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Das Grab der Legionen

Das Grab der Legionen

Titel: Das Grab der Legionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Krohn
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Senkin und nickte ihm zu. „Alles ist in Ordnung."
    Was war in Ordnung? Der Römer war sich seines jämmerlichen Zustandes bewußt. Ein Centurio, der hilflos fiebernd im Bett lag! Er wollte etwas erwidern, fühlte sich dazu aber viel zu schwach. Auch schienen die beiden nicht mit einer Antwort zu rechnen. Der Mann hob die Hand zum Gruß und verließ den Raum. Rega - Titus bemerkte sie erst jetzt - setzte sich an das Feuer.
    „Bleib ruhig liegen!" ordnete sie über die Schulter hinweg an. „Du bist noch schwach und sollst schlafen. Fieberanfälle sind gefährlich. Vorläufig wirst du mir gehorchen müssen!"
    Die Worte rauschten an ihm vorbei, abermals ließ ihn die Erschöpfung in einen Halbschlaf fallen. Wirre Träume und Erinnerungen schreckten ihn.
    „Vater, ich verstehe nicht ganz - weshalb hast du dich mit den Claudiern verbündet? Sie sind doch keineswegs gegen die großen Sklavengüter..."
    Lucius Flaccus lächelte bitter. Sie standen zu zweit vor der Curia und schauten zu, wie sich die Senatoren versammelten. Ehe er selbst zur Sitzung ging, wollte er dem Sohn die führenden Köpfe aller Fraktionen zeigen.
    „Stimmt", gab er zu und vergewisserte sich, daß niemand sie belauschte. „Appius Claudius ist meine Überzeugung so gleichgültig wie mir die seine - wobei ich es einfacher habe. Er besitzt keine."
    Betroffen schaute der Sohn ihn an. Und solche Verbündeten wählst du aus, Vater? - Doch diesen Gedanken auszusprechen schickte sich nicht.
    „Claudius ist gegen alles, was Scipio tut. Predigte jener die altrömischen Ideale, wäre mein Freund für die Latifundien. - Es geht beiden um Macht. Im Grunde ist der eine soviel wert wie sein Gegner: Jeder will die Konsulstellen belegen, will eine möglichst große Menge Statthalterschaften, Beamtenposten und vor allem Gold und Silber. Die besten Einnahmen garantiert immer noch der Senat. Natürlich gönnt niemand sie dem anderen."
    „Schöne Römer!" entfuhr es Titus. Angewidert schaute er auf die gemessen dahin schreitenden Senatoren, wie sie jovial lächelnd ihren Klienten dankten und die Segensrufe nicht zu hören schienen. Er konnte sich ausmalen, wie sehr jeder darauf spannte, ob die Konkurrenten seinen Anhang auch recht bemerkten.
    „Und du, Vater?"
    „Ich nutze es aus und versichere mich ihrer Hilfe. Vielleicht können meine wirklichen Freunde - leider nur wenige Männer - auf diesen endlosen Streitigkeiten bauen. Claudius hört es ungern, wenn ich gegen Scipios Bestechungen zu Felde ziehe, er sorgt sich um die Aufdeckung der Untaten seiner Verwandten..., aber er wird nicht gegen mich auftreten. Indirekt nütze ich ihm ja."
    Titus sah das ein. Aber er wußte, daß ein solcher Standpunkt gefährlich war. Der Hauslehrer hatte ihm von ähnlichen Dingen aus Athen berichtet und wie bedeutende Persönlichkeiten darüber zu Fall kamen.
    „Daß sich beide auf deine Kosten einigen könnten...?" warf er vorsichtig ein, der Mahnung des Griechen eingedenk.
    Lucius zögerte mit der Antwort. Sollte er dem Sohn eingestehen, daß ebendies seine größte Furcht war? Er entschied anders. „Du bist noch jung, Titus, wirst demnächst zum Heer gehen. Man muß diese Leute besser kennen, um zu verstehen, daß das nie geschehen wird. Vielleicht spielt Scipio mit dem Gedanken. Zutrauen würde ich es ihm. Aber die alleinige, wenn auch angefochtene Macht im Senat ist ihm mehr wert als eine gesicherte, die er mit Claudius teilen müßte. Das ist der Standpunkt solcher Geister. Solange ich den nicht antaste, wird uns kein Haar gekrümmt werden..."
    Das Gesicht des Vaters verblaßte in Titus' Erinnerung, die Stimme jenes Römers klang auf, der ihm von dem heimtückischen Mord berichtete.
    Dann wurde es dunkel und still in ihm, der Schlaf nahm sich sein Recht.
    Eladu warf einen Blick auf den kranken Römer. Auf dem Weg zu Litennon hatte er bei Senkin Rast gemacht, denn er fühlte sich erschöpft von dem scharfen Ritt bei diesem schlechten Wetter. Auch war er ein schlechter Reiter.
    Dennoch, sein Freund und Schwiegervater mußte bald erfahren, was er eben erst in Lutia ausgekundschaftet hatte. Das trieb ihn weiterzureiten. Trotzdem bedachte er die Folgen der Gefangennahme des jungen Offiziers. Hatten die Männer alles erwogen?
    „Schwere Zeiten werden auf Malega zukommen", meinte er. „Die Römer schicken Schleicher aus."
    „Ich verstehe dich nicht, Eladu." Der Ältere ahnte, daß sein Gast Sorgen hatte. Aber was bedeutete die Andeutung des Numantiners? Schleicher? Von welchen

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