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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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zu Zeit angesichts des beinahe geschmacklosen Prunks die Lippen.



Schließlich konnte der Statthalter nicht länger schweigen. „Laß mich fragen, edler Gast - waren die Soldaten meiner Provinz zuvorkommend genug, oder ließ sich jemand etwas zuschulden kommen? Bei Legionären darf man ja nicht zuviel voraussetzen."
    „Sie waren gründlich und haben die Reisegruppe so mißtrauisch visitiert, als wären wir mitten in Feindesland."
    Manius lächelte verlegen. „Das ist unvermeidlich. Gegen die raffinierten Überfälle der iberischen Banden hilft nur äußerste Wachsamkeit!"
    „Ich habe davon gehört. Die Arevaken tun, was sie wollen, als gäbe es keine zwei Legionen. Wahrscheinlich schauen die verantwortlichen Offiziere zu sehr auf den Sold und zuwenig auf die Angreifer."
    Nur die anerzogene Höflichkeit hinderte Pompejus daran, wütend aufzuspringen. Was bildete sich diese Frau ein? Mühsam beherrscht entgegnete er: „Das Heer tut seine Pflicht. Wenn deine Andeutung eine Beleidigung meiner Leute sein soll, muß ich aufs energischste..." Calpurnia lächelte ihn verächtlich an. Sie hielt nichts von seinen Fähigkeiten und glaubte, daß er lediglich Scipios Weisungen ausführte. Immerhin waren diese beiden Männer mit dafür verantwortlich, daß Lucius' Mörder frei herumliefen und Titus bis heute nicht aufgefunden worden war. Sie hatte keinen Einfluß - andernfalls wären beide unverzüglich abberufen und wegen Unfähigkeit bestraft worden.
    „Deine Kanzlei hat mir zwei Briefe geschrieben", sagte sie und kam damit zur Sache. Es lohnte sich nicht, auf Verdacht im Trüben zu stochern. Auch Lucius hatte das stets so gehandhabt. Zuerst das Faktum auf den Tisch! war seine Devise gewesen.
    Der Statthalter schluckte. Offenbar verwirrte ihn der rasche Themenwechsel. „Mein Sekretär wird dir Genaueres mitteilen können. Er wartet nebenan."
    Scheinbar gleichgültig widmete sich Pompejus dem Wein. Daß er dennoch aufmerksam zuhörte, verstand sich von selbst. Calpurnia fragte sich bereits, warum der Konsul hergekommen war. Ihr Besuch mußte ihm gemeldet worden sein. Fand er ihn so bedeutend? Sehr merkwürdig. Was mochte Quintus Pompejus von dem Mord wissen?
    Ein krank aussehender älterer Mann trat ins Zimmer, durch Händeklatschen gerufen. Er trug eine Papyrusrolle unter dem Arm.
    „Berichte!" wies Atilius ihn ohne Gruß oder Erklärung an.
    „Dies ist das Schreiben des Servius Älius, in dem er den Überfall auf die vierzehnte Hastatencenturia der Zweiten Legion meldet. Soweit ich informiert bin, Domina, erhieltst du eine Abschrift des Textes."
    „Ich erhielt sie. Kann ich das Original haben?"
    Statthalter und Sekretär wechselten einen Blick, dann nickte Manius Gewährung, und der Kränkliche überreichte die Rolle mit einer höflichen Verneigung.
    „Die Reiterei suchte nach Spuren, fand aber nichts Brauchbares, Herrin." Er zog eine Wachstafel aus seiner Toga. „Hier: ,Die Hufabdrücke verschwanden im Wasser. Dies ist das übliche Verfahren, wenn die Barbaren ihr Ziel verbergen wollen. - Weitere Hinweise auf den Verbleib des Centurio Titus Fulvius Flaccus wurden nicht gefunden.'"
    „Und so steht es noch heute?"
    Wieder wurden Blicke gewechselt, doch diesmal wurde Calpurnia nervös. Was verbarg man ihr?
    „Herrin, die Sitte der Barbaren ist, Gefangene ihren Götzen zu opfern. Es ist ein kulturloses Volk."
    Calpurnia kniff die Augen zusammen. „Soll ich glauben, daß die Statthalterschaft nichts unternommen hat?"
    Manius Atilius begriff, dieser Vorwurf galt ihm. Achselzuckend erwiderte er: „Teure Dame, wie soll ich mit wenigen Beamten und den paar mir unterstehenden Soldaten das riesige Land absuchen? Völlig undenkbar."
    „Und die Legionen nehmen einfach hin, wenn man die Offiziere entführt? Was denkt der Konsul darüber, Quintus Pompejus?" Sie hatte sich in Zorn geredet, denn die Nachlässigkeit überstieg tatsächlich das Erträgliche.
    Ein Lächeln zuckte um die Lippen des Heerführers. Auf diese Frage hatte er gewartet. Nun konnte die lange vorbereitete Antwort so beleidigend wie möglich hingeworfen werden. „Dem Senat und dem römischen Volk bin ich verantwortlich, nicht dir, Calpurnia. Persönlich bedaure ich die Gefangennahme deines Sohnes ebenso wie die Tat verruchter Mörder an dem großen Lucius Flaccus - wirklich, du kannst mir jedes Wort glauben... Aber ich darf und kann nicht die geballte Kraft der Legion wegen eines einzelnen zersplittern. Wir brauchen sie im Sommer. - Außerdem ist Titus

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