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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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Dokumente aus jener Zeit. Die Bruderschaft hatte auch auf Diebesgut große Sorgfalt verwandt.
    Nina betrachtete die erste Seite. Die Handschrift war gut lesbar, die Tinte rotbraun, mit dunkleren Verunreinigungen. Auch Schreibfehler waren zu erkennen; Tintenflecke, Kratzer, durchgestrichene Worte. An einigen Stellen waren in anderer Handschrift Anmerkungen beigefügt. Sie bekam Herzklopfen. Plato hatte nicht viel von Manuskripten gehalten und die wörtliche Überlieferung mittels Auswendiglernen vorgezogen … das bedeutete jedoch nicht, dass er nicht auch geschrieben hätte. Stammte dieser Text tatsächlich aus der Hand des großen Philosophen? Eigens verfasst für seine Schüler, welche seine Worte anschließend kopiert hatten?
    Popadopoulos hüstelte. Nina blickte auf und stellte fest, dass er grinste wie ein Idiot. »Na, sind Sie beeindruckt, Dr. Wilde?«
    »Gott, ja!«, antwortete sie und nickte.
    Einen Moment lang wirkte Popadopoulos eher belustigt als gereizt.
    »Das ist einfach unglaublich!«, setzte Nina nach und sah den Griechen mit großen Augen an. »Und der Text befindet sich schon seit über zweitausend Jahren in Ihrem Besitz?«
    Popadopoulos nickte. »Er wurde an verschiedenen Orten verwahrt, die einzelnen Blätter sind unterschiedlich gut erhalten, aber ja. Das Buch wurde im neunzehnten Jahrhundert gebunden. Sie sind die erste nicht der Bruderschaft angehörende Person, die es zu Gesicht bekommt.«
    »Ich fühle mich geehrt«, sagte Nina aufrichtig.
    Popadopoulos nickte. »Aber ich glaube trotzdem nicht, dass Sie etwas finden werden, was nicht bereits aus den Fotos hervorgegangen wäre«, sagte er. »Nein, ganz gewiss nicht. Es gibt nicht mehr zu entdecken.«
    Nina schlug die Seite um und stellte zu ihrer Überraschung fest, dass die Rückseite unbeschrieben war. »Ich bin anderer Ansicht – außerdem habe ich schon etwas entdeckt, was ich nicht gewusst habe.« Sie tippte auf das Glas. »Aus den Fotos ging nicht hervor, dass nur die eine Seite der Pergamente beschrieben ist. Pergament war damals teuer – finden Sie es nicht auch ungewöhnlich, dass nur die eine Seite genutzt wurde?«
    »Ungewöhnlich, ja, aber dafür gibt es auch andere Beispiele«, sagte Popadopoulos abweisend. »Ich versichere Ihnen, Sie werden nichts finden.«
    Nina lächelte verschmitzt. »Ich mag Herausforderungen. Okay – fangen wir an.«
    Drei Stunden verstrichen.
    Dann musste Nina sich widerwillig eingestehen, dass Popadopoulos recht gehabt hatte. Da sie den Text in den vergangenen Monaten mehrfach anhand der Fotos und in verschiedenen Übersetzungen gelesen hatte, kam sie rasch voran und schlug eine Seite nach der anderen um in der Hoffnung, etwas Neues zu entdecken … wurde aber jedes Mal enttäuscht.
    Es fanden sich weit und breit keine verborgenen Hinweise auf das Grab des Herkules und auch keine Zusatzkapitel, die den Text ergänzt hätten. Es war viel von Atlantis die Rede, von den Kriegen zwischen den Atlantianern und den alten Griechen, für Historiker ein unschätzbarer Quell des Wissens … jedoch nichts Neues bezüglich ihrer momentanen Obsession.
    »Verdammt«, murmelte Nina resigniert.
    Popadopoulos klang beinahe mitfühlend. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass da nichts ist, Dr. Wilde. Entweder der Text wurde unvollständig kopiert, oder Plato wusste auch nicht, wo sich das Grab befindet.«
    »Dann hätte er das Thema gar nicht erst aufgeworfen«, wandte Nina ein. »In Kritias sagt er unmissverständlich, er wolle Hermokrates und den anderen erzählen, wo sich das Grab befinde und wie er von Solon davon erfahren habe, der wiederum von ägyptischen Priestern darauf aufmerksam gemacht worden sei. Genau wie im Falle von Atlantis. Es gibt Sätze im Text, die wie Hinweise klingen, zum Beispiel der hier: Selbst ein Blinder vermag die Wegrichtung zu bestimmen, wenn er seinen leeren Blick in die Sonne wendet. « Sie blätterte mehrere Seiten um, deren Rahmen klirrend aneinanderstießen. »Das kann einfach nicht alles gewesen sein.«
    Popadopoulos erhob sich. »Das muss warten. Was würden Sie von einer kleinen Pause halten, hmm?«
    »Ich brauche keine Pause«, sagte Nina ungeduldig.
    »Aber ich ! Ich bin ein alter Mann und habe gestern Abend sehr üppig gespeist.« Er schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Amerikanische Küche, große Portionen. Kein Wunder, dass hier alle so dick sind.«
    »Einen Moment mal! Mir ist bewusst, dass ich eingewilligt habe, das Buch nur für eine beschränkte Zeitdauer zu Gesicht

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