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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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als hübsch zurechtgemacht. Dennoch meinte Lentulus, daß ihre Gestalt nach seinem Geschmack sei. Ohne ein Wort griff er nach dem ärmlichen Gewand und schob es beiseite, um sich von der Beschaffenheit der Schenkel und Brüste zu überzeugen. Befriedigend, urteilte er und winkte einen Posten zu sich.
    „Sorge dafür, daß sie sich wäscht und ordentlich herrichtet. Bei Sonnenuntergang hat sie sich bei mir zu melden. Klar?"
    „Zu Befehl, Herr", erwiderte der Legionär unbewegten Gesichts. Könnte der Reiche nicht auch für uns ein paar Mädchen herausrücken? fragte er sich. Genug sind ja da! Doch von alldem äußerte er nichts.
    Der Aufseher kam, erkundigte sich nach dem Auftrag und kümmerte sich um das Öffnen der Kette. Anders war das Verschönern unausführbar.
    Inzwischen suchte Lentulus weiter. Bis er aus Tarraco gebildete Sklavinnen hierherbringen lassen konnte, würde viel Zeit vergehen.
    Sollte er sich währenddessen mit einem einzigen Mädchen begnügen? Jede hatte ihm gehorsam zu sein, sonst mußte sie furchtbare Strafen erwarten. Außerdem galt es, den Legionären zuvorzukommen. Eine Sklavin, die jenen zu Willen gewesen war, kam für ihn nicht mehr in Betracht.
    Widerstrebend hatte Publius die Vorschriften seines Vaters gelesen, da er im Sklavengeschäft und allem, was damit zusammenhing, ein Neuling war. Aber die Gefangenen sollten ihn deshalb ja nicht für nachgiebig halten.
    Am nächsten Tag schon, lautete sein Vorsatz, würden die Legionäre ein unübersehbares Kreuz errichten - solchen zur Warnung, die an Widerspruch dachten. Trotzdem wäre ihm lieber gewesen, solche Dinge nicht selbst überwachen zu müssen. In Rom sorgte die Staatsmacht dafür, und er konnte sich seinen Vorlieben hingeben.



„Arbeit beenden!" schrie der Centurio. „Macht das Abendessen fertig, teilt die Wachen ein! Daß niemand sich vom Lager entfernt!"
    Die Decurionen gaben die Befehle weiter und stellten die Posten auf. Das alles war nichts Ungewohntes, Centurien übernachteten oft in solchen Situationen. Die Reiter hatten keine Feinde entdeckt, was deren Anwesenheit selbstverständlich nicht ausschloß. Ein Risiko war das kaum. Die gutgedrillten Legionäre würden auch dann sofort kampfbereit sein, wenn man sie aus tiefstem Schlaf riß.
    Der Centurio streckte den Kopf ins Wageninnere. „Du siehst selbst, Herr, daß bei diesem Dämmerlicht das Arbeiten unmöglich wird. Es gäbe höchstens Pfusch. Morgen sieht alles besser aus, und in spätestens drei Tagen ist eine erste Ringmauer fertig. Dann mögen die Barbaren kommen!"
    „Die Wagen fahren ins Lager, ja?"
    „Ich halte das nicht für günstig, Herr. So wie sie jetzt stehen, könnten wir sie notfalls als Verteidigungslinie nützen. Auf dem Bauplatz gäbe es wegen der Mauern, Gräben und Steinhaufen bei einem Überfall nur ein Durcheinander. Es lohnt sich einfach nicht, eine Baustelle nachts zu besetzen."
    „Deine Sache", murmelte Lentulus unschlüssig. „Meinethalben." Bei dem Gedanken, auf diese ungebildeten Soldaten fortan angewiesen zu sein, fühlte er sich fast krank. Doch wie Befehle geben, wenn ihm das Kriegswesen unbekannt war?
    „Eines noch, Centurio! Vorhin sah ich die gierigen Augen deiner Leute. Natürlich könnt ihr euch ein paar Mädchen nehmen. Aber beschädigt meine Ware nicht und haltet Ordnung. Das geht doch klar, oder?"
    „Selbstverständlich!" Zum ersten Mal an diesem Tag schmunzelte der Offizier. „Ich kümmere mich darum. Niemand wird die drei von dir ausgesuchten Sklavinnen berühren. - Und nun entschuldige mich bitte, ich muß die Posten kontrollieren!"
    Gnädig nickte Lentulus und beobachtete, wie der Centurio zunächst den Unterführern und dann den Legionären die freudige Botschaft überbrachte. Spontan brachen die Männer in Hochrufe aus. Der Römer war mit sich zufrieden. Im unwirtlichen Iberien beruhigte es, ihm wohlgesinnte Leute zum Schutz zu haben. Auch wenn er diese ungebildeten Halbbarbaren verachtete, ihre Unentbehrlichkeit zwang ihn zu Zugeständnissen.
    Währenddessen entzündete man die Lagerfeuer und bereitete die abendliche Mahlzeit zu. Schmal waren die Portionen, denn es mangelte an Transportwagen: Erst in den nächsten Tagen würde mehr Proviant eintreffen. Auf die Dauer mußte sich das Gut selbst erhalten. Bald schon sollten die Felder bestellt werden. Ammius wachte mit Argusaugen darüber, daß möglichst wenig Silber ausgegeben wurde. Publius sah das mit Mißbehagen. Jeder Aufpasser war ihm ein Greuel. Doch eines Tages

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