Das Gottschalk-Komplott
des TV-Machens an der Zahl von Toten zu messen, die man verbuchen kann“, antwortete Diablo. „Das gleicht’s aus.“
„Schluß damit“, ordnete Flamen grob an. „Und zwar beide. Diablo ist praktisch ein Fremder, Lionel, und im Hinblick auf bestimmte Dinge empfindet man an Orten wie Blackbury nun einmal anders. Ich sehe der Zusammenarbeit mit unserem neuen Kollegen ziemlich erwartungsvoll entgegen, weil ich glaube, sie wird meinen Geist wieder ein bißchen schärfen. Ich bin doch recht abgeschlafft. Vielleicht sollte ich’s auch mal mit einem Zwölfstundentag versuchen, womöglich brächte das meinen Einfallsreichtum wieder zur Entfaltung. Aber im Moment habe ich einige Angelegenheiten zu regeln, und das gleiche gilt für dich. Sieh zu, daß Diablo hier im Büro einen eigenen Arbeitsbereich erhält – ein paar Wände müßten verschoben werden, er braucht ein KommNetz-Gerät, dergleichen eben, alles was erforderlich ist. Und vergiß nicht, Celia abzuholen.“
„Wie du wünschst“, sagte Prior gedämpft, stand auf und strebte zur Tür.
Diablo schloß sich ihm an, verharrte jedoch plötzlich auf der Schwelle und schaute sich um.
„Hören Sie mal … äh … Flamen. Sehen Sie, ich wollte mich keineswegs aufführen wie ein Arrogantnegro. Wenn ich daran denke, was Sie mit dieser Ausrüstung –“ – er deutete mit einer ruckartigen Kopfbewegung auf die Anlagen – „– alles tun könnten, um uns Knieblanks ans Knie zu pissen, dann muß ich mich eigentlich über Ihre Zurückhaltung stark wundern.“
„Oh, sicher“, sagte Flamen gleichmütig. „Ich könnte Bürgermeister Black mit drei Blanks-Mädchen im Bett zeigen oder den Stadtrat von Detroit beim Ringelpiez mit Anfassen rund um den Sitzungstisch, in allen Einzelheiten, bis hin zum Schamhaar. Das ist’s aber nicht, wofür diese Apparaturen da sind. Sie sind für Sachen mit einer Wahrscheinlichkeitsbewertung von achtzig und mehr Prozentpunkten.“
„Ja, gewiß“, meinte Diablo. „Anderes Herangehen, schätze ich.“ Einen Moment lang wirkte er, als wolle er noch etwas hinzufügen, doch dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab, um Prior, der ungeduldig wartete, zu folgen.
Flamen zupfte, sobald er allein war, an seinem Bart, fluchte unterdrückt vor sich hin. Er fällte eine Entscheidung, streckte sich über die Hauptinformationskonsole und forderte Auskünfte über Psycho-Examinationen auf der Grundlage von Datenpaketen an; zwar war es ihm leichtgefallen, darüber zu reden, doch besaß er kaum eine Vorstellung davon, wie so etwas ablief. Nach fünf Minuten äußerster geistiger Konzentration hatte er sich anhand des dichtgedrängten, mit Informationen überladenen Datenschwalls, den die Speicher zu diesem Gegenstand lieferten, in allgemeinen Umrissen einen Überblick verschafft; das Verfahren war genau so, wie Prior es dargestellt hatte, als er die Behandlung der Patienten in der Ginsberg-Klinik zu beschreiben versuchte, eine allmähliche Angleichung des tatsächlichen an das erstellte optimale Psychoprofil.
In der Festlegung der Parameter für die Optimalkurve mußte es, schlußfolgerte Flamen, einen gewissen Spielraum geben. Obwohl die vorhandenen Daten diesbezüglich keine klaren Angaben enthielten, konnte man, indem man zwischen den Zeilen las, eindeutig ersehen, daß die Wahl vornehmlich nach willkürlichem Ermessen erfolgte. Flamen dachte eine Zeitlang darüber nach; zuletzt rieb er sich erfreut die Hände.
Selbst wenn man davon ausging, daß niemand eine so weitreichende, umfassende Reputation genoß wie Mogshack, der einmal als „Mr. Spock der Psychohygiene“ bezeichnet worden war, mußte es dennoch auf diesem Gebiet irgend jemanden mit beträchtlicher Autorität geben, dessen Auffassungen den seinen diametral entgegenstanden und von dem man erwarten konnte, daß er es fertigbrachte, für Celias Persönlichkeit eine Optimalkurve zu erarbeiten, die die größtmögliche Chance bot, Mogshacks fachärztlichen Aussagen zu widersprechen. Flamen tippte die Anforderung einer Kandidatenliste in die Tastatur, und als sie kam, sah er an erster Stelle einen Namen stehen, der ihn vor Erregung fast ins Zittern brachte.
Wer hätte damit gerechnet, daß die Computer ohne Umschweife Xavier Conroy vorschlügen?
Nachdruck aus dem Manchester’ Guardian vom 4. März 1968
Gefahr einer US-amerikanischen ‚Apartheid mit Ausnahmerecht’
Von Alistair Cooke, New York
Die Vereinigten Staaten haben nun drei Tage gehabt, um den Schock zu
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