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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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würde er eine andere Rolle spielen - spätestens dann, wenn er das Haus Lentulus führte. Doch damit das geschah, mußte er, nicht Marcus, den größeren Gewinn erzielen. Dazu wieder diente Ammius. Es war ein Kreis ohne Ende.
    Ärgerlich beendete er diese Betrachtungen und rief den Aufseher, einen altgedienten Angestellten des väterlichen Gutes aus Capua. „Laß mir das Essen bringen, Spicus!"
    „Sehr wohl, Gebieter."
    Ente oder Kaninchen? Nur diese Frage legte sich Lentulus vor. Auf Besseres war vorerst nicht zu rechnen.
    Während er sich tiefer in die weichen Felle und Decken kuschelte, brachten zwei Sklavinnen die Teller mit den Speisen… Spicus achtete argwöhnisch darauf, daß alles seine Ordnung hatte. Aber die beiden, ängstlich und vorsichtig, boten keinen Anlaß zum Tadel. Sie reichten dem Herrn das Essen, und schüchtern wünschte eine ihm guten Appetit. Er dankte nicht, ein Römer hatte dergleichen nicht nötig. Alsdann scheuchte der Aufseher die beiden Sklavinnen hinaus und ließ den Gebieter allein.
    Wieder eine gebratene dürre Ente! Natürlich! Aber das Legionärsbrot ist so hart und trocken, daß ich Bauchschmerzen bekäme. Und sonst? Leise fluchend machte sich Publius über den Vogel her. Die Speise lobte dennoch ihren Koch. Daß es an Abwechslung mangelte, lag nicht an ihm. Bestand erst eine feste Verbindung zur Küste, würde es besser werden.
    Wenn hier doch bald Gewinn zustande käme! dachte der junge Sklavenhalter. Sei mir gnädig, Merkur, Schutzherr der Kaufleute! Lange halte ich das nicht aus. Wer in' Iberien leben will, muß anspruchsloser als ein Lentulus sein. Keine Freunde, keine Gelegenheit, großartige Feste zu feiern und geistvolle Gespräche zu führen.
    Ein Wunder, daß überhaupt Menschen in dieser Einöde leben. Na ja, Barbaren.
    Nur Tage noch würde es dauern, bis' der Bau fertig war, soviel verstand selbst er vom Handwerk. Dann aber mußte das Lager erweitert werden. Ammius und dieser Sibalus hatten einen Vertrag abgeschlossen, der die Lieferung von Korn und Fleisch vorsah. Später würden weitere Sklavinnen kommen. Freilich - das unberechenbare Wetter und der gefahrvolle Weg! Näher an Tarraco warenwieder die Bodenpreise höher... Verfluchter Ammius! Für Kultur hatte der kein Verständnis, sah bloß aufs Silber.
    An die Arevaken verschwendete Publius Lentulus wenig Gedanken. Für den Schutz des Landgutes waren die Legionäre verantwortlich. Teuer genug kamen sie ihm. Wenn erst Hunderte von Sklavinnen hier hausten, würde die verstärkte Centuria nicht mehr genügen. Was tun? Ein gehöriges Geschenk an die Heerführer konnte vielleicht helfen. Es lag im Ermessen des Konsuls, das Anwesen als strategisch wichtig zu bezeichnen und dementsprechend zu schirmen.
    Ob ich schon nächste Woche einen Boten schicke? Nein, das taugt nichts. Jetzt liegen die Legionen sowieso in der Nähe. Die Iberer dürften sich ruhig verhalten. Solch ein Geschenk sei reine Verschwendung, würde Ammius schreien. Die meisten hier sind ja Frauen. Welche Schwierigkeiten sollten die wohl bereiten?
    Das erinnerte ihn an etwas anderes. „Spicus! Laß die Teller abräumen - und schicke mir nachher die Kleine!"
    „Sofort, Gebieter! - He, ihr da!" rief Spicus die Sklavinnen. Einen Augenblick später war das Geschirr fort.
    Plötzlich stand der ortskundige Führer vor Lentulus. „Gestattet mein Herr, daß ich mich verabschiede?"
    Verdutzt blickte der Kaufmann auf. „Willst du nachts reiten?"
    „Gewiß nicht, das wäre unvernünftig. Morgen im ersten Tageslicht, denn der Weg ist weit. Du wirst wohl kaum so zeitig aufstehen."
    „Erst gegen Mittag. - Gut, sag deinem Herrn, ich bin zufrieden. Daß der Aufbau fortschreitet, kannst du aus eigenem Augenschein berichten. Ich werde den Vertrag einhalten und Sibalus brieflich mitteilen, falls sich etwas ändern sollte. Wie die Schreiben befördert werden, ist abgesprochen, oder?"
    „In Ocilis wohnt ein Sachwalter meines Gebieters. Das Weiterleiten der Briefe wird ihm eine Ehre sein."
    „Dann nimm noch dies - eine private Gabe. Sibalus braucht davon nichts zu erfahren." Er zog einen schmalen goldenen Armreifen hervor und reichte ihn dem anderen.
    Der Führer verneigte sich tief, ohne etwas zu sagen.
    „Solltest du einen Wunsch haben, wende dich vertrauensvoll an mich oder meine Diener. Man wird ein offenes Ohr haben." Lentulus lächelte und hielt sich für einen guten Menschenkenner. Zweifellos würde ihm der Wegkundige nun gewogen sein.
    Abermals verbeugte sich

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