Das Grab der Legionen
den Prokonsul, auf Viriatus, sämtliche Lusitanier und die beiden Legionen des Trans-iberischen Heeres nieder.
Der junge Besucher nahm sich zusammen, um nicht lauthals zu lachen.
„Wartet nur, wenn ich erst dort kommandiere!" schrie der Censor. „Kein Iberer wird wagen, auch bloß den Kopf zu heben."
Gracchus sah ihn zweifelnd an. Er kannte das Gesetz recht gut, das seit zehn Jahren die Wiederwahl eines Konsuls untersagte. Scipio hatte den Titel bereits während des Dritten Punischen Krieges getragen; es war mehr als fraglich, ob der Senat seinetwegen die Rechtsvorschriften erneut änderte. „Gut, wir sehen uns später. Vielleicht gibt es einen Weg, dennoch die Fragen dieses Testaments zu erörtern. - Übrigens, ich will heiraten."
„Aha. Bitte, meinetwegen. Kenne ich die Angebetete?" Im Grunde war es Scipio gleichgültig, aber das mochte er dem Schwager nicht sagen.
„Sollte ich glauben. Claudia Secunda, die zweite Tochter des Appius Claudius. Die Feier findet in vier Wochen auf seinem Landgut statt. Ich bin eigens hier, dich einzuladen."
Die Mienen des Censors erstarrten. Langsam stieg Röte in sein Gesicht. „Wie? Das Kind meines ärgsten politischen Feindes?"
„Weder er noch seine Gemahlin haben etwas einzuwenden, auch meine Mutter Cornelia ist einverstanden. Wer könnte noch mitreden?"
„Appius und ich sind Gegner. Ich nahm an, mein Schwager würde mich nicht derart provozieren..."
„Ich sehe nichts Außergewöhnliches. Was ihr ausfechten müßt, geht mich wenig an. Senatszwistigkeiten sollten in der Curia ausgetragen werden, nicht auf dem Rücken der Kinder. Das ist unrömisch. Wir sollten uns überhaupt mehr auf Vernunft besinnen. Manchmal glaube ich, Flaccus hatte recht mit seiner Anklage!"
Scipio schwieg, als sein Gast ging. Erst nach einer sehr langen Pause fand er wieder Worte. „Dieser verdammte Idiot! Vor Karthago schanze ich ihm die Mauerkrone zu, die er andernfalls nicht einmal gesehen hätte - und er faselt von Vernunft und Mäßigung. Ganz wie der senile Flaccus!" Er ergriff eine Vase und schmetterte sie auf den Mosaikboden. Das Klirren ernüchterte ihn ein wenig.
Erschrocken steckte ein Sklave den Kopf herein, verschwand aber sofort wieder. Jetzt dem Herrn unter die Augen zu treten empfahl sich nicht.
Das Schreiben von Menetius traf noch am selben Abend ein. Scipio las es hastig, dann langsamer noch einmal.
„Ein militärischer Sieg erscheint mir nach gründlicher Überlegung zum gegenwärtigen Zeitpunkt unmöglich, Censor", stand da. „Das Heer ist außerstande, die Befestigungen zu erobern. Weitere Angriffe kosten nur zwecklose Opfer.
Der Austausch der gegenwärtig hier stationierten zwei Legionen müßte von einer längeren Kampfpause begleitet sein. Die Front des Duro-Bundes kann ausgehöhlt werden, solange kein Krieg stattfindet. In den Städten herrschen Räte, die man mit gewissen Summen und Separatverträgen zum Übertritt bewegen könnte. Nur die undifferenzierten Aktivitäten des Heeres stehen dem entgegen.
Die geistigen Führer des Duro-Bundes sind mir inzwischen bekannt. Litennons jüngerer Sohn Citivas - ein dummer, eitler, gekränkter Bengel - kann und will uns wertvolle Informationen liefern, falls der Senat ihn nachher feierlich zum König von Numantia ernennt und ihn mit Hilfstruppen in seiner Macht befestigt. Dieses Anerbieten sollten wir unbedingt annehmen, um bei einem Handstreich die Köpfe der Hydra abzuschlagen."
Der General schluckte. Ein Teil des Vorschlages behagte ihm sehr, der andere desto weniger. Kein Heer? Wer beachtete dann ihn, den berühmten Heerführer?
„Die Ohren der Iberer in Tarraco sind verschlossen worden. Es steht aber zu befürchten, daß sie sich um neue bemühen. Auch dem wäre abzuhelfen. Eladus Spione sind bei den Arevaken unbeliebt. Man kann sie entlarven, wenn sie den Iberern unnötig erscheinen wenn also die Legionen für ein, zwei Sommer abgezogen würden. Danach wäre es mit all den neuen Informationen und ausgeruhten Legionen sehr viel leichter, einen zerstrittenen Gegner zu zerschmettern. Ewiger Ruhm dem jeweiligen Konsul!"
Du könntest recht haben, Menetius, überlegte Scipio. Aber ich verdiene gut an der mißlichen Lage, und viele meiner Freunde könnten verlieren, wenn ich deinem Rat folge.
Er studierte eine Karte des umkämpften Gebietes. Rote Markierungen hoben die Burgen und Städte des Duro-Bundes heraus. Ihre Zahl war seit Metellus' Siegen am Jalus geschrumpft, doch noch stand die Hauptfestung -
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