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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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will. Sage mir, was ich wissen muß, und ihr beide seid frei!"
    Verinus schrie unausgesetzt, bat, flehte, jammerte. Die Augen des Iberers hingen an der über den westlichen Bergen untergehenden Sonne. Er reagierte nicht.
    Dagegen merkte Lentulus auf. Seit jeher hatte er sich für abartige Strafen interessiert, für die Vollstreckung von Todesurteilen am meisten. Rasch überlegte er: Konnte man solch eine Hinrichtung nicht auch auf dem Gut benutzen, um aufsässigen Sklaven Angst einzujagen? Pfählen war wirkungsvoller als Kreuzigen... Er würde Älius ein kleines Geschenk als Dank für den exzellenten Einfall zukommen lassen.
    Ein gräßlicher Schrei gellte über den Platz. Selbst die abgehärtetsten Legionäre senkten die Augen. Stöhnen, Würgen, Ächzen nichts Menschliches lag mehr darin. Ob der Gefolterte sprechen, den Arevaken um Mitleid bitten wollte, blieb offen. Er wand sich in furchtbaren Schmerzen und mühte sich vergeblich, vom Marterholz freizukommen. Älius schaute gleichgültig, Lentulus erwartungsvoll zu.
    „Nun? Sprich oder stirb wie dieser!"
    Megaravik schwieg. Was da auf ihn wartete, ließ ihn erzittern; aber falls er redete, war Malega binnen weniger Tage eine brennende Ruine. Gerade die Wut des römischen Tribuns zeigte ihm, daß Titus' Ratschlag nützlich war. All, das verderben, um sein Leben zu retten? Jeder Iberer würde ihn anspucken, und das zu Recht.
    Stumm, aber aufmerksam sah Lucius Aurelius zu. Seine Folgerungen kamen den Gedanken des Gefangenen ziemlich nahe. Wie er eine Bestätigung seines Verdachts erhalten sollte, wußte er jedoch nicht. Älius um Aufschub bitten? Der Tribun würde ihn kaum anhören. Der dachte nur an Rache für den entgangenen Sieg.
    Der Gedanke kam ganz plötzlich, als er sah, daß sich Verinus kaum noch bewegte.
    „Tötet den Kerl auf dem Pfahl!" ordnete er in gleichgültigem Ton gegen seine Befugnisse an. „Das Haus des Lucius Fulvius Flaccus wird ohne ihn auskommen. Bereitet die nächste Hinrichtung vor!"
    Wortlos gehorchte ein Legionär. Ein Schwertstoß beendete die Qual des Sklaven. Servius Älius schaute mehr verblüfft als empört auf den Spion, doch der hatte die ganze Zeit über nur die Züge des Gefangenen beobachtet. Jetzt war es sicher!
    Der Name Flaccus hatte den Arevaken kaum merklich zusammenfahren lassen. Nun kannte Lucius Aurelius den Namen des Verräters.
    Ebenso eindeutig begriffen die beiden neben ihm nichts von dem Geschehenen. Sie ahnten nicht einmal, weshalb er die umständliche Formulierung gewählt hatte. Zu viele Mitwisser drückten indes den Lohn; weder Lentulus noch Mus sollten etwas erfahren, am allerwenigsten der Halbrömer Menetius. Diese Information war der Keil, der diesen zu rasch emporgewachsenen Baum fällen würde!
    Endlich hatte sich Älius von seinem Staunen erholt. „Misch dich gefälligst nicht in meine Befehlsgewalt ein! Weg mit dem Kadaver!" sagte er böse.
    „Wie du befiehlst, Tribun." Lucius Aurelius verzog keine Miene und verbarg das mitleidige Lächeln tief in sich. „Ich war voreilig."
    Älius überhörte das. „Beginnt mit der Hinrichtung! Wenn dieser Hund nicht redet, wird er grausam sterben."
    Wie der Gefolterte zuvor schrie Megaravik, denn die Schmerzen bezwangen seinen eisernen Willen, doch er verriet nichts. Die Römer töteten ihn schließlich voll Zorn und im Wissen um ihre Niederlage.
    Wie alle Einwohner von Ocilis hatte Melus aus weiter Entfernung dem grausigen Schauspiel zugesehen. Betroffen senkte er den Kopf und begab sich in die Herberge.
    „Ich bin Lucius Aurelius, der Stellvertreter des Cajus Menetius. Hier ist meine Vollmacht. Ich weiß, weshalb du hergekommen bist, und kann dir eine wesentliche Information verkaufen. Was zahlst du namens deiner Herrin dafür?"
    „Falls die Nachricht etwas wert ist - tausend Denare. Kannst du mir gar sagen, wo sich der junge Herr lebend aufhält, darf ich die Belohnung bedeutend erhöhen."
    „Einverstanden. Hör zu, und du wirst mir mehr als die tausend geben." Er berichtete, was geschehen war und wie das zu deuten sei.
    Daß sich auf Melus' Gesicht ein heller Schimmer ausbreitete, verstand Lucius Aurelius nicht. Dem Sklaven konnte es doch egal sein, wer sein Herr war.
    „Weniger schön ist die Konsequenz, Diener der Calpurnia. Aus mir unbegreiflichen Gründen muß Titus Flaccus den Arevaken Kriegsgeheimnisse verraten haben. Daran ist nicht zu deuteln. - Selbstredend werde ich schweigen", beteuerte er, denn ihm lag wenig daran, daß man ihm im Dunkeln einen

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