Das Grab der Legionen
Dolch in den Rücken stieß.
„Unmöglich kann er das getan haben."
„Ich wünschte das für deine Domina. Die Tatsachen sprechen dagegen. Zugegeben, endgültig wird das erst geklärt sein, wenn unsere Krieger die Burg oder die Stadt gestürmt haben, in der er weilt. Trotzdem solltest du den sicheren Beweis, daß er lebt, anerkennen und honorieren!"
Melus biß sich auf die Lippen. Solches sahen seine Instruktionen nicht vor. Keiner hätte das angenommen. Was jetzt? Irrte der Mann oder log er - durfte man ihm keinen halben Denar geben; sprach er die Wahrheit, war das die Belohnung wert.
Was hätte der selige Dominus getan? Fakten geschaffen! „Ich werde dir tausend Denare zahlen lassen", sagte Melus, „... unter einer Bedingung. Schreib auf, was du mir berichtet hast! Erwähne, daß ich dir diese Belohnung anbiete! Sollte meine Herrin etwas einzuwenden haben, liegt die Quittung auf dem Tisch."
„Eine gute Idee." Lucius Aurelius verzog keine Miene. Dieser Beleg würde ihm viele Denare einbringen, denn schließlich behielt auch er eine Abschrift - mit der Erwähnung von Titus' möglichem Verrat! - und konnte sie später nutzen, um neues Geld herauszuholen.
Das Schreiben wurde ordnungsgemäß aufgesetzt, kopiert und von beiden unterschrieben und gesiegelt.
„Hier die Anweisung an das Handelshaus des Cassianus! Ich denke, es wäre dir unlieb, das Geld von Sibalus zu bekommen. Er und dein Vorgesetzter sind gute Freunde, und da..."
„Wohl gesprochen", versetzte der Spion. „Ich lasse inzwischen alle Spuren verfolgen und dazu sämtliche Burgen durchkämmen, aus denen die Streifschar möglicherweise kam. Ich glaube zu wissen, welche die richtige ist..., aber dann präsentiere ich dir eine neue Rechnung!" Melus lächelte unsicher. Noch am selben Tag würde ein Brief an die Domina abgehen. Daß sie ins Hochland reiste, stand außer Frage; indes würde ihre Antwort sicher präzise Hinweise enthalten. Er war Aufseher und kein Händler.
„Ich melde mich wieder. Leb wohl, die Götter mögen deine Gebieterin beschützen... und natürlich den gefangenen Titus Flaccus ebenso", sagte Lucius Aurelius zum Abschied und steckte die Anweisung vergnügt ein. Bester Laune verließ er die bescheidene Herberge am Stadtrand.
XII
In Numantia
Die halbe Nacht hindurch stürmte es heftig. In den Buchten des Duro wuchs das Eis. Schneekristalle wirbelten durch die Luft, bildeten jedoch keine geschlossene weiße Decke; die trockene Kälte überwog.
Numantia wirkte wie eine tote Stadt. Die Tiere waren in Hürden und Ställe getrieben worden, die Hirten wärmten Gesichter und Hände an kargen Feuern und sorgten sich um das Vieh. Die Jäger zogen gar nicht erst aus, so wenig einladend war der Morgen. Zweifelsohne hatte sich das Wild längst verborgen.
In dicke Felle gehüllt, machten lediglich die Fischer Beute; genug, um leben und den Nachbarn etwas abgeben zu können.
Wenn das Hämmern aus den Werkstätten schallte, wünschte sich mancher, ein Schmiedegeselle zu sein. Dort war es warm, man geriet gar ins Schwitzen. Außerdem wurden Schmiede geachtet, nicht jeder verstand es, das Erz zu bearbeiten. Viele waren aus dem Bergbaugebiet zwischen Bilbilis und Nertobriga gekommen, als die Römer dort einzogen. In Numantia fanden sie eine Heimat, aber immer mangelte es an Rohmaterial. Oft schmiedete man erbeutete Waffen um, hin und wieder fingen Streifscharen Erztransporte ab.
Wohlgefällig betrachtete der hinkende Bomilkar sein neues Schwert. Es war ebenso groß und ungefüge wie das alte, und der Mann am Amboß hatte mehr als einmal den Kopf über den ausgefallenen Wunsch seines Kunden geschüttelt. Iberer führten eine sichelartig gekrümmte, kurze Klinge, die sich für den flinken Zweikampf eignete, kein derart schwerfälliges Haumesser. Immerhin hatte der Punier eine Menge zerschlagener Römerwaffen gebracht, so daß noch viel Material übrigblieb.
Seit dem Kampf um Minendo verursachte ihm das Bein Beschwerden. Beim Reiten störte es wenig, um so mehr beim Gehen. Außerdem mißfiel Bomilkar das kalte Wetter und ließ ihn frösteln. Nur nicht an Punien mit seiner Sonne denken!
„Hallo, Bomilkar!"
Der Punier schaute auf. „Ah, du bist's, Eladu! Freut mich, dich zu sehen. Willst wohl auch deine Waffen reparieren lassen?"
„Nein, später. Ich habe dich gesucht."
Das Gesicht des Puniers erhellte sich, denn Eladus Mienen deuteten auf keine böse Neuigkeit hin. „Nachricht von Maharbal?"
„Erraten. Dein Ältester schickte einen
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