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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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gehören Männer zum Senat, deren einziges Verdienst darin besteht, daß ihre Großväter einst Heldentaten vollbrachten. Sie selbst wären dazu niemals imstande. Sieh dir Scipio an! Bei der Überzahl an Legionären, die ihm heute vor Karthago zur Verfügung steht, müßte die Stadt längst genommen sein. Sie hält sich! Jeder Centurio seines Heeres würde die Truppen besser führen. Warum aber bekam er den Befehl? Weil sein Großvater - ach was, sein Adoptivgroßvater! - den Zweiten Punischen Krieg gewann. Er vermochte etwas, sein Enkel jedoch ist ein Versager!"
    Titus nickte unschlüssig. Gewiß kannte er Scipio von mehr als einer Festlichkeit. Aber war der wirklich so unfähig...?
    „Frag deinen Lehrer! Ungern wird er dir antworten, was ich ihm nicht verdenken kann. Doch die Wahrheit ist nun einmal wahr. Überdies gibt es Schlimmeres: Andere Unfähige kommen in den Senat, weil sie viel Geld bieten."
    Unnötig, daß der Sohn antwortete. Mit den gepriesenen altrömischen Prinzipien vertrug sich dieser Ämterkauf keinesfalls. Titus ahnte nun, welche Konflikte im Senat schwelten.
    „Fast jeder weiß davon", sagte Lucius Flaccus. „Ich aber sprach es an. Auf meinen Antrag hin wurde der Punkt auf die Tagesordnung gesetzt. Seither nennt man mich die Speerspitze der Moral. Wahrscheinlich zu Recht. Die meisten hatten schon das Wort Moral vergessen."
    „Die anderen Senatoren", erkundigte sich Titus, als der Vater schwieg, „kümmern sich mehr ums Geldverdienen, nicht wahr? Ich habe davon reden hören."
    „Man soll nicht andere belauschen, Junge! Aber es ist wahr. Zu ihrer und unser aller Schande gebe ich das zu. Reichtum ist schön.
    Sind wir denn arm? Nein, und darum dränge ich nicht nach dem Statthalterposten. Selbstverständlich könnte ich - oder in ein paar Jahren du - dabei Tausende scheffeln. Wozu? Um die Keller mit Silber zu, verbarrikadieren?" Verächtlich lachte er auf.
    Der Sohn dachte länger nach, doch dann stimmte er zu. Geld um des Geldes willen zu horten, das war sinnlos.
    „Jene kaufen mit dem Silber große Güter", fuhr der Senator fort, „und die Bauern werden in die Stadt getrieben. Sklaven scheinen effektiver. Aber woher werden unsere Kinder und Enkel die Legionäre nehmen, wenn es dann keine freien Römer mehr gibt? Schau dir deine Altersgenossen an, die Senatorensöhne! Kreuzten sie je im Spiel mit dir die Holzklinge?"
    „Nein. Sie lachten insgeheim, wenn ich ihnen einen Zweikampf anbot. Tiberius Gracchus wagte es als einziger, aber ich besiegte ihn!" Der Vater lächelte. „Ich freue mich für dich, Titus. Mein Sohn wird ein großer Heerführer, der Stolz Roms und der Schrecken seiner Feinde werden. - Doch wie können die anderen Adligen dereinst Legionen befehligen, wenn ihnen das Kämpfen abgeht? Was Gracchus betrifft, er ist ein weißer Rabe. Verstand hat er; schade, daß Scipio sein Vorbild ist. Bestimmt wird der ihn verderben..."
    Betroffen rief Titus sich in die Gegenwart zurück. Es nutzte gar nichts, wenn er den Erinnerungen nachhing. Gracchus war so weit entfernt wie Scipio und jeder andere Römer.
    Bei Mars und seinem Speer, ich muß nach Tarraco kommen... Bereits die letzte Nacht hatte er über Fluchtgedanken verwacht. Selbstverständlich ergebnislos. Offensichtlich wurde Malega aufmerksam behütet, eine Folge des Krieges.
    Ein Knarren der Holztür schreckte ihn auf. Das Öffnen der Riegel würde jeden Gefangenen selbst aus dem tiefsten Schlaf reißen. Hastig drehte sich Titus um. Wer wollte zu ihm? Warum? Alles war gesagt, und was die Arevaken von ihm begehrten, kam einem Verrat gleich. Darüber gab es keine Debatte.
    Der Wächter bemühte sich, ein grimmiges Gesicht zu zeigen, und rief: „Komm raus!"
    Titus atmete auf. Es handelte sich also nur um den täglichen Spaziergang.
    Mißtrauisch behielt der Iberer den Römer im Auge, indes sie zu zweit die holprigen Stufen zum Hof erstiegen.
    Normalerweise diente der Keller zur Lagerung der Vorräte für den Winter. Noch waren jene Stellen zu sehen, wo zuvor die großen Krüge gestanden hatten, und noch immer hing der Geruch gelagerter Nüsse in der dumpfen Luft. Schon deshalb schätzte er den Gang zum Bach.
    Ein Posten sperrte das Burgtor auf, und über die steil abfallende Straße gingen beide ins Tal. Die Iberer nahmen kaum Notiz von ihnen.
    Großzügig sind sie, alles was recht ist, dachte Titus und blinzelte zum wolkenverhangenen Himmel empor. Ein Glück, es regnete nicht wie die letzten Tage hindurch. Immer war das Ziel der

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