Das Grab der Königin
und schaffte es, bis dicht an die Öffnung zu gelangen.
Ich hatte die Lampe hervorgeholt und leuchtete in das Dunkel des Turms hinein.
Staub und muffiger Geruch wehten mir entgegen. Irgendwelche Spuren sah ich nicht.
»Dann geh mal hinein.« rief Suko.
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Wenig später war ich den Blicken der beiden Wartenden entschwunden. Auch innerhalb des Turms hatte der angewehte Sand zusammen mit den Steinen einen Hang gebildet. Ihn rutschte ich hinab und stand schließlich staubbedeckt im Ziel.
»Bist du soweit?« fragte Suko.
»Ja, ihr könnt kommen.« Bei der Antwort hallte meine Stimme. Für mich ein Beweis, daß es keine schallschluckende Decke in der Nähe gab. Das stimmte auch. Ich konnte es besser sehen, als ich in die Höhe leuchtete. Der Strahl meiner Stablampe verlor sich in der grauen Finsternis. Durch die Fenster drang nur mehr schwaches Licht. In ihm erkannte ich auch so etwas wie übereinanderliegende Galerien, die untereinander durch geländerlose und lebensgefährlich wirkende Treppen verbunden waren. Ob sie hielten, war die Frage.
Jenna stiefelte zu mir. Auch ihr Gesicht war staubbedeckt. Sie nahm die Brille ab, putzte die Gläser, aber das half auch nicht. Schließlich steckte sie die Sehhilfe ein.
Suko machte den Schluß. Sein Lampenstrahl tanzte ebenfalls, als er über den Schutthaufen schritt. Genau wie ich blickte er sich um und entdeckte die einzelnen Galerien, die an der rechten Turmmauer befestigt waren. Mit beiden Händen klopfte er sich den Staub aus der Kleidung. »Und jetzt?«
»Sind wir hier.«
»Toll, das hätte mir auch meine Großmutter sagen können, John. Wir werden also auf die Geister warten, ob diese uns tatsächlich etwas zuflüstern wollen. Fragt sich nur, wo das geschehen soll. Hier unten?«
Wenn wir auf dem Fleck stehenblieben, gingen wir auf Nurnmer Sicher. Allerdings würde es mich interessieren, einmal den Turm zu durchforsten. Das merkte auch Suko.
Er lachte. »Du willst eine Kletterpartie machen?«
»Wahrscheinlich.«
»Das ist gefährlich«, sagte Jenna. »Es wird immer dunkler. In der Wüste ist es pechschwarz.«
»Bis dahin bin ich wieder unten.«
»Wenn du dich nur nicht irrst, John. Die Nacht in der Wüste kommt oft von einer Minute zur anderen.«
»Was ist, wenn wir nur in der Höhe Kontakt mit ihnen aufnehmen können? Ich möchte mir später keinen Vorwurf machen, daß…«
»Ja, schon gut, geh los.«
»Ihr wartet hier?« Suko nickte.
Ich machte mich auf den Weg in die oberen Regionen des Turms und hoffte auf die flüsternden Geister.
Bisher war alles glatt gelaufen, fast zu glatt. Ich wartete förmlich darauf, daß etwas querging. Und ich sollte mich, verdammt noch mal, nicht geirrt haben…
Zunächst kletterte ich in die Höhe.
Die Stufen besaßen zwar eine gute Breite, sie bestanden auch aus Stein, aber sie waren doch an manchen Stellen ziemlich brüchig, wie ich im Schein der Lampe erkannte.
Sehr vorsichtig setzte ich meine Schritte, manchmal begleitet von einem zuckenden zweiten Schein, den Suko zu mir hochschickte, um mich verfolgen zu können.
»Wie kommst du mit der Treppe zurecht?« rief er.
»Sie scheint zu halten.«
»Hoffentlich bleibt es so,« rief Jenna.
Ich lachte hart und schaute wieder hoch. Auf den Stufen lag der Staub. Deshalb war auch dieses Gestein rutschig geworden. Ich mußte sehr vorsichtig weitergehen und hatte mich speziell auf ein Ziel konzentriert, das noch über mir lag.
Von einem großen Fenster wollte ich nicht sprechen. Es war eine Öffnung im Gemäuer, die breiter war als die anderen. Zu vergleichen mit einem Bogenfenster.
Bis ich es erreichte, kostete mich der Weg ziemlich viel Mühe und Anstrengung. Der Schweiß rollte mir in Tropfenbahnen über den Rücken, er lag auf der Stirn als dicke Schicht, in der Staub und Sand klebten. Die letzten Stufen zu überwinden, war am gefährlichsten. Unter meinem Gewicht knirschten die Steine. Ich leuchtete auf die Stufe und sah dort die Risse.
An der dicken Wand schob ich mich weiter. Mit der Schulter rutschte ich über das Gestein. Spinnweben klebten an ihm wie dichte Netze. In den Lücken hockten ebenfalls Tiere, die sich über den hellen Schimmer erschreckten und blitzschnell weghuschten.
Es gab also doch Leben in dieser trostlosen Landschaft. Das größere Fenster lag auf der anderen Seite. Von der Treppengalerie her führte ein Steg zu diesem Aussichtspunkt. Er bestand ebenfalls aus Stein, war ziemlich breit und sah eigentlich
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