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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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der Sitzbank wurde von den Kugeln zerfetzt, welche die Metallwand der Box und das Sitzpolster durchschlugen – und dann im massiven Holz der Bank stecken blieben.
    Bei jedem Treffer ruckte die Bank, doch Chase wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine AUG-Kugel fünf Schutzschichten durchschlug – die Gondelwand, die aufgerollten Seile und die Hängeleiter, die Außenwand der Staubox, das Sitzpolster und die Holzbank –, äußerst gering war. Es war zwar nicht mehr als ein Hoffnungsschimmer – doch er musste sich notgedrungen damit begnügen.
    Die Verfolger feuerten Salve um Salve auf die Gondel ab. Sämtliche Fenster waren zerstört, die Wände, die Decke und selbst der Boden waren von Kugeln durchsiebt. Nur Zentimeter von seinem Kopf entfernt wurde von der Ecke der Sitzbank ein dicker Holzsplitter abgesprengt. Die provisorische Barrikade würde nicht mehr lange standhalten.
    Eine kurze Feuerpause trat ein. Die Wachleute luden nach. Dafür würden sie zwar nur wenige Sekunden brauchen, doch in dieser Zeit konnte er nicht viel tun, kalkulierte Chase.
    Oder vielleicht doch – er sprang hoch, packte die unterste Sprosse der Hängeleiter, die an der Decke entlangführte, und zog sie zu sich herab. Als das Gewehrfeuer wiederaufgenommen wurde, ließ er sich erneut auf den Boden fallen. Jeder Treffer fühlte sich an, als werde die Bank von einem Eispickel getroffen, und es konnte jeden Moment passieren, dass eine Kugel das Holz durchschlug und sich ihm in den Rücken bohrte …
    Plötzlich ruckte die Gondel und schwang am Seil wie ein Pendel. Das überstrapazierte Metall ächzte und quietschte.
    Trotz der umherfliegenden Splitter wagte es Chase, die Augen zu öffnen. Sie passten sich rasch an die Dunkelheit an. Im trüben Licht des geisterhaft wirkenden bläulich weißen Mondscheins sah er, wie sich die durchlöcherte Decke bog , während von der Mitte Falten ausgingen wie bei überstrapazierter Küchenfolie.
    Die Gondel war im Begriff, sich von der Aufhängung zu lösen! Die Löcher hatten das Metall dermaßen geschwächt, dass es das eigene Gewicht nicht mehr halten konnte und unter dem Dauerfeuer langsam nachgab.
    Chase blickte zur Notleiter. Er hatte die Gondel erst im letztmöglichen Moment verlassen wollen – doch wenn er noch länger zögerte, würde er über hundert Meter in die Tiefe stürzen.
    Hinter ihm barst Holz, die Splitter trafen seine Beine.
    Metall kreischte, und das hintere Ende der Gondel sackte ein paar Zentimeter ab. In der Decke hatte sich ein Riss gebildet, sah Chase, ein klaffender Spalt hinter der Aufhängung.
    Die Gondel würde jeden Moment abstürzen …
    Das Feuer wurde eingestellt. Sie luden nach …
    Chase kletterte die Leiter hoch und riss die Deckenluke auf, sprang aufs Dach und warf sich mit aller Kraft gegen den massiven Schwingarm.
    Mit einem beinahe menschlich klingenden Kreischen riss das Metalldach auseinander. Die durchlöcherte Gondel stürzte dem Talboden entgegen und zerschellte auf den Felsen mit einem lauten Knall, der vom hoch aufragenden Staudamm widerhallte.
    Der Haltearm schwang wie wild hin und her, und das Tragseil wippte aufgrund des plötzlichen Gewichtsverlusts. Chase klammerte sich verzweifelt an das kalte Metall und suchte mit den Füßen auf den verbogenen Überresten des Dachs nach Halt. Auch die hinter ihm befindliche Gondel schwankte heftig – einer der Schützen war auf den Boden gefallen.
    Er warf einen Blick über die Schulter. Vielleicht war Sophia ja aus dem Fenster gestürzt, als ihre Gondel ins Schwanken geraten war. Leider Fehlanzeige: Sie hielt sich an einem Handlauf fest und funkelte ihn böse an – offensichtlich hatte sie mitbekommen, wie er aus der Kabine entkommen war.
    Die Erschütterungen ließen nach, wenngleich der Haltearm noch immer hin- und herschwang. Chase bemühte sich um einen besseren Halt, doch da war nichts, woran er sich hätte festhalten können.
    Er blickte sich erneut um, nicht zu Sophia, sondern zu der hinter ihr befindlichen Seilbahnstation. Über zwei Drittel des Weges hatten sie bereits zurückgelegt – da ging es wieder los: Gewehrfeuer!
    Die von der unteren Gondel abgefeuerten Kugeln pfiffen an ihm vorbei, einige trafen den Schwingarm.
    Der Arm, an dem Chase sich festhielt, war etwa dreißig Zentimeter breit. Er selbst war etwas breiter. Er drehte sich so, dass er den Schützen seine Schmalseite zuwandte – Hände und Oberarme aber schauten noch immer hinter dem Schwingarm hervor. Wenn er auch nur

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