Das Grab des Herkules
Waffe näherte er sich den meterhohen Trommeln, wobei er die Bauhütten im Auge behielt. Sophia folgte ihm. Nina zögerte, dann steckte sie den Rohdiamanten in die Tasche und eilte ihnen nach.
Chase untersuchte die unbeschrifteten Trommeln. Aus der Oberseite ragten Bolzen hervor, die mit Flügelmuttern gesichert waren. Dem Abstand der Bolzen vom Außenrand nach zu schließen, waren die Trommelwände mindestens fünf Zentimeter dick.
Dick genug, um einen gefährlichen Stoff darin aufzubewahren … oder ihn abzuschirmen .
Eine böse Vorahnung beschlich Chase. Unter einer Steuerkonsole entdeckte er einen Werkzeugkasten.
»Behaltet die Bauhütten im Auge«, wies er Sophia und Nina an, während er den Kasten aufklappte und einen Schraubenschlüssel herausnahm. Dann steckte er die Waffe ins Halfter, setzte den Schraubenschlüssel an und drückte dagegen. Er musste sich anstrengen, doch schließlich gab die Mutter nach und ließ sich drehen.
Chase schraubte sie eilig ab, dann wiederholte er den Vorgang mit den anderen Bolzen. Schließlich waren alle Muttern entfernt. Er wuchtete den Deckel hoch, der so schwer war wie ein Kanaldeckel.
Sie blickten in den Hohlraum.
In der Trommel befand sich ein zerkleinertes, silbrig-grau schimmerndes Erz.
»Eindeutig keine Diamanten«, sagte Nina und machte Anstalten, einen Brocken in die Hand zu nehmen.
Chase fasste sie beim Arm. »Nicht.«
Sein eindringlicher Tonfall ließ sie frösteln. »Weißt du, was das ist?«, fragte sie.
»Allerdings.« So ernst hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt. Unerbittliche Entschlossenheit spiegelte sich in seiner Miene wider. Chase war jetzt hundertprozentig bei der Sache.
»Das ist Uran.«
Nina wich zurück. »Bist du dir sicher?«
»Ich habe meine Erfahrungen mit Massenvernichtungswaffen gemacht. Ja, das ist ganz sicher Uran.« Er klappte den Deckel wieder zu. »Wir müssen von hier verschwinden. Und zwar sofort.«
»Was ist mit der Landkarte?«, fragte Nina, zu den Bauhütten hochblickend.
»Scheiß drauf«, erwiderte Chase kühl. Er schraubte die Muttern wieder fest. »Wir müssen schnellstmöglich Kontakt mit den Vereinten Nationen aufnehmen und sie warnen – und zwar bevor man auf uns aufmerksam wird. Wenn man uns fasst, sind wir tot.«
Ninas Verärgerung wandelte sich in Angst. »Aber Uran wird an allen möglichen Orten gefördert …«
»Aber diese Minen werden äußerst streng überwacht«, fiel er ihr ins Wort. »Die Internationale Atomenergiebehörde weiß genau, wie viel Uran in Umlauf ist, woher es stammt und wo es weiterverarbeitet wird. Sollten Terroristen in den Besitz eines atomaren Sprengkopfs gelangen und ihn zünden, würden charakteristische Strahlungsmuster entstehen, da waffenfähiges Uran auf unterschiedliche Weise hergestellt wird. Somit könnte man die Bombe zu ihrem Ursprung zurückverfolgen.« Er schraubte die letzte Mutter an. »Besitzt jedoch jemand einen Uranvorrat, von dem niemand weiß, kann man auch nicht auf die Quelle schließen. Und wenn dieser Jemand in der Lage ist, das Material anzureichern …«
»Mein Mann besitzt Fabriken in aller Welt«, sagte Sophia. »Wenn jemand in der Lage ist, eine geheime Anreicherungsanlage zu bauen, dann er.«
»Das heißt, er könnte Bomben herstellen und sie an Terroristen oder Schurkenstaaten verkaufen, ohne dass irgendwer davon erfährt – bis die Bombe hochgeht.« Chase zog die Mutter so fest wie möglich an und warf den Schraubenschlüssel in den Werkzeugkasten zurück. »Kommt, wir müssen los«, mahnte er.
Nina rührte sich nicht vom Fleck. »Warte mal …«
»Nein!«, blaffte Chase. »Vergiss die Landkarte; die ist jetzt unwichtig.« Er fasste sie beim Arm.
»Das habe ich gar nicht gemeint! Hörst du das auch?«
Chase stutzte und blickte in einen der Tunnel. Ein tuckerndes Motorengeräusch war zu vernehmen, das immer lauter wurde. Einen Moment später schoss ein kleiner, gedrungener Laster aus der Tunnelmündung hervor. Vier Männer in schmutzigen Overalls und mit Schutzhelmen saßen darauf. Einer blickte zur Zerkleinerungsanlage hinüber – und stutzte, als er die drei unbekannten Personen sah. Sofort löste er ein Walkie-Talkie vom Werkzeuggürtel und rief etwas hinein, während der Fahrer den Truck zu den Eindringlingen herumlenkte.
»Scheiße!« Chase riss die Waffe aus dem Halfter und feuerte. Der Mann mit dem Walkie-Talkie wurde von der Ladefläche des Trucks geschleudert, Blut spritzte aus seiner Brust. Der Fahrer änderte eilig die
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