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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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gekleideter Reiter und deutete auf ein roh zusammengeschlagenes Balkenkreuz auf der Kuppe. „Da ist das Zeichen, von dem mein Herr zu dir sprach."
    „Ich weiß Bescheid." Der Angeredete, der auf einem der Wagen saß, wickelte sich enger in den 'Wollmantel. „Auf der Urkunde sind die Grenzen angegeben, doch wie soll man die hier genau einhalten?"
    „In Ocilis drückt jeder gern ein Auge zu, Herr. Das gesamte Land ist käuflich. Gib dem Kommandanten ein paar Denare, dann bestätigt er ohne weiteres die Korrekturen. Falls sich dumme iberische Bauern und Schafzüchter beschweren, erledigt das ein gewandter Advokat im Handumdrehen."
    „Ausgezeichnet! Ich sehe, daß mein Freund Sibalus einen sachkundigen Führer ausgewählt hat. Du kennst das Land besser als ich: Welche Besonderheiten sind beim Lagerbau zu beachten?"
    „Achte vor allem auf den Fluß!" sagte der andere und schaute ziellos in das öde Land hinaus. „Im Frühjahr und jetzt im Herbst gibt es Überschwemmungen, sommers und winters Wassermangel. Die Offiziere werden dich beraten, wie die Gräben zu ziehen sind. Es ist unkompliziert, erfordert aber etliche Arbeitskräfte."
    „Gut, ich danke dir. - Centurio!"
    Einer der Reiter trieb sein Pferd an, so daß es sich dem Wagen näherte. „Zu Befehl, Publius Cornelius Lentulus!"
    „Sage den Männern, daß da oben das Lager errichtet wird. Trennt einige Sklaven von den Ketten, damit sie zufassen können. Auch ihr wollt sicher bald in festen Häusern schlafen. Los!"
    „Wie du befiehlst”, antwortete der Offizier und salutierte verdrossenen Gesichts. Dann rief er die Decurionen zu sich und teilte die Arbeit ein. Leise schimpften die Unterführer, aber niemand widersprach; desto lauter schrien sie auf die Legionäre ein.
    In kurzer Zeit hatten sich die meisten aus der Eskorte in eifrige Bauarbeiter verwandelt. Alles lief, als hätte die Abteilung nie etwas anderes getan. Einige schleppten Steine heran, wobei die Sklaven die Hauptlast zu tragen hatten; andere kümmerten sich um das Abstecken der Grundrisse. Wieder andere suchten Treibholz für die Dachbalken. Nur ein Dutzend bewachte unterdessen die übrigen Gefangenen, etwa hundert Frauen.
    Wenn die keuchenden Männer in ihren hinderlichen Ketten nicht rasch genug vorankamen, griffen die Legionäre fluchend zur Peitsche. Auch die Decurionen schlugen ihre Untergebenen, denn die Zeit drängte.
    Der Römer fröstelte. Verdammtes Land, verfluchtes Wetter! Schließlich verkroch er sich tief in einem Wagenkasten und ließ die Legionäre arbeiten. Nur ab und zu blinzelte er mißmutig hinaus. Die Wolken rissen auf und schlossen sich. Der Regen wurde schwächer und wieder stärker. Unwahrscheinlich, daß er aufhörte. Mit Flüchen bedachte Lentulus den Vater im fernen Rom.
    Erst gegen Abend kletterte er vom Wagen. Die Legionäre arbeiteten eifrig, und beachtliche Teile der Mauern standen bereits. Diese Nacht freilich mußte noch in den Wagen oder unter freiem Himmel verbracht werden. Andere Soldaten hatten deshalb begonnen, die Zelte aufzuschlagen.
    Lentulus spazierte zu den Sklaven, um sie zu inspizieren. Während der Reise hatte es an der nötigen Ruhe gefehlt, doch jetzt befand man sich am Ziel.
    Kaum rührten sich die Wächter, als der Kaufmannssohn an ihnen vorbeikam. Mehr als dürftig fiel der Gruß aus, denn sie zitterten vor Kälte. Ihr Befehl verdammte sie dazu, im Großen und Ganzen stillzustehen. Bei diesem Wetter! Immer von neuem durchnäßte der Regen sie, und durch jede Falte des Gewands blies der Wind.
    Um eine Flucht auszuschließen, waren die Sklaven an mehreren langen Ketten festgebunden. Jede wurde von einem der Wagen gezogen und zwang die Gefangenen, ihr Tempo dem der Zugochsen anzugleichen. Strauchelnde erhielten Peitschenhiebe.
    Prüfend durchschritt Lentulus die Reihen der trostlos am Boden hockenden Sklavinnen. Einige klammerten sich aneinander, um sich gegenseitig zu wärmen. Niemand wagte, den Herrn anzublicken, dadurch gewann der Römer keinen rechten Eindruck von seinem Besitz. Vom langen Marsch deutlich erschöpft, würde wohl selbst die Schönste nur einen jämmerlichen Anblick liefern. Publius wußte das und sah ganz genau hin.
    Das kann eine herrliche Nacht werden, dachte er und wandte sich schließlich einem noch jungen Mädchen zu. Verschreckt drückte sie sich in den Regenschatten eines Wagens. Nicht dem Wink ihres Herrn zu gehorchen, das wagte sie indes nicht und erhob sich mit niedergeschlagenen Augen. Mager war sie und alles andere

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