Das Gottschalk-Komplott
Gottschalk nun auf der Stelle umgenietet. Was konnte ihr außer der Pistole als Waffe dienen? Das Heinzelmännchen befand sich auf Armlänge in ihrer Reichweite; sie packte und warf ihn und traf den Gottschalk an der Stirn. Er schrie auf und riß tölpelhaft spät die Hände in die Höhe.
„Raus!“ kreischte Lyla ihn an und griff sich mit beiden Händen den großen messingnen Gabenteller, stürzte sich damit auf ihn. Die Faust, mit der er den Messingteller abwehrte, verursachte ein lautes Hallgeräusch wie von einem mißtönenden Gong, und Lylas Stimme stieg zu einem grellen Gipfelpunkt des Abscheus empor.
„Gottschalk! Gottschalk! Gottschalk!“
Sie fuhr herum und rannte in die Küche, um sich erneut der Waffe zu bemächtigen, er hastete ihr nach, bekam sie am Arm zu fassen, brachte sie mit einem ruckartigen Zerren aus dem Gleichgewicht, sprang an ihr vorbei und erreichte die Wohnungstür – prallte zurück, als die Falltür in ihren Schienen, deren ölen längst überfällig war, nach unten schrammte und ihm den Ausgang mit einem dumpfen Knall verwehrte, der das ganze Haus erschütterte.
„Hätte das Ding Sie bloß geplättet“, sagte Lyla, indem sie sich vom Boden emporschwang. „Jemand wie Sie gehört zermalmt, nicht anders als ’ne Bettwanze.“ Nochmals versuchte sie, in den Besitz der Pistole zu gelangen, die noch auf dem Küchentisch lag, aber der Gottschalk war schneller – er schlotterte nicht infolge eines Schocks, verursacht durch den Tod eines geliebten Menschen. Seine Hoffnungen und sein Ehrgeiz waren darauf gerichtet, viele Tode zu verursachen. Er war aus freier Entscheidung Handelsvertreter für Waffen, immer locker und auch ein bißchen vergnügt darüber, seine Waren einer derartigen Nachfrage ausgesetzt zu sehen, ohne weiteres dazu fähig, neben einer noch warmen Leiche einen Verkauf durchzuziehen zu versuchen. Er stellte ihr ein Bein, als Lyla nach der Pistole langte, grabschte selbst danach, warf sie hoch und fing sie, nachdem sie sich in der Luft überschlagen hatte, fachmännisch am Griff auf. Lyla starrte ihn aus Augen voller Haß an, rücklings am Boden.
Mit schweren Atemzügen entfernte sich der Gottschalk seitwärts zur Winde, kurbelte die Falltür mit einer Hand wieder empor, arretierte sie, ohne hinzusehen, behielt statt dessen Lyla unter wachsamer Beobachtung, die Pistole auf sie gerichtet. Er öffnete die Tür, spähte hinaus, um sich davon zu überzeugen, daß niemand im Korridor lauerte, huschte nach draußen und schlug die Tür von außen zu.
„O Gott“, sagte Lyla. Da merkte sie, daß sie mitten in einem Tümpel von Dans noch frischem Blut saß, das an ihren bloßen Schenkeln zu verkrusten begann. „O Gott“, wiederholte sie.
Keine Antwort kam.
Nachdruck aus dem Manchester’ Guardian vom 11. Januar 1968
Gefahr eines ‚Guerilla’-Krieges in den Vereinigten Staaten
New York, 10. Januar Ein pensionierter Offizier des Militärischen Abschirmdienstes der Vereinigten Staaten hat auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, daß Unruhen in amerikanischen Städten zu einem umfangreichen, ausgedehnten Guerillakrieg unter Beteiligung starker Truppeneinheiten führen könnten, ebenso schwer zu beenden wie die Guerillatätigkeit in Südostasien.
Oberst Robert B. Rigg schreibt in der Januarausgabe des Army Magazine:
„Bisher waren die Ursachen der Gewalt in den Städten emotionaler und sozialer Natur gewesen. Organisation jedoch könnte diese beklagenswerten Mißstände in politische Faktoren von ernster potentieller Tragweite verwandeln und sie in Aufruhr ummünzen oder gar einen längeren Bürgerkrieg entfesseln.
Der Mensch hat aus Stahl und Beton einen viel besseren ‚Dschungel’ geschaffen als die Natur in Vietnam. Solche Zement/Ziegel-Dschungel bieten Heckenschützen und Stadtguerillas weit mehr Schutz, als der Vietkong ihn in seinem Dschungel genießt, zwischen Elefantengras und Sumpfland.“
Guerillakrieg in den Städten, schreibt der Oberst weiter, werde vielleicht von kommunistischen Ländern wie China oder Kuba geschürt. Gewisse nachrichtendienstliche Kreise der USA seien darüber informiert, daß die gefährlicheren Rädelsführer in den Ghettos auf Einflüsterungen von Mitgliedern der prochinesischen Fraktion der Kommunistischen Partei der USA hörten.
Gegen Stadtguerillas, meint der Oberst im weiteren, würden sich wahrscheinlich weder der Einsatz der gesamten Feuerkraft, noch politische Verhandlungen als wirksam erweisen.
„Aber es gibt
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