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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Herrin Calpurnia schickt dich hierher, um nach Spuren des vermißten Centurio Titus Flaccus zu suchen. Darüber gibt es einen amtlichen Bericht. Er hätte wohl ausgereicht. - Nun, mich geht es nichts an, wofür sie ihr Silber ausgibt. Ich wollte dich über das Gerichtsverfahren gegen den geflohenen Sklaven informieren, damit du deiner Domina berichten kannst. Selbstverständlich fertigen wir ein Urteil aus und schicken es per Heereskurier."
    Er setzte sich wieder, unterließ es aber, dem Besucher einen Stuhl anzubieten. Melus hütete sich wohl, auch nur eine überflüssige Silbe zu sagen, und wich dem Blick aus den grauen Augen aus.
    „Und dann noch etwas. Du willst suchen - wie?"
    „Ich dachte daran, Leute aus der Umgebung zu beauftragen; in einigen Dörfern wohnen Ilergeten und Turdetaner , sie könnten vielleicht..."
    „Du jedenfalls verläßt Ocilis nicht! - Nimm das nicht als absichtliche Behinderung deiner Nachforschungen. Ich mochte Titus Flaccus sehr, mehr als seinen Vater übrigens. Sein Tod schmerzt mich, aber es herrscht Krieg. Außerhalb der Mauern ist niemand seines Lebens sicher."
    Melus fragte sich staunend, ob sich etwa auch der Tribun vor den arevakischen Streifscharen fürchtete. Sollten zwei Legionen nicht imstande sein...?
    „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig", ergänzte Älius in kaltem Ton, weil er dem anderen die Gedanken vom Gesicht ablas. „Aber deine Domina verdient, daß man ihr die Wahrheit sagt. Komm mit, bleib an der Tür da stehen und hör dir den Bericht an. Dann wirst du nicht mehr fragen, warum Zivilisten in Ocilis zu bleiben haben."
    Der Oberst erhob sich und trat ins Nebenzimmer, wo bereits mehrere Offiziere warteten. Man salutierte und nahm den in der Türöffnung verharrenden Melus mit einem fragenden Blick auf den Tribun zur Kenntnis.
    Mit dürren Worten schilderte der Präfekt die Situation in der Stadt und ihrer Umgebung, erwähnte die unablässigen Überfälle und das abergläubische Gemunkel über den angeblichen „Geist vom Jalus".
    „Centurio Varius hatte Befehl, mit einer Kohorte den flüchtigen Banditen nachzujagen", sagte Älius schroff und warf Melus einen Blick zu, der den aufmerken ließ. „Sprich, Varius!"
    „Edler Herr Tribun!" Bereits diese Anrede war eine Bitte um Verzeihung. Aber Älius lag nichts daran zu verzeihen, er wollte strafen, wo er nicht siegen konnte.
    „Mit meiner Einheit suchte ich nach der Spur. Fährtenkundige entdeckten sie, und wir hetzten den Arevaken nach", fuhr der Centurio fort. Nur ungern dachte er an die zahlreichen Täuschungsmanöver der Barbaren. Er hielt sich für einen guten, kriegserfahrenen Offizier, aber ohne die Hilfe der angeworbenen Ilergeten hätte man bereits nach wenigen Stunden den Weg verfehlt. Das verriet er jedoch nicht.
    „Kurz bevor wir in Nähe der zerstörten Festung Minendo den Durius erreichten, überfielen uns Iberer. Drei meiner Leute wurden verletzt, einer starb auf dem Rückweg. Wir verfolgten die Feinde, hätten sie auch fast eingeholt - aber da erwies sich, daß wir den Falschen nachsetzten. Weder die Zahl der Reiter noch die der Pferde stimmte überein. Wie hätte ich mit meiner einzelnen Kohorte diesen ausgeruhten Berittenen bis weit ins westliche Hochland jenseits des Durius zu folgen vermocht? - Zweifelsohne waren die anderen Barbaren vorher abgebogen, doch diese Fährte hatten nicht einmal die geübten Ilergeten gefunden."
    Mehr gab es nicht zu melden. Der Vergeltungsschlag war ein Mißerfolg gewesen. Verfolgte man die Iberer, verschwanden sie stets wie Nebel am Morgen.
    „Die bösen Geister dieses verdammten Landes stehen ihnen bei. Eine andere Erklärung finde ich nicht."
    „Ich schon", knurrte der Oberst. „Unfähigkeit und Faulheit!" Seine kalten grauen Augen richteten sich abwägend auf den Centurio.
    Varius lief ein Schauer über den Rücken. Was würde der brutale Mann beschließen? Es hatte schon Todesurteile gegeben...
    „Hundert Hiebe wären eigentlich geeignet, dich Wachsamkeit zu lehren", verkündete Älius. „Leider würde die Züchtigung eines Offiziers die Disziplin untergraben, und deine Leute haben ebenso geschlafen. Was für eine Kampfmoral herrscht bloß in deiner Kohorte? Miserabel, unrömisch!
    Präfekt, sorge dafür, daß alles gehörig vermerkt wird! Der Centurio Varius wird seines Postens enthoben und leistet ab sofort den Dienst eines Decurio! Regle das und ernenne einen neuen Centurio! Weiter: Für den nächsten Monat erhält die gesamte Einheit halbe

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