Das Gottschalk-Komplott
verkraften, welchen die erste Veröffentlichung – oder vielmehr, die erste öffentliche Zusammenfassung – des Berichts über öffentliche Unruhen ausgelöst hat, vorgelegt vom Nationalen Beraterausschuß des Präsidenten, auch unter der Bezeichnung Kerner-Kommission bekannt, so geheißen nach Illinois’ Gouverneur Otto Kerner, der die sieben Monate langen Untersuchungen des aus neun Weißen und zwei Farbigen zusammengesetzten Ausschusses leitete.
Für alle, die sich eine deutliche Erhellung und genauere Klärung des erstellten Reports erhofften, machte man heute der Allgemeinheit das bombastische Mammut werk des Gesamtberichts zugänglich: 1489 Seiten gründlicher, erschöpfender Ermittlungen über Krawalle in Groß- und Kleinstädten, kaum manifest gewordene Ausschreitungen gleichermaßen wie Fälle von Aufruhr, die das soziale und wirtschaftliche Leben der Städte bis in die Grundfesten erschütterten.
Wahrscheinlich werden sehr wenig Außenstehende dies ebenso faszinierende wie deprimierende Testament wirklich in vollem Umfang durchackern; und infolgedessen werden noch weniger zuständige Insider bei den Landesregierungen und Gemeinden sich um so eifriger damit befassen, sich für eine der „drei Alternativen“ zu unterscheiden, vor denen nach den Schlußfolgerungen der Kommission die amerikanische Gesellschaft nunmehr steht.
Erstens ist da die Möglichkeit einer Fortsetzung der gegenwärtigen Politik, indem die gleichen unzureichenden oder nur geringfügig höhere Summen in die Sanierung der Städte investiert werden, und indem man dieselben Methoden wie bisher zur Eindämmung der Unruhen anwendet, die an Unterdrückung mit Waffengewalt grenzen. Ein derartiges Vorgehen, so ist die Kommission überzeugt, kann wenig bewirken, um beim immer höheren Anteil junger Farbiger an der Einwohnerschaft der Städte „die Hoffnungen zu heben oder ihre Kräfte in sinnvolle Bahnen zu lenken.“ Statt dessen sei noch mehr Gewalttätigkeit zu befürchten, und das Resultat könnten „urbane Apartheid und permanente Etablierung getrennter Gesellschaftsebenen“ sein.
Geringe Hoffnung
Die zweite Alternative bestünde daraus, sofort die Arbeit an einer „Abhilfeschaffung in den Slums“ aufzunehmen und eine „dramatische Verbesserung“ der Lebensqualität der Bevölkerung durch eine beträchtliche Anhebung der öffentlichen Ausgaben für Bildungs- und Beschäftigungspolitik, Wohnungsbau sowie Sozialeinrichtungen herbeizuführen. Allerdings sieht der Ausschuß auch in diesem Verfahren nur geringe Hoffnung auf dauerhafte Besserung der Gesamtlage …
Die dritte Möglichkeit – und nach Meinung der Kommission die einzige, die die Vereinigten Staaten vorm Entstehen „zweier gesonderter, ungleicher Gesellschaftsebenen“ (deren Nebeneinanderleben wahrscheinlich nur mit Hilfe des Ausnahmerechts regelbar wäre) zu bewahren – wird durch die detaillierte Dokumentation urbaner Mißstände im Report immer wieder nachdrücklich nahegelegt.
Dazu zählen die vorherrschende Gesinnungs-Bigotterie weißer Bevölkerungsteile, die steigende Zahl junger Farbiger, die dazu verurteilt sind, niemals Arbeit zu finden (ein Drittel aller arbeitsfähigen jungen Farbigen in den 20 größten Städten der USA sind heute arbeitslos), und die Stadtflucht der Weißen, die in Vororte ziehen, wo sie schwerlich Steuererhöhungen zugunsten von Städten befürworten dürften, in denen vorwiegend Farbige wohnen und die zu baufälligen Gettos herunterkommen.
Diese dritte Alternative verlangt nicht weniger als „eine massive nationale Anstrengung“ zur Integration des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens beider Rassen sowie der Vertreter des Gesetzes, die es zu schützen haben …
Zum Zwecke der in diesem Buch erzählten Geschichte gemachte Annahme in bezug auf die im Vorstehenden erwähnte, Massive Nationale Anstrengung’
Es ist nicht so verfahren worden, und das hat nur zu gut gewirkt.
Gottes Mühlen mahlen langsam, aber der Menschen Mühlen mahlen anscheinend allzu häufig überhaupt nicht, wie oft sie sich auch drehen mögen
„Ariadne, um Himmels willen“, sagte Reedeth zu ihrem schönen, unweigerlich makellosen Abbild auf dem KommNetz-Bildschirm, „ich muß mir ’n Trip gönnen, mich betrinken – oder sonst so etwas –, und es wäre mir lieber, müßte ich’s nicht allein tun.“
Einen Moment lang dachte er, sie werde ihn mit einer kurzen Schroffheit abfertigen und die Verbindung unterbrechen. Aber sie seufzte
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