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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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ich auch den Grund.« Sie berührte seine Hand. »Ich brauche nur zehn Minuten, um die Daten zu kopieren.«
    Chase blickte nachdenklich auf ihre Hand nieder. Dann drückte er sie kaum merklich und beugte sich vor. »Okay, Mei, wir machen einen kleinen Umweg. Bring uns zur Ycom-Zentrale.«

4
New York City
    A uf der anderen Seite der Erdkugel lehnte Nina sich in ihrem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Sie war deprimiert, aber nicht bereit, sich ihre Niederlage einzugestehen.
    Kurz nach sechs Uhr morgens war sie in dem anonymen Art-déco-Bürogebäude in der Nähe der City Hall eingetroffen; vor Aufregung hatte sie nicht länger als bis halb fünf schlafen können, denn sie brannte darauf, die alten Pergamente endlich mit eigenen Augen betrachten zu können. Im Foyer wurde Nina von einem finster dreinblickenden – und zweifellos bewaffneten – Mann in Empfang genommen, der sie in den vierten Stock hinaufbrachte.
    Popadopoulos erwartete sie bereits. Er war in Gesellschaft eines zweiten, ebenso gut gekleideten Mannes, ein finsterer Bursche mit dem Körperbau eines Boxers. Auch er war bewaffnet, wie die Ausbuchtung in seinem maßgeschneiderten italienischen Sakko auf den ersten Blick verriet. Er hatte einen schwarzledernen Aktenkoffer dabei, der mit einer Kette an einer Handschelle befestigt war. Bei genauerem Hinsehen stellte Nina fest, dass die Kette im Koffer verschwand, vermutlich weil sie an dessen Inhalt fixiert war.
    »Guten Morgen, Dr. Wilde«, sagte Popadopoulos.
    »Mr. Popadopoulos«, grüßte Nina fehlerfrei zurück. Übung machte den Meister. »Wo sind wir hier?«
    »Das Gebäude gehört der Bruderschaft – ein sicherer Unterschlupf, könnte man sagen. Wir besitzen mehrere, über die ganze Stadt verteilt.«
    Nina musterte ihn kühl. »Wie das Gebäude, in dem Jason Starkman mich vor anderthalb Jahren umbringen wollte?«
    Popadopoulos rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her. »Ich kenne keinen Mr. Starkman. Ich befasse mich nur mit den Archiven. Aber Sie wollten sich doch etwas anschauen, nicht wahr? Nun, ich habe es Ihnen mitgebracht. Was für mich mit beträchtlichen Unannehmlichkeiten verbunden war, möchte ich hinzufügen.«
    Der andere Mann legte den Aktenkoffer auf den großen ovalen Eichenschreibtisch und klappte ihn auf. Popadopoulos hob den darin befindlichen Gegenstand behutsam heraus.
    Es war ein Buch, drei bis vier Zentimeter größer als ein DIN-A4-Blatt, aber so dick wie ein Wörterbuch. Es war in dunkelrotes Leder gebunden, der Einband verstärkt durch einen Messingrahmen mit schwerer Schließe. Auch die einzelnen »Seiten« waren metallgerahmt, jede etwa einen halben Zentimeter dick. Das Buch wirkte ausgesprochen schwer.
    Popadopoulos gab eine Anweisung auf Italienisch, woraufhin der andere einen Schlüssel aus der Tasche zog und damit seine Handschelle aufschloss. Zu Ninas Überraschung ließ Popadopoulos die Handschelle sogleich um sein eigenes knochiges Handgelenk zuschnappen. »Was haben Sie vor?«, fragte sie.
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich ständig in der Nähe des Buches zu bleiben beabsichtige«, sagte der Grieche und nahm am Schreibtisch Platz. Die Kette, die ihn mit dem Buch verband, war etwa einen halben Meter lang.
    »Misstrauen Sie mir etwa?«
    »In der Vergangenheit wurde die Bruderschaft wiederholt bestohlen. Außerdem weiß ich, dass Sie Yuri Volgan kennen.«
    »Sie glauben doch nicht etwa, ich wollte das Buch stehlen? Ich bitte Sie!« Nina wies mit dem Kinn auf den anderen Mann. »Sie haben Rocky persönlich als Aufpasser, und das Gebäude wird von wer weiß wie vielen Typen bewacht, außerdem befinden wir uns im vierten Stock! Ich kann ja wohl schlecht mit dem Buch aus dem Fenster springen, oder?«
    »Sie haben meinen Bedingungen zugestimmt, Dr. Wilde«, erwiderte Popadopoulos schroff. »Entweder Sie halten sich an unsere Vereinbarung, oder Sie gehen wieder.«
    Verärgert nahm Nina dem Historiker gegenüber Platz und packte Laptop und Notizblock aus. Auf ein Nicken seines Chefs hin trat der Aufpasser auf den Flur und nahm vor der Tür Aufstellung.
    Popadopoulos öffnete die Schließe. »So, Dr. Wilde«, sagte er, als er das Buch aufklappte, »das ist das Original des Hermokrates .«
    Obwohl sie bereits Fotos der Pergamente gesehen hatte, spürte Nina angesichts des Originals Ehrfurcht in sich aufsteigen. Jedes Blatt war von zwei Glasscheiben eingefasst. Das Pergament war verfärbt und fleckig, aber alles in allem besser erhalten als viele andere

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