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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Einem Gefährten? Brennus war Gladiator. Sklave!
    „Ich habe manches heimzuzahlen, Flaccus", murmelte der Gallier. „Was alles taten sie mir an! Aber das Fechten lernte ich. Sie sollen bereuen, es mich gelehrt zu haben!"
    Fast dasselbe hätte jetzt der ehemalige Centurio sagen können. Die Übereinstimmung ließ ihn stutzen. Da war wirklich kein Unterschied mehr zwischen Brennus und ihm...
    Da Titus nicht antwortete, erhob sich der Gladiator wieder. Mit einer unwillkürlichen Bewegung vergewisserte er sich des Schwerts, grüßte knapp und begab sich zu einigen anderen entlaufenen Sklaven, die ihn auf diesem Ritt begleiten wollten.
    Manches war noch zu bereden, bevor es in eine offene Feldschlacht ging. Auch er kannte so etwas nicht - wieviel weniger denn die anderen.

IX
In Rom
    Im Zimmer war es hell. Sklaven hatten die Vorhänge aufgezogen, weil der Herr das Licht schätzte. Währenddessen lag er auf dem Ruhebett und spielte mit den blonden Locken seiner derzeit bevorzugten Geliebten.
    Allen Bemühungen der Germanin zum Trotz war Scipio nicht bei der Sache. Höchstwahrscheinlich drehten sich seine Gedanken um die Curia. So genau wußte die Sklavin das freilich nicht. Was ihr Gebieter tat, war wohlgetan - wie stünde ihr an, ihn gar zu tadeln? Nicht, daß er sie deswegen hätte peitschen lassen! Der Censor galt nicht als grausam, wenn auch als ein harter Mann. Seine Gunst zu verlieren war schlimmer. Würde Scipios vernachlässigte Gemahlin Sempronia Vergeltung üben? Oder nur der Aufseher! Eine willkommene Beute wäre sie beiden, sobald der Herr sie preisgab.
    „Was betrübt dich, Dominus?"
    Der große General streichelte gedankenlos ihr hübsches Gesicht. Er schwieg. Das Geräusch an der Türöffnung nahm er nicht zur Kenntnis. Erst ein Räuspern veranlaßte ihn, den Kopf zu wenden. „Was gibt es?"
    „Der edle Herr Tiberius Sempronius Gracchus wünscht dich zu sprechen, Gebieter. Es sei dringend, läßt er dir ausrichten."
    „Dringend?" Scipio lächelte sarkastisch. „Was kann das schon sein! Aber mein Schwager ist ja so dienstbeflissen... Und warten darf er auch nicht. - Sage ihm, ich komme gleich!"
    „Sehr wohl, Dominus." Lautlos entfernte sich der Haushofmeister. Ein angenehmer Auftrag war es nie, den Herrn aus solcher Beschäftigung zu reißen. Einmal hatte er ihm einen Becher an den Kopf geworfen, daß er einen Tag krank lag. Den Besucher unangemeldet harren zu lassen konnte jedoch dieselben Folgen haben. Unberechenbar war Scipio, das wußte jeder seiner Sklaven.
    Der Censor setzte sich seufzend auf und schob die Geliebte beiseite. Es geschah nicht grob, doch eben so gleichgültig, als wäre sie eins der vielen buntgestickten Kissen. Die Germanin ließ sich nicht anmerken, wie sehr sie das traf.
    „Warte. Ich hoffe, es dauert nicht lange. Heute ist ein allzu schöner Tag, als daß ich ihn den Geschäften allein widmen möchte. - Pluto verdamme diese Eifrigen!” Er stand auf und schlüpfte in die Sandalen.
    Die Sklavin eilte, sie richtig zu befestigen. Auch am Sitz der Tunika war manches zu korrigieren. Ein Scipio durfte nicht wie ein Plebejer umherlaufen! Daß sie selbst unbekleidet war, kam ihr in diesem Augenblick gar nicht zum Bewußtsein; für ihren Herrn war es ohnehin unwichtig.
    „Erfrische dich, wenn dir danach ist!" warf er hin und ging hinaus. Die Sklavin senkte den Kopf und unterdrückte ein Weinen.
    Der junge Mann im Atrium war eher stämmig als schlank. Trotz des Sommertags trug er formvollendet die Toga. Jedermann wußte, wie sehr Tiberius Gracchus die altrömischen Sitten betonte. Die höfliche Verneigung vor dem eintretenden Hausherrn durfte daher nicht unterbleiben. „Jupiters Segen über dich, Censor!" grüßte er.
    „Und über dich, Schwager. Weshalb beehrst du mich mit deinem Besuch?"
    „Eine Handvoll Briefe gleichen Inhalts wurden mit dem letzten Segler aus Tarraco gebracht. Einer geht an dich als den Censor. Ich erhielt einen und andere Bekannte ebenso. Das Schreiben für dich wurde mit der Bemerkung versehen, du mögest es auf der nächsten Senatszusammenkunft verlesen lassen. - Aber überzeuge dich selbst!" Mit einem vieldeutigen Lächeln übergab er die versiegelten Wachstafeln.
    Scipio nahm sie mit Stirnrunzeln entgegen, öffnete sie und überflog den Inhalt .
    „Verflucht!" stieß er hervor. „Der Kerl ist wohl wahnsinnig!"
    „War!" korrigierte Gracchus. „Du weißt, Lucius Fulvius Flaccus ist tot. Es scheint, Calpurnia hielt sein Testament zunächst zurück. Unfein,

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