Das Grab des Herkules
zurücklassen?«, sagte Nina.
Er zog seine Waffe und sagte gönnerhaft: »Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
»Und ich etwa nicht? Neulich ist mir gar nichts anderes übrig geblieben, denn du hattest dich ja netterweise auf die andere Seite der Erdkugel abgesetzt …«
»Ich glaube, das ist kein guter Zeitpunkt, um zu streiten«, unterbrach Sophia das Geplänkel scharf. Sie öffnete die Beifahrertür und stieg aus, um weiteren Auseinandersetzungen zuvorzukommen.
Chase bedachte Nina mit einem finsteren Blick, dann folgte er Sophia.
Nina schlug in hilflosem Zorn mit den Fäusten auf den Sitz, dann stieg auch sie aus.
Der Tunneleingang hatte einen Durchmesser von etwa drei Metern; eine nahezu kreisrunde Öffnung, die in das braune, staubtrockene Erdreich hineinführte. In weiten Abständen hingen Glühlampen an der Decke. Nina schauderte. Genauso war es in den New Yorker Abwasserkanälen gewesen. Bei der Erinnerung daran verkrampfte sie sich am ganzen Leib.
»Alles in Ordnung?«, fragte Chase und legte ihr die Hand auf den Arm.
»Es geht schon«, erwiderte Nina barsch, schüttelte seine Hand ab und schulterte ihren Rucksack. »Also los. Holen wir uns die Landkarte.«
10
C hase ging voran und nutzte die Stützbalken als Deckung. Fang und der andere Mann waren bereits in der Dunkelheit verschwunden.
Je tiefer sie in den Tunnel vordrangen, desto leiser wurde der Baggerlärm. Direkt vor ihnen nahm Nina jedoch noch ein anderes Geräusch wahr.
»Wenigstens hört uns hier niemand«, rief Chase ihnen zu. In der Ferne sah er Lichter in einem größeren Raum. Von dort kam das Rumpeln. Fang und dessen Begleiter zeichneten sich kurz als Silhouetten ab, dann bogen sie um eine Ecke. »Okay, ich glaube, wir können weitergehen. Aber haltet euch für alle Fälle direkt an der Wand.«
Er nickte und trabte los. Hin und wieder vergewisserte er sich mit einem Blick über die Schulter, dass hinter ihnen niemand den Tunnel betreten hatte. Bald darauf hatten sie das Tunnelende erreicht.
Als Chase vorsichtig um den letzten Stützbalken herumspähte, hatte er freien Blick in einen großen, rechteckigen Raum. Drei weitere Tunnel mit kreisförmigem Querschnitt führten in verschiedene Richtungen weiter in die Tiefe. Von seiner Position aus sah er nun auch, wie die Tunnel angelegt worden waren: mit einem riesigen Bohrgerät auf Raupen, das in der Mitte des Raumes stand. Kompliziert angeordnete konische Bohrköpfe, die mit Metallbuckeln besetzt waren, glänzten im Schein des Kunstlichts.
Der Lärm stammte jedoch nicht von dem Bohrgerät.
Aus den drei Tunneln traten Förderbänder aus, die Erdbrocken an ein einzelnes breiteres Förderband übergaben, das fast sechs Meter anstieg und sich dann in eine große Zerkleinerungsmaschine entleerte. Das pulverisierte Erz wurde an eine Weiterverarbeitungsanlage weitergeleitet. Chase konnte jedoch nicht erkennen, was darin vorging, doch soweit er es beurteilen konnte, wurde das meiste Erz abgeschieden und auf einen großen Haufen in der einen Ecke des Raums gespuckt. Die Ausbeute, woraus auch immer diese bestehen mochte und wozu auch immer sie gebraucht wurde, landete in schwarzen Metalltrommeln, die auf einer Palette aufgereiht waren.
Hinter der Anlage standen mehrere mobile Bauhütten, jeweils zweifach übereinandergestapelt. Mehrere gelb lackierte Laufgänge verbanden sie mit der Zerkleinerungsanlage.
»Was zum Teufel ist das?«, fragte Chase. »Weshalb sollte man eine Diamantmine in einer Diamantmine verstecken?«
»Ich glaube nicht, dass es hier um Diamanten geht«, sagte Nina. Sie ging in die Hocke und zog etwas aus der Stollenwand.
»Herrgott«, stieß Chase hervor. Nina hielt einen erbsgroßen Stein hoch. Er war unregelmäßig geformt und schmutzig … doch ein Irrtum war ausgeschlossen.
Ein Diamant.
»Der hat einfach da drin gesteckt.« Sie ging ein paar Schritte in den Tunnel hinein und zeigte auf eine andere Stelle. »Und da ist noch einer.«
»Mein Mann hat sich immer darüber ausgelassen, dass dies die ergiebigste Mine des Landes sei, vielleicht sogar der ganzen Welt«, meinte Sophia. »Wenn die Diamanten hier so leicht zu finden sind, hat er wohl nicht übertrieben.«
»Aber niemand hat es für wert befunden, sich darum zu kümmern«, erklärte Nina. »Das, wonach hier gesucht wird, muss demnach wertvoller als Diamanten sein. Aber was könnte das sein?«
Chase blickte zu den Metalltrommeln neben der Weiterverarbeitungsanlage. »Schauen wir mal nach.«
Mit angelegter
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