Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
Vom Netzwerk:
Meter entfernt, und mit jedem Schritt auf der nassen Oberfläche kam sie ihr ein Stück näher …
    Ihr ganzes Gewicht auf einen Arm verlagernd, griff Nina nach der Leiter. Sie war ebenso nass und rutschig wie der Rumpf, mit ihren tauben Fingern fand sie keinen Halt. Jeden Moment würde ihr die Leine entgleiten …
    Schreiend vor Zorn und Angst, stieß sie sich ein letztes Mal mit den Füßen vom Rumpf ab …
    Ihre Finger schlossen sich um eine Sprosse. Sie konnte es zunächst gar nicht glauben. Dann wallte jedoch neue Entschlossenheit in ihr auf, und sie ließ sich hinüberpendeln, bis sie unter der Leiter baumelte. Ninas Füße bekamen den Sog des Kielwassers zu spüren, doch sie zog sich hoch und schaffte es, ihren Arm um die nächsthöhere Sprosse zu legen.
    Zitternd hing sie fast eine Minute lang da, bis das Gefühl in ihre unterkühlten Finger zurückkehrte. Schließlich nahm sie alle Kraft zusammen und kletterte Sprosse für Sprosse die Leiter hoch.
    Oben angelangt, ließ sie sich erschöpft auf das Teakdeck fallen. Wasser strömte aus ihrem Haar und ihrer durchnässten Kleidung. Hätte jemand sie in diesem Zustand entdeckt, wäre sie vollkommen wehrlos gewesen.
    Auf dem Deck aber hielt sich niemand auf. Langsam hob Nina den Kopf. Der Rumpf und der Schwanz des Kipprotors ragten über den Rand des Helipads hinaus.
    Dieser Anblick verlieh ihr neue Kräfte. Wenn das Flugzeug da stand, war auch Sophia an Bord. So viel war klar.
    Und Chase.
    Mit zitternden Beinen richtete Nina sich auf. Undeutlich wurde ihr bewusst, dass sie ironischerweise an derselben Stelle stand wie vor einer kleinen Ewigkeit, als sie sich auf Corvus’ Party mit Chase gestritten hatte. Diesmal aber wollte sie nicht mit ihm streiten, sondern ihn retten.
    Sie fuhr sich mit den Händen fest über die Kleidung, dass das Meerwasser nur so spritzte. Dann versuchte sie, möglichst viel Wasser aus ihrem Haar herauszuwringen. Das Achterdeck mochte zwar verlassen sein, doch die Ocean Emperor hatte eine Besatzung an Bord, und eine Tropfenspur auf den Schiffsgängen würde selbst den begriffsstutzigsten Seemann misstrauisch machen.
    Als sie sich notdürftig abgetrocknet hatte, wandte Nina sich zur nächsten Tür und rief sich die Räumlichkeiten der Yacht ins Gedächtnis. Jemand hatte ihr gesagt, sie sei einhundertsechs Meter lang, habe sechs Decks und Kabinen für über vierzig Passagiere, zusätzlich zu den Mannschaftsquartieren.
    Da konnte sie lange nach Chase suchen.
    Plötzlich fiel ihr Trulli ein, und unwillkürlich blickte Nina über die Heckreling. Sie hatte keine Ahnung, ob es ihm gelungen war, das U-Boot rechtzeitig zu verlassen. Einen Moment lang meinte sie, in der endlosen Dunkelheit des Meeres ein Licht aufblitzen zu sehen, doch dann verschwand es gleich wieder.
    »Ich hoffe, du hast es geschafft, Matt«, flüsterte sie, die Hand um das Amulett gelegt. Dann öffnete sie behutsam die Tür und spähte durch den Spalt.
    Dahinter lag ein verwaister Salon mit cremefarbenen Sesseln und einer kleinen Bar. Nina trat in den Raum, dessen behagliche Wärme ihr erst richtig bewusst machte, wie kalt das Wasser gewesen war. Zitternd massierte sie sich die Arme und überlegte, wie sie weiter vorgehen sollte.
    Erste Priorität: Chase finden. Sobald sie ihn befreit hatte, würden sie sich die nächsten Schritte gemeinsam überlegen, die Bombe suchen und sie entschärfen und sich dann um Sophia und deren Helfer kümmern.
    Wo aber steckte Chase? Er war ein Gefangener, deshalb war er vermutlich irgendwo eingesperrt. Die Privatkabinen fielen somit aus, denn deren Türen waren bestimmt von innen zu öffnen. Dann vielleicht in einem Frachtraum?
    Irgendwo musste sie anfangen, also konnte sie sich ebenso gut von unten nach oben vorarbeiten. Hinter der Bar hing ein Decksplan an der Wand, auf dem die Fluchtwege und Treppen eingezeichnet waren. Vorsichtig näherte Nina sich einer Tür an der anderen Seite des Salons. Dahinter lag ein Flur.
    Aufmerksam lauschend, tappte sie bis zur nächsten Treppe. Sie wollte gerade hinuntersteigen, als sie trotz des Gebrumms der Dieselmotoren etwas hörte.
    Ein Stöhnen?
    Es war vom nächsthöheren Deck gekommen. Nina schlich vorsichtig die Treppe hoch und hielt auf halber Höhe an, um zu lauschen. Das Stöhnen hatte sich angehört, als habe jemand Schmerzen. Chase?
    Sie wartete gespannt, ob es sich wiederholen würde.
    Das tat es.
    »Ich glaub es nicht«, zischte Nina zornig, als ihr bewusst wurde, was sie da hörte. Es war in der

Weitere Kostenlose Bücher