Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
Vom Netzwerk:
verschwiegen werden muß. - Nein, ich reite gleich weiter, obwohl ich todmüde bin. Was ihr auch beschließt, ich darf es nicht wissen. Numantia darf davon erst auf der nächsten Tagung der Ältesten hören. Andernfalls geriete der Duro-Bund in Gefahr. Lebe wohl!"
    Sein Gastgeber begleitete ihn nicht. Er horchte den verhallenden Schritten nach und dachte an Eladus rätselhafte Worte.
    Rom und wir - das ist furchtbar. Wo wir uns berühren, breitet sich die Pest aus. Und immer erkranken die Arevaken, als wären wir die Anfälligen und Schwächlichen und nicht sie. - Senkin schaute aus dem Fenster. Soeben passierte Eladu das Burgtor, von den Wachen gegrüßt. Der Sieg von Minendo hatte das Ansehen des Schmächtigen gehoben. Doch sein Rat war kompliziert und zerriß vieles Gewohnte. Wie sähe wohl Malega aus, wenn Leute wie dieser Mann befehligten?
    Ihn kann ich nicht fragen. Wen dann? Keri ist am Jalu. - Rega? Bei Netos, dann wäre meine Autorität weniger wert als ein zerschlissenes Gewand. - Den Heiligen Mann? Den Ältestenrat Sie sind kurzsichtig und selbstgerecht. Keiner würde begreifen, welche Gefahr uns droht. Flaccus verstünde es, ist aber ein Römer...
    Unschlüssig ließ er sich auf den Fellsitz fallen. Der Krieg bestand aus mehr als Schwertziehen.
    Im Zimmer war es hell. Titus spürte wieder Kraft im Körper, als er die Augen öffnete. Ob es gelang, aufzustehen, zumindest sich aufzurichten? Doch er war schwächer als erwartet. Immerhin setzte er sich fürs erste hin, wickelte sich in ein paar Felle und schaute sich um.
    Das kleine Feuer in einer Ecke des Raumes spendete mäßige Wärme. Offenbar stand der Wind günstig; der Rauch zog ungehindert durch die Öffnung im Dach ab. Er erinnerte sich, daß das Zimmer manchmal voll Qualm gewesen war, und gedachte sehnsüchtig der sauberen Warmluftheizung in der väterlichen Villa. Eine Welt, fern wie die der Götter. Ob die Arevaken so etwas überhaupt kannten? Wahrscheinlich nicht. Auch würde es an Sklaven fehlen, die das Heizen besorgten.
    Er war allein. Senkin und Rega hielten sich wer weiß wo auf. Sie hatten anderes zu tun, als neben einem Fiebernden zu wachen. Was bedeutete er ihnen letztlich? Titus wußte, in Rom hätte mindestens eine Sklavin neben ihm gesessen, um ständig den Schweiß von der Stirn zu wischen und notfalls unverzüglich den Arzt zu wecken. Aber hier gab es bis auf ein paar alte Frauen nicht mal Heilkundige.
    Schultern, Kopf, Arme, Beine - alles ließ sich bewegen, nichts schmerzte mehr. Trotzdem war die Schwäche noch immer nicht gewichen. Bereits das Aufrichten hatte ihn gezwungen, sich auszuruhen.
    Endlich nahm er alle Kräfte zusammen und erhob sich taumelnd. Titus stützte sich an der Wand ab, dann stand er einigermaßen fest auf den Füßen.
    Seine Kleider lagen da, wo sie immer waren, auf einem Schemel. Nicht ohne Mühsal zog er sich an. Danach atmete er hastig und trocknete das Gesicht ab. Fast wäre das zuviel gewesen, ihm flimmerte es vor den Augen.
    Noch versuchte er ruhiger zu atmen, da hörte er rasche Schritte und drehte sich um. Rega stand in der Tür und blickte ihn so entsetzt an, daß er lächeln mußte.
    „Du..., du bist aufgestanden? Willst du dich zugrunde richten? Gestern noch hattest du Fieber, und heute... Laß sehen!"
    Sie legte ihm die Hand auf die Stirn; doch da er den Schweiß abgewischt hatte, fand sich kein Grund, ihn sofort ins Bett zurückzuschicken. Daß sie es gern getan hätte, sah Titus ihr an.
    „Möchtest du etwas trinken?"
    „Ja, bitte", murmelte er, denn er war tatsächlich durstig. „Wie viele Tage habe ich gelegen?" erkundigte er sich mit heiserer Stimme.
    „Etwa dreißig", antwortete sie und setzte den bronzenen Topf aufs Feuer. „Nachgezählt habe ich nicht."
    „So lange?"
    „Anfangs sah es schlimm aus." Rega drehte sich um und betrachtete ihn mit krauser Stirn. „übrigens siehst du immer noch recht krank aus. Du solltest dich gleich wieder hinlegen; mit dem Fieber spaßt man nicht."
    Der Offizier wußte das selbst sehr gut. Als er zu dieser Legion kam, hatte man ihn gewarnt. Viele Krieger litten an dieser Krankheit, mancher hatte als Folge des Fiebers schwere Schäden davongetragen. Mehr oder minder machtlos verordneten die Ärzte heißen Kräuteraufguß oder vertrauten dem Walten .der Götter.
    „Schon damals beim Abendessen ahnten wir etwas", erzählte das Mädchen. „Du hättest dich sehen sollen. - Aber das Schlimmste scheint vorbei zu sein..."
    Er lächelte erneut, und sofort

Weitere Kostenlose Bücher