Das Gottschalk-Komplott
Sie in diesem Zusammenhang von mir?“
„Die Übernahme der Vormundschaft, sonst nichts. Wenn Sie ihn in Ihre Dienste stellen, brauchen Sie ihm nicht einmal mehr als ein Anstandsgehalt zu zahlen – er bezieht von der Armee Rente, und sie hat sich während seines Klinikaufenthalts angesammelt und Zinsen eingebracht. Mittlerweile dürfte er ein paar Hunderttausende angespart haben.“
„Wo hat er seine Ausbildung genossen, seine Kenntnisse erworben?“
„Beim Heer, soviel ich weiß. Aber ich versichere Ihnen, an seiner Befähigung ist nicht zu zweifeln. Er hat hier Dinge zustande gebracht – an meinem Pultomat –, die ich niemals als möglich erachtet hätte.“
„Ich ziehe Ihr Angebot durchaus sehr ernsthaft in Erwägung“, sagte Flamen. „Können Sie mir vielleicht irgendwelche Unterlagen zukommen lassen? Ich müßte schon etwas über ihn wissen, ehe ich mich entscheide.“
„Ich sorge dafür, daß Sie sie innerhalb einer Stunde erhalten“, gab Reedeth hocherfreut zur Antwort. „Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, Mr. Flamen. Ich suche schon so lange nach einer Möglichkeit, seine Entlassung zu bewerkstelligen! Es ist einfach ungerecht, daß … Oh!“ Sein Lächeln schwand. „Da ist ein Umstand, den ich, glaube ich, zu erwähnen vergessen habe. Er ist ein Knieblank.“
Ein zu langes Schweigen ergab sich; während es andauerte, spürte Flamen den Blick von Diablos dunklen Augen mit peinlicher Zudringlichkeit auf sich ruhen.
„Das ist unwichtig“, sagte er schließlich. „Wenn ich Ihr Angebot prüfen soll, interessieren mich zwei Dinge: seine geistige Gesundheit und seine Brauchbarkeit für meine Firma. Zufällig verhält’s sich so, daß wir kurzfristigen Bedarf an einem Elektroniker haben, und ich denke mir, falls er so gut ist, wie Sie ihm nachsagen, dürfte er für uns der richtige Mann sein. Also senden Sie mir seine Unterlagen, und ich rufe Sie beizeiten an. Einverstanden?“
„Völlig einverstanden“, bestätigte Reedeth in herzlichem Ton und unterbrach die Verbindung.
Flamen lehnte sich zurück und betrachtete Prior mit düster gerunzelter Stirn. „So, meine liebe Frau möchte nicht in meine Obhut entlassen werden!“ brummte er mißmutig.
Prior zeigte Bestürzung. „Matthew, ich glaube, du bringst … äh … Diablo in große Verlegenheit, indem du hier Privatangelegenheiten so ausgiebig diskutierst.“
„Gestern hast du an einer Pythoness Anstoß genommen, heute stört dich ein Medienkiebiz – zum Teufel, Lionel, es gibt nun einmal gewisse Personen, vor denen irgendwelche Geheimnisse zu hüten man gar nicht erst zu versuchen braucht, und zudem kann man ohnehin in keinem Gewerbe überleben, wenn man nicht weiß, wie man die Klappe hält. Ich wette, Diablo weiß sowieso über Celias Schwierigkeiten Bescheid.“ Er wandte sich an den Farbigen. „Oder?“
„Ladromid“, konstatierte Diablo nach kurzem Zögern. „Ich muß zugeben, ich habe daran gedacht, darüber was ins Programm aufzunehmen. Die Tendenz wäre gewesen, nun seht euch mal diesen vorgeblichen Apostel der reinen Wahrheit an, er hat seine Frau in die Scheinwelt der Illusionen verscheucht. Ich habe mir Ihre Sendungen eine Woche lang angeschaut, während ich mir im unklaren war, aber am Ende bin ich zu der Ansicht gelangt, daß es ganz gut ist, wenn Sie sich in der öffentlichen Szene tummeln, was immer auch privat bei Ihnen schiefgelaufen sein mag.“ Seine Miene und sein Tonfall zeugten von Unbehagen, als sei es für ihn ungewohnt, sich über jemanden positiv zu äußern.
Flamen lachte. „Da bin ich ja mit knapper Not davongekommen“, meinte er. „Ich habe mitgekriegt, was aus ein oder zwei Ihrer Zielpersonen geworden ist. Wieviel SeMe gehen bislang auf Ihr Konto?“
„Wieviel … was?“
„SeMe. Selbstmord nach Medien-Entlarvung.“
„Ach so. Wir nennen das Leichtweg. Leichtester Ausweg.“ Diablo dachte nach. „Etwa vierzig, glaube ich“, sagte er zuletzt. „Aber ich führe nicht Buch.“
„Tatsächlich?“ mischte sich Prior ein, merklich beeindruckt. „Wir können auf kaum mehr als die Hälfte zurückblicken.“
Diablo betrachtete ihn, dann sah er wieder Flamen an. Er heftete seinen dunkeläugigen, strengen Blick fest auf ihn. „Dafür wüßte ich eine Begründung. In Blanks läßt sich ein richtig tiefes Schuldgefühl schwerer erzeugen.“
„Zu meinem Bedauern gefällt Ihr Ton mir nicht sonderlich“, sagte Prior sehr unterkühlt.
„Und ich halte wenig davon, den Erfolg
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