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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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ballte die Fäuste. Verrat, dachte er, kein Zweifel. Wohin ich meine Augen richte, überall kriechen Verrat und Lüge. „Und was jetzt?" fragte er Eladu. „Soll ich unseren Ältesten kein Wort vom Abfall Lutias sagen? Oder... wenn ich es kommentarlos verkünde?"
    „Bei Netos, weder - noch. Den Römern die Suppe zu versalzen ist gar nicht so schwierig. Vorläufig glauben die Verräter sich unerkannt. Irgendwann werden sie mit den Boten des Statthalters reden und ihnen schreiben. Dann haben sie gegen den Bundesvertrag verstoßen, und du besitzt Beweise, die du dem Ältestenrat vorlegen kannst."
    „Sie werden diese Schriftstücke verbergen."
    „Ich habe jemanden, der darauf achtet..., aber der Mann ist nicht billig. Er hat mir versprochen, Ambon und dessen Gefährten Tag und Nacht zu beobachten. Kein noch so geheimer Briefwechsel würde ihm entgehen."
    Litennon schwieg. Er sah den Protest der Ratsmitglieder voraus, wenn er wieder einmal einen Beuteanteil für Eladus Mittelsmann beantragen mußte. Die Alten mißtrauten dem Freund wie dieser ihnen. „Ich tue mein möglichstes", sagte er und schloß das unerquickliche Thema ab. „Und nun gehen wir essen. Du hast gehört, Sira hat dich eingeladen."
    Eladu folgte ihm ohne ein Wort des Widerspruchs.
    „Du kamst doch bestimmt nicht zu meinem Vater, um bloß von den Römern zu reden, oder wie?"
    Nach dem Essen hatte sich Litennon eilig entfernt. Er behauptete, die Ältesten aufsuchen zu müssen. Vielleicht stimmte das - aber sein vieldeutiges Lächeln besagte anderes. Und auch Siras Mutter erledigte angeblich äußerst wichtige Dinge. Eladu fand das seltsam. Sira aber äußerte sich nicht dazu.
    „Doch, es ging wirklich um den Krieg. Ich erfuhr einiges, das dein Vater unbedingt hören mußte", antwortete Eladu ausweichend. „Und von uns beiden war nicht die Rede?"
    „Nein..., nein", wiederholte er unsicher. „Dazu fehlte mir einfach der Mut."
    „Mich zu küssen, warst du aber nicht zu feige!” Sira drehte den Kopf schmollend beiseite.
    Eladu lächelte. Doch dann wurde er traurig. „Was glaubst du", sagte er leise, „wie ich deinem Vater hätte begreiflich machen können, daß mir völlig unklar ist, woher ich die Brautgabe nehmen soll! Da sind keine Eltern, die Waffen und Werkzeuge herbeischaffen, du weißt es. Unter solchen Vorzeichen eine Familie zu gründen ist schwierig genug."
    „Vor drei Wochen hörte sich das anders an", versetzte das Mädchen und blickte ihn prüfend an. „Da hattest du keine Bedenken. Was geschah seither?"
    „Nichts geschah", versicherte Eladu. Flüchtig dachte er an ein käufliches Mädchen in Tarraco - hatte sie nicht behauptet, Numidierin zu sein? Aber davon konnte er nichts sagen. „Ich habe nur gründlich überlegt. Sag selbst, Sira, was kann ich deinem Vater bieten? Er nennt mich seinen Freund, doch bei den Brautgaben hört die Freundschaft auf!"
    „Er wird dich nicht danach fragen. Weil du nichts tatest, habe ich mit ihm gesprochen und ihn so lange bearbeitet, bis er auf die Gabe verzichtete. Schwer war das, bei Netos! - Nun sei endlich nett und zieh nicht solch ein griesgrämiges Gesicht."
    „Du hast...? Jetzt wird mir manches klar! Litennons Anspielungen - und ich hatte keine Ahnung, daß er genau Bescheid wußte..."
    „Alles habe ich natürlich nicht gebeichtet", flüsterte Sira und schmiegte sich an ihn. „Das wäre doch sehr schlecht gewesen."
    „Bestimmt, sehr schlecht", murmelte Eladu.
     

VI
Bei Ocilis
    Ober dem Tal des Jalus schwebten dicke graue Regenwolken. Auch hier goß es wie aus Kübeln. Überall sprudelten Rinnsale und machten den Lehmboden zum glitschigen Sumpf. Wo sich Gras und Kraut angesiedelt hatten, fand man noch Halt; aber wo das gelbbraune Erdreich zutage trat, rutschte man unweigerlich aus.
    Die Wolken ließen nur trübes Licht hindurch. Es schien auf eine Kolonne, die sich von Norden her näher schob - an die zweihundert Menschen. Daß sie bei diesem Wetter unterwegs waren, widersprach aller Vernunft. Selbst die abgehärteten iberischen Streifscharen warteten in sicheren Verstecken.
    Rechts und links trabten Reiter und schauten mißtrauisch nach feindlichen Spähern aus. Obgleich sie sich im von römischen Legionen besetzten Gebiet befanden, war keinem von ihnen bei dieser Reise wohl zumute.
    Inmitten des breiten Tals erhob sich ein flacher Hügel. Der Fluß schwoll bereits an, und bei Hochwasser würde die Erhebung zur Insel werden.
    „Wir sind an Ort und Stelle", sagte ein ärmlich

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