Vertun.“
    Ungläubig blickte sie ihn noch für einige weitere Sekunden an. Ganz plötzlich, als hätten die Nervensignale erst jetzt das Hirn erreicht, hob sie die Hände und berührte mit den Fingern ihre Wangen.
    „Dan, hast du mich etwa wachgeohrfeigt?“
    „Ich mußte.“
    „Aber du weißt doch, das ist gefährlich! Du hättest mich …“
    „Hab’ ich aber nicht, oder?“
    „Ich …“ Sie schluckte, als säße ihr ein riesiger Kloß im Hals, und schüttelte den Kopf. „Vermutlich nicht. Ich fühle mich kaum anders als gewöhnlich nach einer Sitzung. Aber warum?“ Das letzte Wort gipfelte in einem Aufschrei.
    „Das wirst du begreifen, wenn du das Band hörst.“ Sein Blick glitt an ihr vorbei. „Jetzt halt die Klappe und mach ein freundliches Gesicht – Flamen kommt zu uns.“
    Die junge Frau, mit der Flamen geredet hatte, strebte nun mit den übrigen Patienten nach draußen, ganz wie eines in einer ganzen Herde zweibeiniger Schafe, und Flamen näherte sich mit außerordentlich düsterer Miene.
    „Mr. Flamen“, rief Dan. „Ich hoffe, Sie sind nicht enttäuscht. Ich versichere Ihnen, das war das erste Mal, daß ich Lyla jemals während einer öffentlichen Vorstellung unterbrechen mußte.“
    „Mußte?“ Lylas Blick funkelte ihm ins Gesicht. „Du ‚mußtest’ nichts dergleichen! Rede bloß nicht daher, als wäre ich irgendwie an irgendwas schuld, sonst kannst du künftig ohne Pythoness weitersehen! Das ist mein Ernst.“
    „Ich wußte, was ich tat“, murmelte Dan. „Du bist nicht die erste Pythoness, für die ich den Mackero mache.“
    „Nein, bloß die erste, die ihre Einkünfte nicht aufbessern muß, indem sie mit fremden Kerlen über die Hobelbank rutscht!“ fauchte Lyla.
    „Mr. Flamen, unglücklicherweise ist Lyla zur Zeit sehr gestreßt“, sagte Dan im Tonfall einer Entschuldigung. „Vielleicht könnten wir …“
    „Ist das etwa ein Wunder? Ich hätte beim Wiederaufwachen geistesgestört sein können, ist dir das eigentlich klar?!“
    „Ah, Miss Clay … Mr. Kazer …“ Eine andere Stimme mischte sich ein; Ariadne gesellte sich dazu. „Das war sehr interessant. Ich bin wirklich beeindruckt. Ich habe mich gefragt, ob Sie wohl die Zeit erübrigen könnten, die Orakel mit uns zu diskutieren, so daß wir vielleicht Übereinstimmungen mit einigen der …“ Sie verstummte, indem ihre Stimme verklang. Verunsichert schaute sie von einer Miene zur anderen. „Stimmt irgend etwas nicht?“ wollte sie dann wissen.
    „Ich diskutiere meine Orakel niemals“, antwortete Lyla entschieden. „Befassen Sie sich damit oder nicht, das liegt ganz bei Ihnen. Ich gehe nach Haus. Mir gefällt’s hier nicht, und mir gefällt nicht, was man hier mit Menschen anstellt. Gib mir meine Fahrkarte, Dan.“ Sie streckte die Hand aus, doch machte Dan keinerlei Anstalten, ihren Wunsch zu erfüllen.
    „Das ist ja hochinteressant“, sagte Flamen leise. „Mir gefällt auch nicht sonderlich, was man hier mit den Leuten treibt.“ Er wandte sich an Ariadne. „Sie haben mir gesagt, daß zu dieser Veranstaltung nur Patienten zugelassen seien, die sich im Zustand einer fortgeschrittenen Gesundung befänden. Aber als ich vorhin mit Celia zu sprechen versuchte, hat sie kaum höflichkeitshalber ein Grußwort von sich gegeben. Soll’s das sein, was Ihr famoser Chef für eine anständige Therapie hält?“
    „Wir beabsichtigen nicht mehr und nicht weniger“, erwiderte Ariadne harsch, „als unseren Patienten dabei zu helfen, ihre Persönlichkeit neu aufzubauen. Wenn sich erweist, daß einige ihrer einstigen emotionalen Bindungen lediglich Manifestationen einer tiefverwurzelten Unreife oder anderer Unzulänglichkeiten waren, läßt sich daran nun einmal nichts ändern.“
    Flamens Gesicht verfärbte sich

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