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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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weitere Schleuse, eine Wartungsluke im Fuß des Habitats. Trulli zufolge wurde sie von Hand bedient. Ein unbewachter Zugang also.
    Inmitten von wogenden Fischschwärmen schwamm Chase tiefer und näherte sich dem Gebilde. Leuchtende Ovale tauchten auf, die aussahen wie leere Augenhöhlen und allmählich immer größer wurden. Als er dem Habitat so nahe war, dass die Einzelheiten hervortraten, zeigte Chase sich unwillkürlich beeindruckt. Zu Trullis touristenfreundlichem Design gehörten zahlreiche große Fenster aus Acrylharz, die in die Module und die Deckenkuppeln eingelassen waren und durch die Chase volle Sicht in die Innenräume hatte.
    In einem Raum bewegte sich jemand. Vorsichtig schwamm er näher heran und spähte durch eine Deckenkuppel.
    Es war ein Kontrollraum. Ein Mann saß vor einem Computerterminal; ein zweiter Mann steuerte mit einem Becher in der Hand einen anderen Arbeitsplatz an. Vorsichtig schwamm Chase um die Kuppel herum. Soweit er das erkennen konnte, gab es in dem Raum keine Überwachungsmonitore. Sämtliche Displays aber hatten Bezug zu den lebenserhaltenden Systemen der Station: Stromverbrauch, Luftversorgung und dergleichen. Auch hier keine Überwachungskameras. Eine Sorge weniger, stellte Chase erleichtert fest – zumindest wenn er erst mal drinnen war.
    Ihm kam der Gedanke, dass dies die perfekte Gelegenheit wäre, das Habitat zu erkunden. Er machte kurzerhand kehrt, schwamm am Innenrand des oberen Stockwerks entlang und spähte nacheinander durch die Deckenkuppeln.
    Von Sophia oder der Bombe war nichts zu sehen. Die anderen Module auf dieser Ebene waren Prototypen für unterschiedliche Konfigurationen von Hotelsuiten. Als er die erste Ebene überprüft hatte, ging er tiefer und wiederholte den Vorgang beim zweiten und größten Deck. Die Habitatmodule dieser Einheit dienten eher praktischen Zwecken: Luftschleusen und rohrförmige Docks für zukünftige touristische U-Boote sprangen daraus hervor. Unter der ersten Sichtkuppel waren einige Männer mit Reparaturen beschäftigt, der zweite Raum war leer – aber …
    Chase erstarrte, als er durch die dritte Kuppel des Moduls spähte.
    Sophia .
    Und sie war nicht allein: Komosa war bei ihr … und da war auch die Bombe.
    Was Corvus als luxuriöse Privatsuite vorgesehen hatte, diente jetzt als aufgemotzter Lagerraum. Die aus dem Grab des Herkules geborgenen Goldbarren waren an den geschwungenen Wänden gestapelt, doch die drei Personen im Raum hatten keinen Blick für sie – Sophia, Komosa und der ziegenbärtige Mann, den Chase in der Schweizer Fabrik bei Yuen gesehen hatte, konzentrierten ihre ganze Aufmerksamkeit auf die Bombe.
    Der Bärtige kniete davor, als ob er betete, und schob behutsam ein elektronisches Gerät in einen rechteckigen Schlitz am breiten Fuß der Bombe. Das Gerät hatte ein kleines Display und eine Tastatur.
    Offenbar diente die Elektronik dazu, die Bombe scharf zu machen.
    Chase raste das Herz; bei jedem Atemzug traten Blasen aus seinem Mundstück aus. Er hatte recht gehabt. Sophia beabsichtigte, die Bombe schon bald einzusetzen.
    Jetzt hatte er nur noch eine Option. Selbst wenn er Fotos machte, wäre Sophia schon weg, wenn er Alderley die Beweise für den MI6 übermittelte, denn sie mussten zuvor mit dem Boot zum Hafen zurückfahren. Mit dem Kipprotor konnten sie die Bombe binnen drei Stunden an jeden beliebigen Ort im Umkreis von zweitausend Kilometern befördern.
    Deshalb musste er sie aufhalten. Und zwar allein.
    Die gebogene Oberfläche der Kuppel verzerrte seine Sicht in den darunterliegenden Raum, dennoch konnte Chase erkennen, dass der Bärtige einen Code eintippte. Auf dem Display erschien eine lange Abfolge von Zahlen. Ein Aktivierungscode; eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme. Selbst Terroristen und Schurkenstaaten wollten nicht, dass irgendein untergeordneter Halunke ihr teures Spielzeug ungebeten in die Luft jagte.
    Als der Code gespeichert war, wandte der Mann sich zu Sophia um und stellte ihr eine Frage. Auf ihre Antwort hin nickte er, beugte sich wieder über die Tastatur und gab eine weitere Zahl ein.
    Diesmal konnte Chase sie deutlich erkennen. Es war eine Uhrzeit.
    0845. Acht Uhr fünfundvierzig.
    Wenn Sophia vorhatte, die Bombe in einer Stadt zu zünden, wären um diese Zeit die meisten Menschen auf den Straßen. Unter der Voraussetzung, dass der Timer auf die hiesige Zeitzone eingestellt war, würde die Bombe in knapp elf Stunden hochgehen.
    Der Mann drehte einen Schlüssel herum, dann wurde das

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