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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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Antwort. Er wühlte im Schutt, schleuderte ihn verzweifelt beiseite, suchte nach etwas Nachgiebigem, Warmem – und streifte mit den Fingerspitzen weichen Stoff. Ninas T-Shirt.
    Unter einem Steinbrocken.
    »Scheiße!« Chase zog die geborstene Steinplatte von ihr herunter und schleuderte sie beiseite. Noch konnte er Nina nicht sehen, fühlte aber, dass sie auf dem Rücken lag.
    Reglos.
    »Verdammter Mist!«, keuchte er, fasste ihr an den Hals, tastete nach dem Herzschlag. »Scheiße, komm schon, komm schon …«
    Nichts.
    »Komm schon!«
    Da war es: ein Pulsieren unter seiner Fingerspitze, schwach, aber spürbar.
    Erleichterung überwältigte Chase. »Herrgott, ja !«, rief er und räumte den Rest Schutt weg. »Nina, komm schon, wach auf …«
    Eilig tastete Chase nach feuchtem Blut oder gebrochenen Knochen. Als er nicht fündig wurde, beugte er sich vor und näherte seine Wange ihrer Nase.
    Nichts.
    Solange er nichts sah, konnte er aber auch nicht feststellen, weshalb sie nicht reagierte. Er wusste nicht einmal, wie lange sie schon bewusstlos war, denn aufgrund seiner eigenen Benommenheit hatte er jedes Zeitgefühl verloren. Es konnten Sekunden gewesen sein, vielleicht aber auch schon mehr als eine Minute …
    Hektisch begann Chase mit der Wiederbelebung. Er stützte den Handballen auf Ninas Brust und drückte fest zu. Dreißig Mal. Dann neigte er ihren Kopf nach hinten, hielt ihr mit der einen Hand die Nase zu und pumpte ihr zweimal Atemluft in den Mund.
    Keine Reaktion.
    Die Angst kehrte zurück. Er begann die zweite Runde der Herzmassage und musste sich beherrschen, um nichts zu überstürzen. Zehn, zwanzig, dreißig. Ruhe bewahren. Ihr wieder den Kopf in den Nacken legen, zwei Atemzüge, furchtsames Warten auf eine Reaktion …
    Sie zuckte, atmete rasselnd. Chase drückte ihr die Hand. »Nina! Hörst du mich? Bist du okay?«
    Nina tat einige tiefe Atemzüge. Chase spürte an ihrem Puls, dass ihr Herz raste. »Eddie …«, hauchte sie schließlich.
    »Bist du okay?«
    »Weißt du was?«, flüsterte sie.
    »Was?«
    »Das war unser erster Kuss seit einer ganzen Ewigkeit.«
    Obwohl Chase ihr Gesicht nicht sehen konnte, spürte er, dass sie lächelte. »Und das ist der zweite«, sagte er und senkte den Kopf.
    »Bist du unverletzt?«, fragte sie, als sie sich wieder voneinander gelöst hatten.
    »Mir geht’s so weit prima«, sagte er. »Halt dich an mir fest, ich richte mich jetzt auf. Kannst du stehen?«
    Vorsichtig bewegte sie die Gliedmaßen. »Ich glaub schon.«
    Chase erhob sich vorsichtig. Der Staubvorhang hatte sich zwar etwas gelichtet, doch das aus der Grabkammer einfallende Licht war nicht heller geworden. Er fasste sie bei der Hand. »Fertig?« Auf ihr unbestimmtes Brummen hin stand er auf und zog sie mit sich hoch.
    »O Scheiße!«, klagte Nina. »Verdammt noch mal, au, o Kacke! Ach Gott, der Knöchel tut wieder weh. Scheißdreck!«
    »Stütz dich auf mich«, sagte Chase und legte ihr den Arm um die Hüfte.
    »Danke«, keuchte Nina. »Dieses Miststück. Ich könnte sie in den Hintern treten.« Sie blickte sich um, sah aber nur den aus der Grabkammer einfallenden schwachen Lichtschimmer. »Wo sind wir? Ist das Tageslicht?«
    »Ja«, antwortete Chase, »aber davor liegen etwa hundert Tonnen Erdreich. Wir befinden uns in dem Raum mit der Hundestatue.«
    »Dann ist also nur die Grabkammer eingestürzt, nicht die ganze Anlage?«
    »Scheint so.«
    Nina wurde aufgeregt. »Dann können wir trotzdem nach draußen gelangen! Wir brauchen bloß den Weg durchs Labyrinth zurückzugehen!«
    »Ja, das wäre auch kinderleicht, wenn wir etwas sehen könnten. Oder hast du zufällig eine Nachtsichtbrille im Slip versteckt?«
    Nina boxte ihn lächelnd gegen die Brust. »Fang nicht wieder an. So schwer kann das gar nicht sein, oder? Wir müssen nur den Raum mit der Hippolyte erreichen, dort liegt eine Taschenlampe. Als du schon weg warst, hatte einer von Corvus’ Leuten einen kleinen Unfall. Seine Ausrüstung haben sie liegen gelassen. Wenn wir Licht haben, folgen wir einfach den Spuren, die wir auf dem Herweg gemacht haben.«
    Jetzt wurde Chase ganz aufgeregt. »Hatte der Mann ein Funkgerät?«, fragte er.
    »Ich glaube ja. Aber das funktioniert doch bestimmt nur auf kurze Reichweite. Oder willst du Sophia um eine Mitfluggelegenheit bitten?«
    »Nur keine Bange«, versicherte ihr Chase. »Versuch dich genau an den Weg durchs Labyrinth zu erinnern. Nachdem wir den Einsturz überlebt haben, will ich nicht falsch abbiegen

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