Das Gottschalk-Komplott
einer psychiatrischen Krankengeschichte, die so lang ist wie Tausendundeine Nacht?!“ Ariadne war halb aus dem Sessel aufgesprungen. „Herrgott, wahrscheinlich wird’s heute abend einen neuen Krawall geben! Es müßte schon mit einem Wunder zugehen, wenn sie bloß lebend die RasanTransit-Station verlassen können!“
„In welcher Art von Wolkenkuckucksheim lebst du eigentlich, Jim? All der Humbug, Freunde seien außer Mode gekommen, dieser ganze falsche Idealismus, man müsse jemanden haben, an den man sich im Bedarfsfall wenden kann …! Ich zieh’s vor, offene Feinde zu haben, statt einen Freund, der mit mir so umgehen könnte, wie du heute diese zwei bedauernswerten Menschen behandelt hast!“
„Aber …“
„Ich weiß, was mit dir nicht stimmt, Jim“, sagte Ariadne heftig, „Dich ärgert’s, daß es rund um dich Leute gibt, für die du verantwortlich bist, ohne daß man dich gefragt hat, weil sie sich ganz einfach plötzlich hier befinden, wenn du morgens eintriffst. Was du möchtest, ist nicht, sie auf eine gefahrlose Rückkehr ins Alltagsleben vorbereiten – du möchtest sie nur möglichst schnell aussieben und abschieben, egal wie, damit du dich nicht länger für sie interessieren mußt! Wenn du nun demnächst erfährst, daß Madison auf der Straße abgeknallt worden ist, oder daß eine Bande von Weißen Lyla Clay vergewaltigt hat, weil sie mit einem Nieb gesehen und deswegen – da sie in solcher Gesellschaft durch die Gegend läuft – als leicht benutzbares Sexualobjekt betrachtet worden ist, wirst du dann einen Schock erleiden? Einen Scheißdreck wirst du!“
Sie unterbrach die Verbindung mit dem Ausdruck regelrechten Abscheus im Gesicht, als müsse sie sich gleich auf ihren Pultomaten übergeben. „Aber das ist doch nicht, was ich …“, sagte Reedeth entgeistert in die desinteressierte Luft und verstummte.
„Wie bitte?“ erkundigte sich, als er merkte, daß die Verbindung nicht länger bestand, der Pultomat.
„Ach, halt deine Schnauze!“ brauste Reedeth auf und stürmte wutentbrannt aus dem Büro.
Von Xavier Conroy trotz wiederholter Kritik (unter anderen famosen Autoritäten) Elias Mogshacks unerschütterlich aufrechterhaltene Meinung
„Der Mensch ist kein vernunftbegabtes Wesen, er ist ein vernunftbegabtes Tier, und zu behaupten, durch die Eindämmung des Einflusses seiner Geschlechts- und sonstigen Drüsen, durch die Schaffung einer restlos plastikhaften, ganz und gar biegsamen, vollkommen unbeirrbar konformistischen Marionette könne man eine ernste geistige Störung heilen, läuft darauf hinaus, damit zu prahlen, man könne das Risiko von tinea pedis eliminieren, indem man die Füße amputiert.“
Die Grenzlinie, die auf der Erde und allen anderen Planeten und Himmelskörpern den Tag von der Nacht trennt, wird mit dem Fachausdruck, Terminator’ bezeichnet
Am folgenden Abend herrschte im Heim der Priors eine Atmosphäre’, zu der eine Reihe von Faktoren das Ihre beitrugen.
Nachdem er seine Schwester Celia widerwillig aus der Ginsberg-Klinik abgeholt hatte, traf er bei der Ankunft zu Hause seine Frau Nora an, wie sie am KommNetz mit Phil Gasbys Frau sprach. „Ach ja“, kommentierte dieselbe, als man das Bekanntmachen abwickelte, „das ist die, welche so lange im staatlichen Irrenhaus war, nicht? Ich hoffe doch, sie haben dort gewußt, was sie taten, als sie sie laufen ließen.“ Ende der Unterhaltung und Anfang eines Skandals in der ganzen Nachbarschaft.
Celias Anwesenheit ärgerte Nora, die schon kurz vorm angekündigten Eintreffen ihrer Schwägerin mitten auf dem Eßtisch ein Tablett mit heißem, zuvor tiefgefroren gewesenen Filet Bourguignon zerschlagen und sich mit einem Gezeter in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, das ungefähr dahin ging, sie habe von allen Priors nur Lionel geheiratet, nicht auch noch seine gesamten beknackten Angehörigen. Ihre gewohnheitsmäßige Übellaunigkeit war ursprünglich bereits durch seine Bemühungen akut gemacht worden, zu erklären, inwiefern die Beschäftigung des berühmten Knieblanks Pedro Diablo als neuer Kollege in der Fa. Matthew Flamen Vorteile mit sich bringe, die das soziale Stigma einer gleichgestellten Zusammenarbeit mit einem Schwarzen weit aufwögen (aufschlußreiche Äußerungen während des Wortwechsels: „Ich werde keinem in der Nachbarschaft noch in die Augen schauen können, wir müssen wegziehen!“ und „Wenn er Arbeit sucht, soll er sich doch in Afrika umsehen!“).
Die Tatsache, daß der
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